Mettmann Der tragische Tod von Rennfahrer Roese

Mettmann · Vor 65 Jahren - am 8. Februar 1950 - starb der Mettmanner Rennfahrer Ralph Roese bei einem tragischen Autobahnunfall auf der Fahrt nach Heilbronn.

Manchmal entfaltet sich das tragische Schicksal inmitten einer Familie in nur wenigen Stunden. Als sich der Mettmanner Ralph Roese am Morgen des 8. Februar in seinen BMW setzte, um gemeinsam mit Kollegen nach Heilbronn zu fahren, hatte er nur kurz zuvor vom Tode seines Bruders erfahren. Roese hatte bis dahin ein Leben für den Motorsport geführt, als Rennfahrer fuhr er für seinen Arbeitgeber BMW zahlreiche Siege ein. An besagtem Morgen war er nun unterwegs, um für Düsseldorfer Kunden einen Neuwagen zu überführen. Seine Rennerfolge gehörten da längst schon der Vergangenheit an, seinem Sponsor allerdings war er treu geblieben. Deshalb war es für Ralph Roese wohl auch keine Frage, den zuvor zugesagten Dienst trotz des Todesfalls in der Familie noch zu leisten.

Als die vier Männer an diesem winterlichen Februarmorgen in ihr Auto stiegen, konnte niemand ahnen, welch dramatische Ereignisse sich nur wenig später auf der Autobahn abspielen sollten. Auf dem einspurigen Straßenabschnitt zwischen Neuwied und Dierdorf wurde auf der Gegenfahrbahn ein Lastwagen von einem Pkw überholt. "Ausgerechnet an der höchsten Stelle des Berges, die von keinem der Fahrzeuge übersehen werden konnte", ist später in der örtlichen Presse zu lesen. Mit eben diesem Pkw stießen Roese und seine drei Mitfahrer zusammen. Der Wagen ging in Flammen auf, da man für die Überführung der Fahrzeuge aus Heilbronn auch noch Benzin im Kofferraum verstaut hatte. Die vier Düsseldorfer waren sofort tot, ebenso wie ein Insasse des entgegenkommenden Fahrzeugs. Ein weiterer Mitfahrer überlebte schwer verletzt.

Die Mettmanner waren erschüttert von dieser Nachricht. Nicht nur Ralph Roese hatte sich als leidenschaftlicher Rennfahrer einen Namen gemacht. Sein Bruder Fritz hatte den Haushaltswarenladen des Vaters an der Freiheitstraße übernommen, die Familie war in der Stadt sehr bekannt. Daher hatte sich zuvor auch der Tod von Fritz Roese schnell herumgesprochen, als sich nur einen Tag danach mit der Unfallmeldung die zweite Hiobsbotschaft wie ein Lauffeuer verbreitete. Plante man anfangs noch, die Roese-Brüder gemeinsam auf dem Mettmanner Friedhof zu Grabe zu tragen, so entschied sich die Familie später doch anders. Denn mit Ralph Roese saß auch einer seiner treusten Freunde im Unfallwagen: Heinz Müller, damaliger Inhaber der Düsseldorfer BMW-Vertretung und langjähriger Weggefährte des Rennfahrers. Um die schon zuvor "Unzertrennlichen" auch nach dem Tode beieinander zu lassen, wurden Ralph Roese und Heinz Müller auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof nebeneinander beigesetzt. Auf ihrem letzten Weg wurden sie von einer Reihe prominenter Motorsportler begleitet, die sich am Grab an beeindruckende Rennerfolge von Ralph Roese erinnert haben dürften.

Begonnen hatte dessen Rennfahrer-Karriere übrigens beinahe 20 Jahre zuvor. Schon 1931 hatte Roese einen Meistertitel eingefahren - damals noch auf dem Motorrad in der Soloklasse über 500 ccm. Es folgte ein Triumph beim Schleizer Dreieckrennen, bevor Ralph Roese auf schnittige BMW-Sportwagen umstieg. Damit gewann er 1936 das ADAC-Eifelrennen und sicherte sich drei Jahre später den Titel des Deutschen Meisters in der Sportwagenklasse.1,5 Liter. "Das BMW-Motorsport-Archiv verschweigt auch nicht, dass es Roese gemeinsam mit Paul Heinemann schaffte, einen 2. Platz in der 2000 ccm-Klasse beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu belegen", ist später in einem Nachruf zu lesen.

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges kamen jedoch die Rennaktivitäten zum Erliegen. Roese soll während der Kriegszeiten unter anderem als Mitglied der Fahrbereitschaft der Wehrmacht im besetzten Paris gewesen sein. Danach soll er sich über ein Jahr lang versteckt haben - aus Furcht, in einem Internierungslager für deutsche Soldaten zu landen.

Und schließlich soll es eben jener ebenfalls verunglückte Heinz Müller gewesen sein, der Roese zum Motorsport zurückholte. Auf dem Hockenheimring belegte er 1948 mit einem Veritas RS-BMW einen 3. Platz, an seine früheren Renn-Erfolge konnte Ralph Roese jedoch bis zu seinem Tod am 8. Februar 1950 nicht mehr anknüpfen.

Chronist Thomas Wolfertz in der "Medamana": "Noch im selben Jahr fanden auf dem Nürburgring und auf dem heute nicht mehr existierenden Grenzlandring bei Aachen Gedächtnisrennen für die Verstorbenen statt.

Roese und Müller zu Ehren wurde am 19. Mai 1951 auch ein Gedenkstein an der Unfallstelle Nähe Neuwied aufgestellt, der in den 1980er Jahren bei Bauarbeiten entfernt wurde und dessen Verbleib leider nicht geklärt ist.

(magu)
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