Kreis Mettmann Diebe schlachten teure Limousinen aus

Kreis Mettmann · Navigationsgeräte stehen oben auf der Liste, doch auch Lenkräder samt Airbags, Schaltknäufe und Spiegel sind gefragt.

 Navi und Lenkrad samt Airbag bauten Diebe in der Nacht zum 7. Oktober aus einem BMW in Hochdahl aus.

Navi und Lenkrad samt Airbag bauten Diebe in der Nacht zum 7. Oktober aus einem BMW in Hochdahl aus.

Foto: Kreispolizei

"In der Zeit zwischen Montagnacht bis Dienstagmorgen brachen unbekannte Täter mehrere hochwertige Fahrzeuge in Hochdahl auf und entwendeten sowohl die fest installierten Navigationsgeräte als auch die Airbags der Lenkräder." Diese Meldung der Polizei vor 14 Tagen ist alles andere als ein Einzelfall. Fürs vergangene Jahr verzeichnete die Kreispolizei in der Rubrik "Kfz-Kriminalität" 4490 Fälle. Dazu zählt auch der komplette Klau von Motorrädern und Autos.

Für Diebesbanden sind Edelkarossen von BMW, Mercedes & Co. offenbar so etwas wie Selbstbedienungsläden oder Ersatzteillager. Nicht nur auf hoch im Kurs stehende Navigationssysteme haben es Einbrecher abgesehen. Täter lassen auch gerne komplette Lenkräder inklusive Airbag oder Schaltknäufe mitgehen. An die begehrte Beute gelangt man fix durch eine eingeschlagene Seitenscheibe. Selbst fest montierte Accessoires sind im Handumdrehen locker. "Was aufwendig wirkt, ist es in der Praxis nicht", sagt Ulrich Löhe. Der Polizeisprecher des Kreises Mettmann weiß: "Der Ausbau eines Navigationsgerätes ist für professionelle Täter nur eine Sache von Minuten."

Die Banden gehen sehr professionell vor und sorgen ständig für neues Personal. "Wir haben Handbücher sichergestellt, in denen aufgezeichnet ist, wie man am besten die Navigationsgeräte entfernt", erklärt Kommissar Lutz Michel, Spezialist aus Leverkusen. Er sieht vor allem zwei Probleme, die es ermöglichen, schnelles Geld mit den teuren Geräten zu machen: "Der Markt ist überteuert, und die Navis sind schlecht gesichert." Ein gestohlenes Gerät bringe dem Dieb auf dem Schwarzmarkt in Osteuropa etwa 300 Euro, der Arbeitsaufwand beim Navi-Klau: sechs Minuten, der Schaden für die Betroffenen: meistens um die 3000 Euro, je Autotyp auch über 10 000 Euro.

Offensichtlich haben manche Diebstähle System. Bei einer Serie von Pkw-Aufbrüchen wird gerne markentreu und städteübergreifend gearbeitet, wie verschiedene Raubzüge zeigen. Innerhalb einer Nacht werden dann schon mal sieben Autos geplündert. Bei den ersten drei Fahrzeugen einer bayerischen Nobelmarke wurden die Diebe in Wülfrath aktiv, bei den folgenden Modellen des gleichen Fabrikats machten sie in Erkrath weiter, in Ratingen endete die Tour. Die Höhe des Gesamtschadens: etwa 16 000 Euro. "Wir haben Kunden, die zum dritten oder vierten mal bestohlen wurden", berichtet Salvatore Cirmena vom BMW-Autohaus Brandenburg.

"Der beste Schutz ist die verschlossene Garage." Da diese Möglichkeit nicht jedem gegeben ist, sollte der Abstellort gut beleuchtet und nicht zu weit vom Schuss sein. Das sogenannte Laternenparken macht Sinn, betont Löhe.

Die Aufklärungsquote im Bereich Kfz-Kriminalität stieg von 2012 zu 2013 um 1,1 Prozentpunkte auf 12 Prozent. "Je schneller wir etwas erfahren, desto schneller können wir tätig werden", sagt Löhe und appelliert an die Aufmerksamkeit der Bürger. In den Niederlanden schützen sich die Autobesitzer übrigens mit sogenannten Navi-Kappen vor dem Klau. Dabei werde eine Abdeckung auf das Gerät gesetzt, damit die Diebe es nicht sehen können und nicht an die Schrauben zum Abmontieren kommen. "Das hat sich in Holland etabliert, deswegen weichen viele Banden auch nach Deutschland aus", erklärt Kommissar Michel.

Für die Geschädigten beginnt nach dem Diebstahl oft eine Zeit des Wartens. Besteht für den aufgebrochenen Wagen eine Teilkaskoversicherung, kann beispielsweise nicht unbedingt eigenmächtig ein neues Gerät installiert werden. Es gibt eine Reihe rechtskräftiger Urteile, bei denen Versicherungen dann Recht zugesprochen wurde, wenn sie nur die Kosten für ein gebrauchtes Gerät erstatten wollten, nicht für ein fabrikneues.

Folgerichtig dürfte sich keine Fachwerkstatt finden, die Einbauten gebrauchter Navis vornimmt. Denn neun von zehn über Internetplattformen angebotene Navigationssysteme, die unter dem normalen Verkaufspreis zu bekommen sind, sind nach Angaben der Polizei gestohlen. "Navigationsgeräte, deren Herkunft unklar ist, bauen wir grundsätzlich nicht ein", sagt Salvatore Cirmena. Versicherungstechnisch ist der Diebstahl eines Navis von der Teilkasko abgedeckt.

Aber, so schränkt Karl-Heinz Krug, Langenfelder Bezirksvorsitzender des Bundes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), ein: "Ersetzt wird neben den Reparaturkosten nur der Zeitwert des jeweiligen Geräts."

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