Geistliches Wort aus Mettmann Du bist, wie Du bist

Mettmann · Die Adventszeit bietet Gelegenheit, sich selbst mit all seinen Facetten anzuschauen – und pfleglich mit sich umzugehen.

 Pfarrer Herbert Ullmann bricht eine Lanze für die Flüchtlingshilfe.

Pfarrer Herbert Ullmann bricht eine Lanze für die Flüchtlingshilfe.

Foto: Dietrich Janicki/Janicki, Dietrich (jd-)

In den Herbstferien habe ich eines unserer Kinder- und Jugendferienlager in den benachbarten Niederlanden besucht. Jedes Jahr wählen die Leiterinnen und Leiter ein Motto aus, das in verschiedener Weise im Programm der Woche anklingt. „Du bist, wie Du bist“, fast so etwas wie ein Lebensmotto, durchaus biblisch.

Gott sagt jedem seiner geliebten Kinder (und das sind wir für ihn), dass es einmalig, unwiederholbar und gut ist, wie es ist. Und doch macht mich das Motto auch ein wenig stutzig. Manchmal leide ich darunter, dass ich so bin, wie ich eben bin. Manchmal bleibe ich unter meinen Möglichkeiten. Manchmal finde ich mich aus Bequemlichkeit (oder Überforderung?) damit ab im Sinne von: „Ich bin halt so, und damit hat sich meine Umwelt gefälligst abzufinden“. Nein, ich möchte nicht immer so bleiben, wie ich bin.

Gott sagt zu mir, dass es gut ist, d a s s ich bin. Vor IHM muss ich keine Rolle spielen, keine Erwartungen erfüllen aus Zwang. Auch w i e ich bin schaut Gott mit den Augen der Liebe an. Vielleicht bin ich ja noch nicht zu manchem Wertvollen im Kern meiner Seele vorgedrungen, traue es mir nicht zu, schneide im Vergleich mit Anderen vermeintlich schlechter ab. Erich Kästner wird eine Aussage zugeschrieben, die mir gefällt: „Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu!“ Mir gibt eine Zeit im Jahr Anregung, eine Zeit, die jetzt beginnt: Der Advent. Er macht mir nicht nur Mut, mich selbst mit all meinen Facetten anzuschauen und auch mit Schattenseiten in mir pfleglich, behutsam umzugehen. Er motiviert mich auch, nach vorne zu blicken: Du Mensch, mach was aus dir. Entdecke, was Gott vielleicht mit dir vorhat, gerade in den alltäglichen Dingen. Lass dich überraschen, wann, wo und wie er schon auf dich zukommt. Schicke nicht nur dein Auto alle zwei Jahre zum TÜV und deinen Körper zum Check, sondern wage den Blick in deine Seele, in dein Innerstes. Und wenn da was trocken, spröde geworden, oder gar verdorrt ist, dann geh mit staunenden Augen den Fußspuren Gottes in deiner nächsten Umgebung nach. Mach auf, damit ein Wort dich trifft, das Gott für Dich hat, versteckt in verlässlichem, wertschätzenden Menschenwort.

Es ist Gottes Freude, bei den Menschen zu wohnen. Dafür ist ER Mensch geworden und klopft seitdem immer wieder an die Tür meines Herzens. Hoffentlich bin ich dann zu Hause, dort, wo ich bin, wie ich bin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort