Klimaschutz im Kreis Mettmann Erste Märkte verbannen Böller aus Sortiment

Kreis Mettmann · Im Kreis Mettmann gibt es beim Edeka Windges in diesem Jahr keine Knaller mehr zu kaufen.

 Zum Jahreswechsel gehört das Feuerwerk für viele einfach dazu.

Zum Jahreswechsel gehört das Feuerwerk für viele einfach dazu.

Foto: Tobias Kleinschmidt

Kurz vor Jahresende hat die Debatte um den Klimaschutz auch den Einzelhandel erreicht: Neben Hornbach gaben vereinzelte Rewe- und Edeka-Kaufleute bekannt, in diesem Jahr erstmals kein Silvesterfeuerwerk zu verkaufen.

Im Kreis Mettmann haben sich die Inhaber des Edeka Windges in Erkrath dazu entschieden, Feuerwerkskörper aus dem Sortiment zu nehmen. Nachdem das Frische-Center am Hochdahler Markt vor zwei Jahren aufwendig umgebaut wurde und seitdem auf klima- und umweltschonende Technik wie LED-Beleuchtung und CO2-Kühltechnik setzt, Verpackungsmüll reduziert und Lieferwege so kurz wie möglich hält, war dies für das Familienunternehmen der nächste Schritt: „Wir fühlen uns unseren Kunden, unserer Region und der Umwelt verpflichtet und Nachhaltigkeit ist uns wichtig“, erklärt Christoph Windges.

Die Entscheidung liegt jenseits von betriebswirtschaftlichen Interessen. Die Belastung der Umwelt sei der Grund für den Verzicht auf das Geschäft mit Knallern und Raketen. Neben den extremen Strapazen durch Lautstärke und Helligkeit für alle Tiere sorgen Silvester-Knallereien für weit in die Natur verstreute Müllmengen und setzen die Menschen einem hohen Gesundheitsrisiko aus.

„Der erste Januar ist der Tag mit der höchsten Feinstaub-Belastung im gesamten Jahr“, sagt Ute Dauert, Expertin für Luftqualität vom Umweltbundesamt. Etwa 4500 Tonnen Feinstaub werden an Silvester in einer einzigen Nacht freigesetzt – das entspricht der Menge von fast 16 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge. Für die Inhaber ein Grund, umzudenken.

Im Kreis Mettmann stehen die Windges mit ihrer Entscheidung bisher alleine da. Bis auf Edeka Feil in Langenfeld, der noch nie Silvesterböller im Sortiment hatte, bieten alle anderen Rewe- und Edeka-Filialen in diesem Jahr weiterhin Feuerwerkskörper an. Eine Tendenz, ob sich der Trend in den nächsten Jahren auch in anderen Filialen durchsetzen wird oder nicht, kann Edeka-Pressesprecherin Simone Erkens nicht vorhersehen. „Die Thematik wird zwar in den Medien breit diskutiert, allerdings handelt es sich in ganz Deutschland um Einzelfallentscheidungen im unteren zweitstelligen Bereich. Das sind noch zu wenige, um eindeutige Prognosen zu stellen.“ Sie wies außerdem darauf hin, dass Feuerwerkskörper bereits ein oder ein halbes Jahr vor Silvester bestellt werden müssen. Durch die Vorlaufzeit sei der Verzicht auf den Verkauf von Böllern und Raketen ein „langfristiger Prozess“. „Ich gehe davon aus, dass die einzelnen Kaufleute erst einmal schauen werden, welche Auswirkungen die Entnahme aus dem Sortiment hat und auf der Basis entscheiden“, sagt sie.

Thomas Bonrath, Pressesprecher von Rewe, glaubt nicht, dass sich in Zukunft weitere Kaufleute gegen den Verkauf von Silvester-Knallereien entscheiden. Dafür sei die Nachfrage zu hoch: „Den Jahreswechsel mit Feuerwerk zu begleiten ist für viele Menschen ein unverzichtbares Ritual. Auch für dieses Jahr rechnen Experten mit einer Nachfrage nach Feuerwerk auf dem hohen Niveau des Vorjahres“, sagt er. Sollten die Kaufleute in den kommenden Jahren Feuerwerkskörper aus dem Sortiment nehmen, dann nur, weil die Nachfrage in diesem Jahr gesunken ist. „Aber im Moment sieht es nicht danach aus.“

Auch die Kaufleute sind gemischter Meinung. Während einige auf den Verkauf nicht verzichten möchten, haben andere in den letzten Jahren eine sinkende Nachfrage beobachten können. „Da immer weniger Menschen Feuerwerkskörper kaufen, kann es schon sein, dass wir unser Sortiment im nächsten Jahr reduzieren“, sagt ein Mitarbeiter des Rewe City in Ratingen, der unbenannt bleiben möchte. Auch ein Rewe-Mitarbeiter in der Dieker Straße in Haan kann sich vorstellen, dass es dort im nächsten Jahr keine Feuerwerkskörper zu kaufen geben wird: „In den letzten Jahren hat die Nachfrage schon deutlich abgenommen“ sagt er.

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