Mettmann Eine eigene Welt im Kleinen bauen

Mettmann · Eisenbahnfans haben eine große Modellspielzeug-Anlage im Spielwarengeschäft an der Poststraße gebaut.

Vorbei an der "Villa Sorgenfrei" führt der Weg durch eine hübsche Landschaft. Während die einen bereits zünftig im Brauhaus feiern und es sich gut gehen lassen, kämpfen die anderen noch mit den Resten des Großreinemachtages, klopfen einen Teppich aus und wischen den Boden. Letztlich herrscht in "Friedrichstadt" rund um seinen Hauptbahnhof Frieden. Denn das Idyll ist eine üppig dimensionierte Modelleisenbahn, aufgebaut in der oberen Etage des Spielwarengeschäfts an der Poststraße.

2004 durch Stephan Rasche gegründet, hat der Club seit vergangenem Jahr hier sein Zuhause. Einen Monat wurde gewerkelt, um Teppichböden zu verlegen, den Grundstock der Modelleisenbahn aufzubauen und die Wände mit einem watteweichen Wolkenanstrich im Himmeldesign zu bepinseln. Zu den Mitgliedern zählen überwiegend Erwachsene, sechs Teenager und mit Marlies Kempen eine Frau. "Uns verbindet der Spaß am Hobby", erklärt Carsten Pütz.

Er selbst bekam siebenjährig seine erste Modelleisenbahn. "Eine Mini-Trix", weiß der inzwischen 50-Jährige. Leidenschaftlich ließ er die fahren, bis sie zusammen mit den anderen Zügen im Keller verschwand. Aber wirklich los ließ ihn das Thema nicht und vor sechs Jahren kramte er die Schätze wieder aus den Kisten. "Hier haben wir Platz", was ja das Wichtigste ist, um sämtliche Accessoires aufbauen zu können.

Sechsgleisig ist der Hauptbahnhof, zu den Prunkstücken zählen ein historisches Schätzchen namens "Rheingold", "Thalis" sowie die Regiobahn im 1:87-Design und technische Finessen wie das Bahnbetriebswerk mit Drehscheibe. Sogar einen Herrgottswinkel haben die Eisenbahner aufgebaut, "der Maibaum steht jetzt natürlich nicht", die Module sind variabel und werden immer mal wieder neu strukturiert.

Zurzeit sind ein paar ältere Mitglieder damit beschäftigt, einen sogenannten Güterbahnhofablaufberg zu konstruieren. Aus Karton, Netz, viel Kleber und noch mehr Geduld wird in filigraner Feinarbeit dieses Rangierprinzip nach einem Original in Opladen nachgebaut. Bereits entstanden sind in ebensolcher Kleinarbeit beispielsweise eine Berglandschaft inklusive Seilbahn sowie ein Steinbruch, "weil das gut zu unserer Region passt".

Damit auch Kinder das komplette Schienenwerk überblicken und gut beobachten können, sind für sie Podeste angefertigt worden. Damit es wirklich nicht langweilig wird, gibt es außer den Zügen parallel ein Car-System und mit blinkenden Leuchten animierte Gimmicks wie einen Autounfall und eine "funktionierende Baustelle", wie der im täglichen Broterwerb als Polizist tätige Mann sagt. Sogar ein Autokino gibt es. "Natürlich läuft hier ein Film über die Eisenbahn."

Das Thema Eisenbahn ist schier unerschöpflich, die verschiedenen Epochen bieten "viel Gesprächsstoff". Außerdem unternimmt der Club schon mal Ausflüge in entsprechende Museen, nach Bochum-Dahlhausen zum Beispiel, oder zu Ausstellungen.

Außerdem sind die Mettmanner mit den entsprechenden Clubs in Erkrath, Wuppertal und Kaarst vernetzt, "es wird nie langweilig". Und mancher empfindet es eben als kontemplativ zuzusehen, wie die Lok einfach ihre Runden dreht, an Friedhof, Straßen, Wäldern und üppig grünenden Büschen vorbei in den Hauptbahnhof in einer Welt, die schlichtweg harmonisch ist.

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