Mettmann Ein Hohlkreuz macht die Rutsche schnell

Mettmann · Julian und Luca Tschech aus Velbert haben schon 800 Rutschen ausprobiert. Die Ergebnisse stellen sie ins Internet.

 Im Mettmanner Naturfreibad testen Julian und Luca Tschech (vorne) die Rutsche.

Im Mettmanner Naturfreibad testen Julian und Luca Tschech (vorne) die Rutsche.

Foto: Anne Orthen

In Italien sind sie durch Falltüren 30 Meter in die Tiefe gefallen, in Filderstadt bei Stuttgart wie beim Skispringen über eine Schanze auf eine Matte geflogen, und in Nürnberg haben sie sogar einen kleinen Looping gemacht. Trotzdem: Die vergleichsweise kleine Wasserrutsche im Naturfreibad Mettmann gefällt Julian und Luca Tschech richtig gut. "Die Rutsche ist schnell und kurvenreich", sagt Julian.

Die beiden Brüder aus Velbert testen seit 2009 bundesweit und auch über die Grenzen von Deutschland hinaus Wasserrutschen und bewerten ihre Erfahrungen. Angefangen hat alles mit einem Flohmarktbesuch. "Wir haben dort relativ kostengünstig eine wasserfeste Hülle für die Kamera gekauft", erzählt der heute 21-jährige Julian. Da das Rutschen immer schon ein Hobby der beiden war, lag die Idee nahe, sich gegenseitig beim Rutschen zu filmen. Dieses erste Video stellten sie spaßeshalber bei Youtube ein und stellten bald fest: "Es gibt scheinbar sehr viele Leute, die sich so etwas gerne angucken."

Also machten die beiden weiter. Familienurlaube wurden um Schwimmbäder herumgeplant, die Eltern fuhren ihre Söhne von Rutsche zu Rutsche, bis Julian mit 18 endlich selbst fahren konnte. Insgesamt haben er und sein 15-jähriger Bruder schon rund 800 Rutschen getestet und ihre Ergebnisse auf der eigenen Internetseite dokumentiert.

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"Jedes Schwimmbad testen wir auf bestimmte Kriterien, konzentrieren uns aber vor allem auf die Rutschen", erklärt Luca. Die Punkte, die für die Rutschen vergeben werden, zählen folglich auch doppelt. Noten gibt es außerdem für die Gestaltung des Bades, die Größe, die Angebote, die Wassertemperatur, das Personal, die Umkleiden, den Eintrittspreis und die Hygiene. Zum Schluss errechnen die Brüder eine Durchschnittsnote für jedes Bad.

Mittlerweile können die beiden ihre Reisen zu den Rutschen über Anzeigen auf dem Portal finanzieren. Gesponsort werden sie außerdem von dem Kamerahersteller "GoPro" und einem Rutschenhersteller aus der Schweiz. "Wir machen keine dicken Gewinne, aber können dadurch immerhin unsere Kosten auffangen", sagt Julian, der nach seinem Studium in Management and Economics in Bochum im "Bäderbereich" arbeiten will.

Um eine aussagekräftige Bewertung abgeben zu können, müssen die Jungs rund sechs Mal auf einer Rutsche rutschen. Andere Badegäste fühlen sich von den Videoaufnahmen oft gestört. "Daher machen wir die Tests meistens unter der Woche, wenn es nicht so voll ist, am liebsten aber sogar außerhalb der Öffnungszeiten", sagt Luca. Die meisten Badbetreiber würden ihnen dabei entgegenkommen. Manchmal würden sie sogar eine Hotelübernachtung spendieren. Wer so viele Rutschen testet, kennt natürlich auch Tricks. "Am schnellsten wird man, wenn man ein Hohlkreuz macht, die Füße überkreuzt und nur mit den Schulterblättern und einer Ferse auf der Rutsche aufliegt", erklärt Luca. Zum Stoppen setze man sich am besten gerade hin.

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Foto: dpa/Thomas Warnack

Von gefährlichen Stunts nehmen die Jungs allerdings Abstand. "Wir haben uns noch nie verletzt,ein paar blaue Flecken gehören aber natürlich dazu", sagt Julian und zeigt auf einige dieser Souvenirs an seinem Bein. Auf keinen Fall dürfe man in einer Rutsche aufstehen, denn dann könne man mit hinterherrutschenden Besuchern zusammenkrachen und sich sogar Knochen brechen. Auch mit dem Kopf voran zu rutschen, sei tabu. "Es gibt allerdings spezielle Rutschen, in denen man auf Matten runterrutscht. Dort ist dann auch Kopf voran erlaubt", erzählen die Jungs.

An Rutschwettbewerben haben die beiden trotz ihrer Erfahrung noch nicht teilgenommen. "Dazu fehlt uns leider die Masse", sagt Julian und zeigt lachend an seinem schmalen Körper herunter. Die Gewinner dieser Wettbewerbe seien oft über 100 Kilo schwer und dementsprechend schnell.

Die Rutsche in Mettmann gefällt den beiden Testern auch deshalb so gut, weil sie noch vom alten Schlag ist. "Solche kurvenreichen Rutschen werden heute kaum noch gebaut, weil sie zu viel Platz einnehmen. Das ist wirklich schade", sagt Luca. Julian hilft den Kollegen vom Konkurrenz-Testportal "Rutscherlebnis.de" gerade dabei, ein Projekt zu verwirklichen, in dem Internetnutzer über Merkmale ihrer Wunschrutsche abstimmen können. So kann die Rutsche interaktiv "mitgebaut" werden.

(RP)
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