Wülfrath Der letzte Gottesdienst in Süd

Düsseldorf · Die evangelisch-reformierte Gemeinde verabschiedet sich vom Zentrum an der Kastanienallee. Bei Besuchern fließen Tränen. Die Schließungen in Rohdenhaus und Ellenbeek werden verschoben.

Blumen und Früchte zum Erntedankfest, schöne Worte über die gewaltfreie Wiedervereinigung eines lange geteilten Landes — für viele Mitglieder der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde war der letzte Gottesdienst in Süd vor allem aber eine Trauerfeier.

Das Gemeindezentrum an der Kastanienallee, seit offizieller Einweihung 1. Juni 1975 lebendiger Treffpunkt im Stadtteil für Gottesdienste, Kinder-, Jugend-, Altenarbeit, Begegnungen und Aufführungen unterschiedlichster Art, wurde entwidmet. Da flossen manche Tränen.

Zum Umbruch gezwungen

"Ein Stück der Gemeindegeschichte geht zu Ende. Niemandem fällt es leicht, das Zentrum Süd abzugeben", sagte Pfarrer Ingolf Kriegsmann. Die Gemeinde sei im Umbruch, das Presbyterium gezwungen, die Entscheidung zu treffen. Es sei nicht die letzte Gemeinde, die ihre Kirche aufgeben müsse, betonte Pfarrer Rolf Breitbarth.

"Wir, die Ellenbeeker und Rohdenhauser haben den Weg, den Ihr heute geht noch vor uns." Es sei kein verlorener, kein hoffnungsloser Weg. Er führe von einer Kirche in die andere, in die Stadtkirche. Er bitte, dass die Gemeinden dort zusammen wachsen, dass "Gott uns schenkt, sie mit Leben zu erfüllen".

Pfarrer Wolfgang Duthe sprach von Süd als einer lebendigen Gemeinde, einem offenen Ort. Er wünschte sich, dass ein Stück von dem hier Gelebten weitergehe. Manches, was für Süd typisch war, werde es indes nicht geben. "Vielleicht schaffen wir es doch noch, dass der eine oder andere den Weg zum Pütt findet. Schade, dass mancher resigniert hat." Duthe hob die Arbeit von Pfarrer Klaus-Peter Rex hervor, der in Süd viel geschaffen habe. "Rex kann heute nicht hier sein. Er wäre auch nicht da, weil es wehtut. Trauer, die wir ernst nehmen müssen." Rex war seit 1974 in Süd, als das Gemeindezentrum noch im Bau war.)

Ein Ende ist auch ein Anfang

Die Geschichte von Süd bleibe ein Teil der Geschichte der gesamten evangelisch-reformierten Gemeinde, sagte Pfarrerin Isabell Berner. Ein Ende sei auch ein Anfang. Grußworte sprachen stellvertretender Bürgermeister Wolfgang Preuß und Diakon Michael Anhut, katholischer. Pfarrverband.

In einer Art Prozession wurden aus dem Gemeindezentrum Kreuz, Taufschale und Abendmahl-Geräte in die Stadtkirche getragen. "Wo alles in Wülfrath einmal begann", sagte Pfarrer Rolf Breitbarth. Die Entwidmung der Zentren Rohdenhaus und Ellenbeek ist verschoben worden. "Die Landeskirche meint, es gehe nicht, dass im Rheinland drei Predigtstätten auf einmal geschlossen werden", berichtete Presbyteriums-Vorsitzender Bernd Jost.

In der Vergangenheit habe niemand Entsprechendes signalisiert. Laut Jost wird Rohdenhaus voraussichtlich am 1. Januar 2011 entwidmet. Das Zentrum Ellenbeek darf erst nach der Vermarktung geschlossen werden. "Solange finden monatlich Gottesdienste statt. Laut Beschluss bleibt die Gemeindearbeit am Pütt", so Jost.

(RP)
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