Mettmann Der Herr der Bäume sagt ade

Mettmann · Porträt Otto Kahm, seit 37 Jahren in den Diensten der Stadt, geht in den Ruhestand. Der gebürtige Hesse hat für die Stadt wichtige Projekte begleitet: die Sanierung des Seibelgeländes, die Euroga und das Pflanzen der Bäume zur 1100-Jahrfeier.

Mit gemischten Gefühlen räumt Otto Kahm (62) seinen Schreibtisch im Rathaus. Der Experte in Sachen Grünflächen, Friedhöfe und Spielplätze geht Ende März in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. 37 Jahre war er in Diensten der Stadt Mettmann und hat sich über sein "normales Arbeitsgebiet" hinaus engagiert. "Ich würde gerne noch ein paar Projekte, wie die neuen Spielplätze und die Außenanlagen der Kitas zu Ende bringen." Doch das wird wohl sein Nachfolger machen. Die Stelle ist ausgeschrieben, aber noch nicht besetzt.

Geboren wurde Otto Kahm in Kloster Haina im Waldecker Land. "Ich bin im Kellerwald aufgewachsen, hatte schon als Kind eine direkte Berührung mit der Natur", sagt er. Nach der Schulzeit in Frankenberg absolvierte er eine Gärtnerlehre in Kassel. Dann folgten zwei Jahre Bundeswehr und ein Studium an der Fachhochschule Wiesbaden in Geisenheim. Otto Kahm schloss es 1975 als Diplom-Ingenieur für Garten- und Landschaftsbau ab.

Der gebürtige Hesse bewarb sich bei der Stadtverwaltung Mettmann und nahm hier am 15. Juli 1975 seinen Dienst auf.

In der Rückschau fallen ihm wichtige Bauvorhaben ein, an denen er maßgeblich mitgewirkt hat. "Auf dem Friedhof Goethestraße gab es Ende der 70er Jahre keinen Platz mehr für Bestattungen. Ein neuer Begräbnisplatz musste erschlossen werden", sagt er. Otto Kahm half mit beim Bau des Friedhofs Lindenheide. Die erste Beerdigung war im Oktober 1978. "Die Wegebauarbeiten waren noch nicht abgeschlossen, als Aussegnungshalle diente ein Zelt" erinnert er sich. Es gab Proteste in der Bevölkerung.

Anfang der 80er Jahre hatte Kahm eine neue "Mammutaufgabe" übertragen bekommen. Die Sanierung des ehemaligen Seibelgeländes. Für 25 Millionen Euro wurden über Jahre die Altlasten entfernt, 60 Prozent der Summe zahlte das Land. "Ich musste mich mit Chemie beschäftigen; eigentlich ein Fach, das mir auf der Schule keinen Spaß gemacht hatte", sagt Kahm. Der Diplom-Ingenieur wurde immer dann gerufen, wenn es knifflige Themen zu bearbeiten galt. So wirkte er bei der Umgestaltung des Jubiläumsplatzes mit. Die Euroga 2002 fiel ebenso in seinen Arbeitsbereich. "Wir haben mit den Fördermitteln den Stadtwald auf Vordermann gebracht." Der Goldberger Teich wurde ausgebaggert, der Mettmanner Bach renaturiert, der Radweg nach Wülfrath angelegt und der Steg über den Teich errichtet. Die Stadt baute das Naturbad als Euroga-Plus und Pilotprojekt.

Ein Herzensanliegen war für Otto Kahm die große Pflanzaktion anlässlich der 1100-Jahrfeier. 1100 große und kleine Bäume wurden im Stadtgebiet in die Erde gesetzt. "Ein nachhaltiges Projekt", von dem die Stadt noch in vielen Jahren profitieren werde. In diesem Zusammenhang fällt Otto Kahm die Blutbuche ein. "Sie hätte nach meiner Überzeugung nie gefällt werden dürfen", sagt er. Er wurde vom damaligen Bürgermeister Bodo Nowodworski schriftlich angewiesen, die Fällung zu organisieren. "Seit zwei Jahren geht meine Bilanz nicht mehr auf", erklärt er ein wenig verbittert. Durch die Neubaugebiete würden vor allem größere Bäume gefällt und weniger Bäume gepflanzt.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit war die Pflege und Neuanlage der Spielplätze. "Der Spielplatz an der Oderstraße kann im Frühjahr übergeben werden, in den Außenanlagen der Kita an der Händelstraße beginnt der dritte Bauabschnitt, die Gestaltung der Anlage an der Kita Obschwarzbach wird ausgeschrieben", sagt er.

Otto Kahm, der von sich selbst sagt, dass er nicht stromlinienförmig ist, hat in seinem Berufsleben viele Kompromisse schließen müssen. "Bäume, die gefällt werden müssen und die Baumschutzsatzung erzeugen Diskussionsstoff."

(RP/rl)
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