Mettmann Eine Nachbarschaft steht Kopf
Mettmann · Mit einem außergewöhnlichen Projekt thematisiert der Wuppertaler Künstler Fridhelm Büchele in Mettmann das nachbarschaftliche Miteinander. Auf 3,50 Meter hohe Ballons werden Gesichter von Bürgern projiziert.
Kinder der Astrid-Lindgren-Grundschule haben in den vergangenen Wochen eine überdimensionierte Kopfbedeckung gebastelt. Damit werden sie Teil eines Kunstprojektes, an dem außer ihnen noch viele Mettmanner Bürger beteiligt sind: Der Wuppertaler Fridhelm Büchele bringt am Samstag, 3. November die "Nachbarköpfe" nach Mettmann. Es handelt sich um 3,50 Meter hohe, wie ein Gesicht geformte Luftkissen, auf die er die Gesichter echter Menschen projiziert. Diese erzählen dann, was sie mit Nachbarn verbindet, was sie gemeinsam erlebt haben, worüber sie sich ärgern. Für einen dieser Nachbarköpfe haben die Astrid-Lindgren-Schüler die Kopfbedeckung gebastelt, weil sie das Projekt unterstützen wollen.
250 Menschen interviewt
250 Menschen zwischen fünf und 95 Jahren hat Büchele für die Installation, die außer in Mettmann noch in Remscheid, Solingen und Wuppertal aufgebaut wird, interviewt. "Die meisten davon aus Mettmann", sagt er. Und so wird man sicherlich den einen oder anderen Kopf kennen, der am Projektabend in der Innenstadt überdimensioniert über das Thema "Nachbarn" berichtet. Allerdings hat Büchele auch "zwei oder drei" Ortsfremde untergeschmuggelt — um zu sehen, ob jemandem der Schwindel auffällt. Die Idee der Aktion ist es, das Miteinander und die Kommunikation zu fördern. Die zwölf großen Köpfe — hergestellt in einer Ballonnäherei — werden im Bereich der Innenstadt aufgestellt. Pro Kopf ist ein Thema, etwa Garten, Sauberkeit, Kindheit oder Erinnerung in Zusammenhang mit Nachbarschaft vorgesehen. Die Gesichter auf den Köpfen wechseln, und nach etwa 20 Minuten wiederholt sich das Gesagte. Denn die Zuschauer sollen nicht ewig stehenbleiben, sondern durch die Stadt wandern und die Köpfe besuchen — vor denen sie dann selbst mit anderen Umstehenden ins Gespräch kommen sollen.
Die Idee zu diesem Projekt hatte Büchele, nachdem eine andere Installation von ihm in Wuppertal für Aufmerksam sorgte: Vor vier Jahren baute er eine Art virtuelles Haus, 15 mal 15 Meter groß, in der Wuppertaler Innenstadt auf. Per Videoinstallationen erhielten die Bürger darin einen Einblick in Wohnungen ihrer Nachbarn — als schauten sie durch deren Fenster. Während Bücheles Köpfe in den drei anderen Städten jeweils eine Woche lang zu sehen sind, werden sie in Mettmann nur einen Tag lang aufgebaut.
Die Organisation unter anderem von Betreuern sei zu aufwändig gewesen, sagt Ingo Grenzstein von Mettmann Impulse, der das Projekt unterstützt. Allerdings, sagt Büchele, könnte es sein, dass Mettmann im kommenden Jahr länger dabei ist: Büchele hat bereits einen Förderantrag gestellt, um 2013 eine ähnliche Aktion zu wiederholen. Dann jedoch soll der Schwerpunkt bei Kunst mit Kindern liegen. Das dürfte den kreativen Astrid-Lindgren-Schülern besonders gut gefallen.