Mettmann Der Gesang des Sommers

Düsseldorf · Mit Manfred Henf vom Faunistisch-Floristischen Arbeitskreis über das Zirpen der Heuschrecken.

Der Gesang der Heuschrecken ist typisch für den Sommer. Bei einem Spaziergang durch das Neandertal oder am Rande von Feldern und Wiesen sorgen sie für ein allgegenwärtiges Sirren in den Ohren. Welche Arten in Mettmann und Umgebung zu Hause sind und welche wie zirpen, weiß Manfred Henf. Als Mitglied der Faunistisch-Floristischen Arbeitsgemeinschaft (Fauflo) beschäftigt er sich seit 25 Jahren mit den Tieren.

Was verbinden Sie mit dem Gesang der Heuschrecken?

Henf Mich fasziniert vor allem die Vielfalt ihres Gesangs. Nach einiger Zeit des Einhörens kann ich die einzelnen Arten nach ihren Lauten unterscheiden.

Welche Arten leben in der Region?

Henf Auf langgrasigen Wiesen finden sich zum Beispiel die Langflüglige Schwertschrecke, die Große Goldschrecke und Roesels Beißschrecke. Im Naturschutzgebiet Bruchhausen lebt die Kurzflüglige Schwertschrecke, die gerne nasse Füße bekommt. Als kleine Sensation habe ich vor einigen Jahren eine Säbeldornschrecke dort gefunden. Seit einigen Jahren sind mit dem Klimawandel auch die Hitzespezialisten hier eingewandert. Die Blauflüglige Oedlandschrecke und die Blauflüglige Sandschrecke gibt es seit einigen Jahren in Steinbrüchen und Schotterhalden. Nur Wanderheuschrecken, die große Flächen kahlfressen können, gibt es bei uns noch nicht. Bei der letzten Inventur 1997 haben wir im Kreis Mettmann und in der Stadt Düsseldorf an die 30 Arten gezählt.

Wo können Sie die Tiere in Mettmann besonders gut zu hören?

Henf Überall an den Weges- und Feldrändern. Dort singen vor allem die weit verbreiteten Arten wie der Gemeine Grashüpfer. In der Nähe von Bahndämmen, wie beispielsweise im Neandertal lebt die Waldgrille. Sie ist durch ihr leises, melodischen Zirpen zu erkennen. das ich leider nicht nachmachen kann. Das große Heupferd, die größte Art bei uns, liebt Brachen mit Disteln und Brennnesseln. Sein Gesang ist ein lautes tzzz tzzz, das sogar auf dem Mittelstreifen der Autobahn zu hören ist.

Wann singen die Tiere besonders laut?

Henf Das ist temperaturabhängig. Da die Heuschrecken wechselwarm sind, ist ihr Rhythmus umso schneller, je wärmer es ist. Bei großer Hitze kommen sie erst so richtig in Fahrt. An kühleren Tagen sonnen sie sich gerne.

Warum zirpen sie überhaupt?

Henf Der Gesang dient der Partnersuche und ist daher vorwiegend den Männchen vorbehalten. Sie locken damit die Weibchen an.

Wie erzeugen die Tiere ihre Töne?

Henf Das ist je nach Familie unterschiedlich. Die Feldgrashüpfer reiben ihr Hinterbein an einer Schrillleiste am Flügel. Die Laubheuschrecken reiben die Flügeldecken übereinander und dann gibt es noch Sonderformen der Lauterzeugung. Es gibt Arten, die knirschen mit den Zähnen und andere, wie beispielsweise die Eichenschrecken, trommeln mit den Füßen auf Blätter.

Welche Aufgabe haben die Heuschrecken in unserer Landschaft?

Henf Die räuberischen Arten, wie das große Heupferd, fressen eine Menge Blattläuse. Andere sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette. Sie dienen den Vögeln zur Aufzucht ihrer Jungen. Heuschrecken können in einer Dichte von mehreren Dutzend Tieren pro Quadratmeter vorkommen.

Welche Heuschrecke liegt Ihnen besonders am Herzen?

Henf Zu der punktierten Zartschrecke habe ich ein besonders inniges Verhältnis. Sie lebt in Gebüschen. Mit ihr wollte sich hier im Kreis keiner so richtig beschäftigen, so habe ich mich ihrer angenommen und sie mit der Zeit liebgewonnen. Ihr Gesang ist allerdings nur mit einem Ultraschall-Wandler zu hören.

DOMINIQUE SCHROLLER stellte die Fragen

(RP)
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