Wülfrath Ein Umzug, der den Alltag verändert

Mettmann · Dieter Breier musste schon oft neu beginnen. Seit Dezember wohnt er in der Senioren-Anlage "Angergarten".

Dieter Breier ist schon oft in seinem Leben umgezogen. Vom Osten in den Westen und vom Westen aus wieder in den Osten. Schließlich kam er von Schlesien nach Wülfrath und gründete in der Kalkstadt eine Familie. Im Dezember packte noch einmal in Obschwarzbach sein Hab und Gut zusammen. Denn Dieter Breier gab sein altes selbstständiges Leben auf — für ein neues Leben im betreuten "Wohnen am Angergarten".

"Der Krieg trieb mich zum ersten Mal in meinem Leben dazu, mein Zuhause zu verlassen", erinnert sich Dieter Breier in seiner neuen Wohnung an seinen ersten, so gar nicht freiwilligen Umzug. Nach 1945 kehrte die Familie Breier mit dem damals 16-jährigen Dieter zurück in die schlesische Heimat. Dort erwartete sie aber statt des alten guten Lebens Zwangsarbeit unter der polnisch-russischen Besatzung. Erst 1957 schaffte es die Familie, auszubrechen.

Die Schwester des Vaters hatte in einem Ort namens Wülfrath ein Haus gebaut. Das war das Ziel, als sie vor 55 Jahren in den Zug Richtung Niederbergisches Land stiegen. In Wülfrath ging es der Familie gut. Dieter Breier absolvierte in Barmen eine kaufmännische Fortbildung, die ihm schließlich eine Anstellung als Abteilungsleiter verschaffte.

Beim Tanz am Wochenende in Düsseldorf traf er die Frau, die er später zum Altar führen sollte und die ihm einen Sohn schenkte. Ein Leben voller Höhen und Tiefen, das der heute 83-Jährige mit in sein neues Zuhause am Angergarten genommen hat. Bilder von seiner schlesischen Heimat schmücken die Wand, Heiratsurkunde und Zertifikate sind ordentlich in den Schrank einsortiert. "Mittlerweile fühle ich mich hier auch schon wohl", meint der Witwer, während er den Ordner mit den vielen Bildern und Erinnerungen aus dem Regal nimmt.

Obwohl der Schritt weg aus der eigenen Wohnung ein großer war, habe sich letztendlich gar nicht viel verändert. "Frühstück und Abendbrot richte ich mir selber in meiner kleinen Küche an", erklärt er seinen Tagesablauf. "Nur zu Mittag esse ich nebenan im Seniorenheim."

In der Tiefgarage des Gebäudes steht sein Auto, mit dem der lebensfrohe Senior seine Einkäufe erledigt sowie sein Fahrrad, das er im neuen Jahr gerne wieder besteigen möchte. Denn Pläne hat Dieter Breier noch einige. "Meine Freundin und ich werden im Sommer einige Wochen an der Ostsee verbringen, und auch meine schlesische Heimat möchte ich endlich mal wieder besuchen."

Damit sich aber diese Pläne realisieren lassen, müssen zunächst die Schmerzen im Bein nachlassen. Und falls sie dies nicht tun, in der neuen Wohnung am Angergarten ist der Rentner nicht auf sich allein gestellt.

Genau darin liegt dann wohl doch der entscheidende Unterschied in seinem neuen Leben. "Denn egal, wie es verläuft. Hier kann mir in der Not jederzeit jemand helfen."

(nibo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort