Mettmann Der Bankverein hatte mit Geld nichts am Hut

Mettmann · In Mettmann gab es einen Verein betagter Männer, der sich regelmäßig auf dem Jubiläumsplatz traf. Dort nahmen die Mitglieder auf Bänken Platz. Nur deshalb gab's den Namen Bankverein.

 Auf Bänken unter den Kastanien auf dem Jubi traf sich der Mettmanner Bankverein, eine Aufnahme aus dem Jahr 1959.

Auf Bänken unter den Kastanien auf dem Jubi traf sich der Mettmanner Bankverein, eine Aufnahme aus dem Jahr 1959.

Foto: Stadtarchiv

Männer, die auf Bänken sitzen? Und dann gründen die auch noch einen Verein? Auf den ersten Blick ist der "Mettmanner Bankverein" allenfalls ein Kuriosum. Wäre dieses wunderbare Foto der Altherrenriege, auf dem Jubiläumsplatz sitzend, nicht längst legendär - man würde beim Bankverein vermutlich an Geld und Immobilien denken. Also an reiche Honoratioren, die in ihren Bankschließfächern herumkramen. Oder an einen Debattierclub über Aktiengeschäfte.

 Zigarrenabschnitts-Sammelverein traf sich bei der Brauerei Feger. Die Herren sammelten Zigarrenstummel und verkauften den Tabak. Mit dem Geld wurden Geschenke für bedürftige Kinder finanziert.

Zigarrenabschnitts-Sammelverein traf sich bei der Brauerei Feger. Die Herren sammelten Zigarrenstummel und verkauften den Tabak. Mit dem Geld wurden Geschenke für bedürftige Kinder finanziert.

Foto: Archiv Aule Mettmanner

Die Herren vom "Mettmanner Bankverein" hingegen kamen nur mit Gehstock und feinem Ausgehzwirn. Eilig scheinen sie es nicht gehabt zu haben und vermutlich gab es nach der Vereinsgründung im Jahre 1945 auch nicht nur heitere Themen. Ihren Verein hatten sie kurzerhand nach dem Ort benannt, an dem man sich regelmäßig zu den Vereinssitzungen traf.

"Wenn das Wetter schlecht war, setzte man sich ins Parkhaus zum Heinrich Norbisrath, trank dort sein Dünnbier und zog auch schon mal verstohlen eine Flasche Selbstgebrannten aus der Tasche", erinnerte sich Aulen-Baas Helmut Kreil einst an den Mettmanner Bankverein.

Weil es sich die ehrenwerten Herren nun mal zur Gewohnheit gemacht hatten, ihren Ehefrauen zuhause Ruhe zu gönnen, musste schon bald ein Problem gelöst werden. Im Sommer mag es ja gemütlich sein auf einer Parkbank unter freiem Himmel. Aber was sollte man im Winter tun? Immer nur im Parkhaus sitzen? Das schien keine Lösung zu sein. Die Stadtverwaltung mühte sich deshalb redlich um beheizte Unterkünfte und schuf im Winter die ersten Wärmestuben in der Schreinerei Ramlow und im damaligen Arbeitsamt.

Die älteren Herren mit dem "griesen Hoor" tauschten die Bänke auf dem Jubi mit dem warmen Platz am Ofen. Zu den Anstoß erregenden Rauchgewohnheiten der Vereinsmitglieder schrieb Helmut Kreil: "Was war das für ein Kraut, das da geraucht wurde. Einige der "Bankler" hatten Tabakpflanzen in ihrem Garten angebaut. Sehen konnte man jedenfalls nichts, denn der beißende Qualm trieb einem sofort die Tränen in die Augen".

Da die Tabak-Trocknungsprozedur zu viel Zeit in Anspruch nahm, wurde zu diesem Zweck eine alte Kochplatte bemüht. Das alles wurde den Mitarbeitern im Arbeitsamt zu viel, und so zog der Bankverein in die "Benninghover Mühle" um. Später folgten unter anderem noch Quartiere in der Lutterbecker Strasse und unter dem Dach des DRK in der Bahnstraße.

Das Deutsche Rote Kreuz richtete dort eine Altentagesstätte ein, die nicht nur für die ausschließlich männlichen Mitstreiter des Bankvereins, sondern auch für Frauen die Türen öffnete. Als dann gar eine Gemeinschaftsveranstaltung geplant war, soll Bankvereinsmitglied Willi Hülssiepen dem Baas der Aulen sein Leid geklagt haben. "Jetzt fangen die noch mit den Weibern an, das ist nicht mehr der Bankverein von früher."

Fünf Jahrzehnte gingen vom Bankverein viele Impulse für die Mettmanner Senioren aus. Dabei saßen die Herren längst nicht mehr nur auf Bänken, sondern reisten durch die Lande, um sich gemeinsam so allerlei anzuschauen. Im Jahre 1995 feierten sie noch ihr Jubiläum - seither ist es ruhig geworden um die "Bankler".

Übrigens: Was die Mettmanner Vereinsmeierei betrifft, so gab es auch noch den Zigarrenabschnitts-Verein, schlicht "Stümmelsverein" genannt. Der damalige Sparkassenrendant ließ es sich als Vorsitzender nicht nehmen, auf der Suche nach Tabakresten gemeinsam mit seinen honorigen Mitstreitern durch die Mettmanner Zigarren-Geschäfte zu tingeln.

Die gesammelten Stümmel wurden verkauft, um von den Erlösen Weihnachtspäckchen für Kinder aus bedürftigen Mettmanner Familien zu packen. Natürlich traf man sich auch zum Stammtisch in der Brauerei Feger. Schließlich musste das Ganze ja auch irgendwie organisiert werden.

(magu)
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