Mettmann Die Höhle des Neandertalers

Mettmann · Die Fundstelle im Tal soll wieder für die Besucher erfahrbar werden. Ein Turm mit Aussichtsplattform soll einen Eindruck davon vermitteln, wie die Kleine Feldhofer Grotte vor 150 Jahren ausgesehen hat. Im Mettmanner Planungsausschuss wird das Projekt vorgestellt.

Das Neandertal mit Museum und Fundstelle soll mehr als bisher für den Tourismus erschlossen werden. Gleichzeitig rücken die Geschichte des Neandertalers und der industrielle Kalkabbau im 19. Jahrhundert mehr in den Vordergrund.

In der nächsten Planungsausschuss-Sitzung am Mittwoch, 22. Februar, wird das Projekt des Kreises Mettmann, der Städte Erkrath und Mettmann sowie der Stiftung Neanderthal Museum vorgestellt.

Wo heute noch rot-weiße Markierungsstangen die Fundstelle des Neandertalers markieren, soll der Besucher künftig einen visuellen Eindruck von der Kleinen Feldhofer Grotte bekommen.

Jochbein des Eiszeitmenschen

Der Archäologe Dr. Jürgen Thissen hatte zusammen mit seinem Kollegen Dr. Ralf Schmitz 1996 den Standort der ehemaligen Kleinen Feldhofer Grotte lokalisiert. Vier Jahre später entdeckten die Archäologen im Schutt des Aushubs das Jochbein des Neandertalers. Eine Weltsensation.

Die Höhle hatten zwei italienische Steinbrucharbeiter 1856 ausgeräumt. Dabei waren sie auf Knochen gestoßen. Der Wuppertaler Dr. Johann Carl Fuhlrott war es, der die Skelettteile als menschliche Knochen erkannte. Im Jahr 2000 hatte Thissen gegenüber unserer Zeitung betont, dass die Fundstelle für die Besucher des Neandertalers erfahrbar werden müsse. Die Kleine Feldhofer Grotte war dem Kalkabbau im 19. Jahrhundert zum Opfer gefallen.

Nach Thissens Meinung sollte man eine Plattform in Höhe der früheren Kleinen Feldhofer Grotte bauen. So könnten sich Menschen eine Vorstellung machen, wie das Tal vor dem Kalkabbau ausgesehen hat. Doch es kam anders: Ein Berliner Architekturbüro gewann den Wettbewerb und rammte Markierungspfähle ins Erdreich, gruppierte Steinliegen um die Fundstelle. Auf die sollten sich die Besucher legen und den Blick nach oben in Richtung ehemalige Höhle schweifen lassen. Viele Besucher konnten und können mit dieser Installation überhaupt nichts anfangen und fragen bei ihrem Besuch im Museum nach der Fundstelle des Neandertalers. Angekommen an den Markierungs-Pfählen waren sie enttäuscht. Das soll sich ändern. Ein Pfeilerbauwerk symbolisiert künftig die Kleine Feldhofer Grotte. In der "Pseudohöhle" soll die Fundsituation und ihre Bedeutung für die Menschheitsgeschichte in "spektakulärer Weise" multimedial inszeniert werden.

Von einer Aussichtsfläche können die Besucher ihren Blick durchs Tal schweifen lassen und bekommen so eine Vorstellung vom Gesteins mit seinen zahlreichen Höhlen. Dazu zählt die Neanderhöhle, in der sich nicht nur Joachim Neander im 17. Jahrhundert aus dem Trubel der Stadt Düsseldorf zurückgezogen hatte, sondern auch die Höhlen, in denen die Düsseldorfer Malerschule Anfang des 19. Jahrhunderts noch ihre legendären Künstlerfeste begangen hatte.

Per dreidimensionaler Visualisierung erhalten die Besucher einen Eindruck der Höhlen und Felsen im Tal, wie Feldhofer Kirche, Pferdestall, Kanzel, die Löwengrube, der Rabenstein, die Hundsklippe und die Engelskammer.

Zurück zur Gegenwart: Die Felswände des Fraunhofer Steinbruchs dokumentieren den Raubbau an der Natur und gleichzeitig die Rückeroberung der Flächen durch die Natur. Auch das soll gezeigt werden.

(RP)
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