Mettmann Der Vater der Blueswoche macht weiter

Mettmann · Wolfgang Pieker organisiert die 25. Blueswoche. Ab dem nächsten Jahr soll die Veranstaltungsreihe gestrafft werden.

 Wolfgang Pieker zeigte vor einigen Jahren im Art Werk eine Auswahl seiner LP-Cover.

Wolfgang Pieker zeigte vor einigen Jahren im Art Werk eine Auswahl seiner LP-Cover.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Wo er ist, dort ist auch der Blues immer ganz nah. Trifft man Wolfgang Pieker (64) in seinen eigenen vier Wänden inmitten unzähliger Plattencover, legt er erstmal eine Platte auf. Die Sonne scheint durchs Fenster, es wird geplaudert - natürlich über Blues. Und diesmal auch über die Jubiläumsausgabe der Blueswoche, die wieder dieses ganz besondere Lebensgefühl nach Mettmann bringen wird. Musiker aus aller Welt werden einmal mehr ihren Gitarrenkoffer abstellen und — wie schon so oft — für Gänsehaut sorgen. Immer mittendrin: Der Mettmanner "Blueskönig", der so wunderbar über längst vergangene Zeiten plaudern kann.

Damals, als schon die erste Blueswoche viele Mettmanner in die Kneipen lockte. Als sich diese Musiker-Typen für ein paar Stunden auf irgendeine Bühne stellten, so als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Als sie sich bei der großen Session zwischendurch immer mal wieder auf die Kneipenbank legten, um irgendwann wieder einzusteigen in das stundenlange Bluesspektakel. Morgens traf man sich dann wie so oft beim Frühstück im damaligen Hansa Hotel — und irgendwie war alles immer Blues.

Pleiten, Pech und Pannen: Sie gehörten in all den Jahren einfach dazu. Als die "Tremors" ohne Instrumente anreisten, sorgte Pieker für Ersatz. "Weil die Mundharmonika nur in A gespielt werden konnte, fand das ganze Konzert in einer Tonart statt", erinnert er sich. Gestört hat es vermutlich niemanden. Und auch der "Blueskönig" wird an diesem Abend seine Gäste so empfangen haben, wie man ihn seit jeher kennt: unaufgeregt und gelassen. Seine Tiefenentspannung hat er vermutlich nur einmal kurz verloren. Damals, als er den Musikern noch ihre Gage garantiert hatte und Cindy Perez vor neun Leuten spielen musste. "Ich bin zum Bankautomaten gelaufen und habe das Geld von meinem Konto geholt", erinnert sich Pieker.

Und überhaupt, diese Musiker. In den ersten Jahren haben sie noch bei ihm Zuhause auf der Couch campiert. Der eine ist in Düsseldorf beim Schuhkauf verschollen, der andere wollte morgens Cognac statt Brötchen. Irgendwie sind sie eben alle speziell und man braucht schon so jemanden wie Wolfgang Pieker, der dabei noch die Ruhe behält und daran glaubt, dass abends beim Konzert schon alles gut gehen wird.

Es ist ein besonderes Lebensgefühl, von dem Pieker erzählt. Und zwischen den Zeilen wird klar: Da hat jemand über all die Jahre hinweg genau so gelebt, wie es für ihn richtig war. Vermutlich ist es nicht immer leicht gewesen, sich inmitten von Sparzwängen und Kneipensterben mit seinen Idealen zu behaupten. Aber es waren nie nur seine eigenen, sondern auch die einer großen Bluesgemeinde. Deshalb ist für ihn auch klar, dass es nach der Jubiläums-Blueswoche zwar anders, aber auf jeden Fall weitergehen wird. "Wahrscheinlich mit einer Art Festival an einem Wochenende", kündigt er an. Zwei Abende, zwei Locations, sechs Musiker: So in etwa soll die Neuauflage im kommenden Jahr an den Start gehen. Dazu noch ein Konzert in der Fußgängerzone und eine Matinée am Sonntag.

Hört man Wolfgang Pieker zu, so wird eines klar: Der Mann hat noch Pläne. Nachdem es in den vergangenen Monaten recht still um ihn geworden war und sich herumgesprochen hatte, dass er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, meldet er sich nun zurück. "Ich plane, solange ich kann", sagt er selbst. Gut so — sagen nicht nur die Mettmanner Bluesfans.

(magu)
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