Wülfrath/Mettmann Eine Familie mit lauter Nesthäkchen

Wülfrath/Mettmann · Baby Hardy Milde ist das jüngste Mitglied der großen Familie. Seine Eltern hatten auch nur ältere Geschwister.

Ganz ruhig sitzt der Wonneproppen auf dem Schoß seiner Mutter und strahlt. "Hardy ist wie ein Sechser im Lotto, nur viel besser", freut sich Britta Milde über ihren jüngsten Spross. Hardy hat zwei ältere Geschwister, ein jüngeres wird wahrscheinlich nicht folgen. Er wird das Nesthäkchen bleiben.

Vor 13 Jahren bekam Britta Milde ihren ersten Sohn Paul, war lange alleinerziehende Mutter. "Ich habe mir immer noch ein Mädchen gewünscht, aber ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass ich noch einmal ein Kind bekommen würde. Ich musste als Hebamme sehr flexibel arbeiten, Nachtdienste machen, Hausbesuche. Das ist ein sehr zeitintensiver Beruf, und ich wollte schließlich auch viel Zeit mit Paul verbringen", erzählt sie rückblickend. Jahrelang hat sie als Hebamme im Mettmanner Krankenhaus gearbeitet, viele Kurse für junge Mütter in Wülfrath, Mettmann und Erkrath gegeben. "Deswegen war ich ständig mit Familien und Babys in Kontakt. Da entstand schon der Wunsch, das auch wieder zu erleben."

Schließlich wurde aus einer Freundschaft aus Kindertagen eine Liebesbeziehung. Britta Milde kannte Andreas Winkels seit vielen Jahren, ehe sie sein Paar wurden. Auch ihr Sohn Paul kannte ihn bereits — und plante schon früh die gemeinsame Zukunft. "Als mein Sohn sieben war, fragte er mich plötzlich, ob Andreas und ich jetzt eigentlich zusammen seien. Da war unsere Beziehung noch ganz frisch, aber ich bejahte die Frage. Paul sagte gleich: ,Dann sag dem Andreas mal, dass ich noch ein Geschwisterchen haben möchte'", erzählt sie lachend. "Paul liebt kleine Kinder."

Vier Jahre musste er sich noch gedulden, ehe seine Schwester Selma auf die Welt kam — zu diesem Zeitpunkt das absolute Nesthäkchen der gesamten Familie. "Mein Freund und ich sind auch Nesthäkchen. Ich bin die Jüngste von fünf Geschwistern, er ist der Jüngste von drei. Die Kinder unserer älteren Geschwister sind alle schon erwachsen oder fast erwachsen, so dass Selma in der gesamten Familie mit Abstand die Jüngste war."

Den Eltern war schnell klar, dass das nicht so bleiben würde. "Zum einen wollte ich nicht, dass sie alleine aufwächst, zum anderen wollte ich nicht, dass sie die kleine Prinzessin der Familie wird", verrät Britta Milde mit einem Augenzwinkern, denn sie weiß von sich und ihrem Freund, dass Nesthäkchen oft verwöhnt werden.

"Außerdem haben die Jüngsten meist noch länger sehr engen Kontakt mit ihren Eltern. Als meine Eltern noch lebten, war ich oft am Wochenende bei ihnen und war auch die Letzte von meinen Geschwistern, die noch mit Paul zusammen mit ihnen Ostern und Weihnachten gefeiert hat." Das Phänomen kenne sie von vielen Freunden. "In unserem Freundeskreis sind sehr viele Nesthäkchen."

Die Geburt ihres eigenen Nesthäkchens war für sie ein ganz besonderes Erlebnis. Nach zwei Kaiserschnitten brachte sie Hardy auf natürlichem Weg auf die Welt - und das auch noch im neuen Zuhause in Düsseldorf-Knittkuhl. "Ich war eigentlich im Krankenhaus angemeldet, aber die Geburt ging so schnell, dass ich es gar nicht mehr dorthin geschafft habe", sagt sie. Das Kind mit Hilfe von zwei Kolleginnen im eigenen Schlafzimmer auf die Welt zu bringen, sei ein wundervolles Erlebnis gewesen. Selma musste sich an den kleinen Bruder erst gewöhnen. Sie hat ihren Nesthäkchen-Status verloren. "Sie war anfangs eifersüchtig, aber jetzt geht es besser, da er langsam so groß wird, dass sie mit ihm spielen kann."

Die Zeit mit ihren zwei kleinen Kindern sei eine "Intensivfortbildung" für ihre Arbeit als Hebamme. Sie gehe heute in vieler Hinsicht anders mit ihren Kindern um als vor 13 Jahren mit Paul. "Es gibt zum einen Sachen, über die mir heute mehr Gedanken machen, zum Beispiel, dass sie atmungsaktive Kleidung tragen oder der Kopf warm bleibt. Auf der anderen Seite bin ich bei vielen Dingen wesentlich entspannter."

Wenn sie Hardy den Löffel hinhält und er nicht essen will, dann esse er eben nicht. "Das wird schon noch kommen, dass er vom Löffel essen wird. Früher wäre ich gestresst gewesen, wenn solche Dinge nicht funktioniert hätten."

(arm)
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