Auf Einen Kaffee Mit ... Bernd Kicinski Der Kulturmacher aus Schlupkothen erinnert sich

Mettmann · Mit Lesungen wurde vor zehn Jahren das Angebot eröffnet. Inzwischen gibt es über 30 Veranstaltungen pro Jahr - Konzerte, Kabarett und vieles mehr.

 Bernd Kicinski belebt das Wülfrather Kulturleben seit zehn Jahren.

Bernd Kicinski belebt das Wülfrather Kulturleben seit zehn Jahren.

Foto: dj-

Sie begannen abgründig mit Nietzsches "Menschliches, Allzumenschliches" und Kästners "Sachlicher Romanze". Dazwischen wurde es mit Isabel Allendes "Geschichten der Eva Luna" durchaus lebensfroh. Bevor sie zum Schluss heiter von der Bühne gingen, hatten die Vorleser noch mit Max Goldts "Hyppytyyny huomiseksi" den Franken in den Topf und den Spreewälderinnen unter den Rock geschaut. Wer nicht weiß, wovon hier die Rede ist, sollte mal bei Bernd Kicinski vorbeischauen. Bei einer Einladung zum Kaffee erinnert sich der Wülfrather "Kulturmacher" an die Anfänge im Kommunikations-Center Schlupkothen. Damals waren es drei Schauspieler und deren Lesereihe "Vorleser.com", mit der Kicinski den ersten Schritt in Sachen Kultur gewagt hatte. Zehn Jahre ist das mittlerweile her und geblieben sind viele gute Erinnerungen. Daran, dass man in Wülfrath plötzlich Hesse, Kafka und Robert Musil begegnen konnte. Zwischendurch wurde die weihnachtliche Literatur-Überraschungskiste geöffnet. Und immer gab es dazu guten Wein und ein paar Snacks.

Funktioniert hat das Konzept mit den Lesungen leider nur ein Jahr. "Es sind zu wenig Leute gekommen und da eine feste Gage vereinbart war, habe ich oft draufgezahlt", bedauert Bernd Kicinski. Deshalb gab es nach dem Aus für die "Vorleser" damals einen kulturellen Kurswechsel.

"Mittlerweile ist es eine gute Mischung geworden", plaudert Kicinski über die vergangenen Jahre, in denen sich nicht nur viele Veranstaltungen, sondern längst auch etliche Künstler etabliert haben. Die Scheibenwischer, Jörg Hegemann, Lutzemanns Jatzkapelle - allesamt "Wiederholer", die regelmäßig für ein volles Haus sorgen. Luden die Vorleser anfangs noch in einen kleinen Raum ein, füllen Musiker und Schauspieler mittlerweile die liebevoll ausgebaute "Kathedrale". Auch dazu kann Bernd Kicinski eine Geschichte erzählen: "Ich habe lange vor dem Ausbau eine Eventmanagerin durch den Raum geführt, den wir damals als noch Lagerraum für die Schreinerei genutzt haben. Dabei habe ich zum ersten Mal gehört, das es dort aussieht wie in einer Kathedrale." Fortan schickte Firmenchef Kicinski seine Mitarbeiter statt ins Lager in die "Kathedrale". Als aus dem Abstellraum schließlich ein Kulturraum geworden war, stand der Name schnell fest. Mittlerweile steht dort ein rotes Klavier auf der Bühne und vor den Veranstaltungen kommen Kicinski und sein Team schon mal ins Schwitzen, weil noch Stühle fehlen. Kulturmanagement in der Provinz? Das hört sich eigentlich nach Mühen an und danach, dass "dicke Bretter gebohrt" werden müssen. Im Schlupkothen scheint es zu dagegen gut zu funktionieren, auch wenn es alles andere als mühelos klappt. Fragt man Bernd Kicinski nach freien Wochenenden, kommen nicht allzu viele zusammen. "Wir kommen auf etwa 32 Veranstaltungen im Jahr. Es waren auch schon mal 42, aber da hat mein Team gestreikt", sagt er schmunzelnd. Kultur - das ist jedenfalls immer noch sein Hobby.

(magu)
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