Evangelische Kirche in Mettmann/Erkrath/Wülfrath Der Kirchenkreis plant ein neues Jugendbüro

Ratingen · Superintendent Frank Weber berichtet im RP-Gespräch, wie sich die Kirche angesichts zahlreicher Austritte neu aufstellen will.

 Superintendent Frank Weber, hier vor der Evangelischen Stadtkirche in Ratingen, betont: „Wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren.“  RP-ArchivFoto: Achim Blazy

Superintendent Frank Weber, hier vor der Evangelischen Stadtkirche in Ratingen, betont: „Wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren.“ RP-ArchivFoto: Achim Blazy

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die harten Botschaften sind längst angekommen. Die Freiburger Studie, die einen weiten Horizont in den Blick nimmt, sagt voraus, dass bis zum Jahr 2060 die Volkskirche so gut wie verschwunden sein wird. Keine schönen Nachrichten für Frank Weber, der als Superintendent die Geschicke des großen Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann (mit Teilbereichen Düsseldorfs) leitet. Doch Weber will nicht jammern, er schaut nach vorne – und tut dies im RP-Gespräch durchaus energisch.

„Wir müssen mehr eine Kirche der Tat sein“, betont er mit Blick auf kommende Herausforderungen. Die Rahmenbedingungen sind nicht einfach: Jahr für Jahr muss der Kirchenkreis den Einnahmeverlust in Höhe von rund 350.000 Euro kompensieren. Kirchenaustritte (man verliert pro Jahr rund 1,5 Prozent) verengen die Gestaltungsräume immer mehr.

Innerhalb des Kirchenkreises will man verstärkt auf die Jugend setzen und deren Themen aufgreifen, weiter entwickeln und umsetzen. „Im vergangenen Jahr hat es bei uns eine Jugendsynode gegeben, dann gab es eine Jugendsynode auf Landesebene“, berichtet der Theologe. Sehr viele interessante und spannende Themen habe man mitgenommen, ein Schwerpunkt sei vor allem der Umgang mit Natur und Umwelt.

Geplant ist, diesem Jugendbereich eine neue Wertigkeit, eine neue Anlaufstelle zu geben. Bisher existierte ein Jugendreferat auf Kirchenkreis-Ebene, daraus soll ein Jugendbüro mit eigenem Team werden, verrät Weber. Zurzeit befinde man sich im Diskussionsprozess, doch die Stoßrichtung und der grobe Zeitplan seien bereits klar: Man will im kommenden Jahr diese neue Anlaufstelle installieren.

Nah bei den Menschen sein – was eher als Selbstverständlichkeit daherkommt, wird für die Kirche immer wichtiger. Weber hat vor allem den Bereich der Seelsorge im Blick. Und er freut sich, dass die Notfallseelsorge seit einem Jahr ökumenisch aufgestellt ist. Das Erzbistum Köln beteiligt sich mittlerweile an dieser so wichtigen Arbeit. Und auch in anderen Kooperationsbereichen ist die Kirche durchaus erfolgreich unterwegs – und zwar bei den Berufskollegs in Mettmann, Ratingen und Hilden, an denen Religionsunterricht erteilt wird.

Insgesamt gibt es in den Reihen der Kirche zwei Entwicklungen, die in entgegengesetzte Richtungen laufen: Da ist auf der einen Seite die hohe Zahl der Austritte, auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die sich aktiv mit Kirche auseinandersetzen wollen – zum Beispiel beim Pilgern oder in ehrenamtlich angebotenen Gesprächskreisen. „Diese niederschwelligen Angebote werden sehr gut angenommen“, betont Weber.

Die Suche nach Synergieeffekten wird auf Verwaltungsebene verstärkt. So wird es eine Zusammenlegung der Verwaltungen der Kirchenkreise Mettmann und Niederberg geben. Zurzeit befinde man sich auch hier in einem Abstimmungsprozess, betont Weber. Wie sich dies finanziell und personell auswirken wird, ist noch offen. Der Druck auf die Kirche wächst jedenfalls weiter. Doch Weber will sich nicht entmutigen lassen. „Wir müssen uns stärker auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren“, gibt er als Generalantwort auf die Fragen der Zukunft.

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