Mettmann Ein Prosit auf den Klassiker

Mettmann · Die Theater AG am Heinrich-Heine-Gymnasium führte "Was ihr wollt" auf. Das Stück behandelt Themen wie die Frage nach der Geschlechteridentität und dem Konflikt zwischen Nähe und Distanz in Paarbeziehungen.

Der Projektkurs Theater der Qualifikationphase 1 des Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasiums hat die Komödie "Was ihr wollt" von William Shakespeare in der Aula der Schule aufgeführt.

Die moderne Übersetzung, die Lehrer Jörg Feldmeier ausgesucht hat, passt gut in die heutige Zeit, behandelt sie doch aktuelle Themen wie die Frage nach der Geschlechteridentität und dem Konflikt zwischen Nähe und Distanz in Paarbeziehungen in einer zeitgemäßen Sprache.

Herrscher unter den Darstellern ist der Herzog Orsino, gespielt von Ruslan Bekker, der mit seinem Spazierstock die Bühne aufräumt wie der Rapper Snoop Dog seine Musikvideos.

Neues Genre erfunden

Lässiger wird es, als zwei trinkfeste Kumpane, herausragend gegeben von Tobi Thiess als Sir Toby und Adrian Weißenborn alias Sir Andrew, über die Bühne torkeln. Die beiden erfinden gleich ein neues Theatergenre: Klassiker spielen mit offener Promillegrenze. Und sie schaffen das Kunststück, dass sie trotz andauerndem Lallen gut zu verstehen sind. Denn in der großen Aula gehen sonst manche Sätze unter; vor der nächsten Aufführung könnte Projektleiter Feldmeier eine Trainingseinheit Stimmtechnik ansetzen.

Die Leistung der Schüler ist nicht hoch genug einzuschätzen, handelt es sich doch um einen Theatermarathon von mehr als zwei Stunden reiner Spielzeit. "Das ist schon anstrengend, weil vorher und am nächsten Tag Unterricht stattfindet", berichtet Elena Maslabei, die in dem Stück die Rolle des Sebastian übernommen hat, über ihre Erfahrungen mit der Schauspielerei. Sebastians verloren geglaubte Schwester Viola heißt im wirklichen Leben Jennifer Raimann. Sie trägt ihren Degen mit sichtlichem Stolz und ist daher ein echter Edelmann. In Erinnerung bleibt auch Dominik Matyssek, der mehrmals artistisch von der Bühne rutscht.

Singender Narr

Jan Herbst beweist als Narr, dass er richtig gut singen kann. Das hätte man ruhig ausbauen können. Absolute Frauenpower zeigen außerdem Elisa Claus als zickige Gräfin, Laureen Lohoff als liebliche Zofe und Katharina Schiller als verliebter Diener. Für die lokale Kulturszene ist sicherlich wünschenswert, dass solch schöne Theaterabende in jeder Jahrgangsstufe zur festen Institution werden, so wie es sich auch Jörg Feldmeier in seiner Danksagung, als der Vorhang gefallen ist, wünscht.

(lard)
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