Wülfrath Deutsch-türkischer Dialog

Wülfrath · SPD-Ortsverein veranstaltet Jahresempfang am Tag des Grundgesetzes. Gastredner Taner Yüksel spricht im Museum über "Islam und Toleranz – kein Widerspruch".

Dem Tag des Grundgesetzes Gewicht zu verleihen und ihn zum Anlass zu nehmen über den lokalen Tellerrand zu blicken – dafür haben die SPD-Mitglieder ihren Jahresempfang in den Frühsommer verlegt. Ein Vortrag über Islam und Toleranz stand diesmal im Mittelpunkt der Veranstaltung im Museum. "Die Idee dazu ist während des Landtagswahlkampfes in Nordrhein-Westfalen entstanden. Vor dem Hintergrund der Zusammenstöße zwischen Rechtsradikalen und Salafisten hielten wir das für ein Thema, über das wir intensiver nachdenken sollten", sagte der Fraktionsvorsitzende Manfred Hoffmann.

Hayrettin Kahraman erkrankt

Ursprünglich hatte er Hayrettin Kahraman als Vorsitzender des Islamischen Vereins gebeten, das Referat zu halten. Er musste kurzfristig erkrankt absagen. An seiner Stelle trat Taner Yüksel an das Rednerpult. "Islam und Toleranz sind kein Widerspruch", betonte der Islamwissenschaftler von der Türkisch Islamischen Union Ditib in Köln, zu der die Moschee in Wülfrath gehört. Er begründete seine These mit Suren-Zitaten aus dem Koran. "Und wahrlich, wer geduldig ist und vergibt –das ist gewiss eine Tugend der Entschlossenheit in allen Dingen." Und: "Es gibt keinen Zwang im Glauben. Wer nicht an Götzen, sondern an Gott (Allah) glaubt, hat festen Halt im Leben".

In einer historisch-kritischen Betrachtung ordnete Taner Yüksel die Texte in den Kontext ein, in dem sie entstanden sind. "Im Jahr 622 wanderte der Prophet Mohammed von Mekka nach Medina aus, um dort verfeindete Stämme zu versöhnen. Dort baut er die erste Gemeinschaft auf und sucht gleichzeitig nach dem gemeinsamen Nenner zwischen Juden und Christen." Der Wissenschaftler betonte, dass Mohammed sich keineswegs als Verkünder einer neuen Religion betrachtet habe. Vielmehr habe er sich in der Tradition der Propheten seit Abraham gesehen, den er immer wieder als Bindeglied zwischen den großen Glaubensrichtungen anführte. "Im Koran sehe ich weder einen Missionierungs- noch einen Glaubenszwang. Das ist die Voraussetzung für Toleranz", betonte Taner Yüksel. um Abschluss seines durchaus anspruchsvollen Vortrages hob er hervor, dass auf dem Weg, die moderne Gesellschaft gemeinsam zu gestalten, auch Fehler erlaubt seien, aber deshalb niemand aufgeben dürfe.

Thema bewegt die Bürger

"Er hat das Thema zwar ganz anders aufbereitet, als es Hayrettin Kahraman getan hätte, doch es war dennoch ein sehr gelungener Beitrag", lobte Manfred Hoffmann. Ihm ist wichtig, dass die Muslime mit ihrem Glauben einen Platz in der deutschen Gesellschaft finden. "Sie müssen sich ihrer Position sicherer werden." Das Thema bewege jedoch nicht nur Parteimitglieder, sondern auch Bürger. "Unter den Zuhörern waren viele, die nicht zur SPD gehören", sagt Manfred Hoffmann. Er wertete dies als Bestätigung für das Konzept, den Tag des Grundgesetzes mit überregionalen Themen zu begehen.

(domi)
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