Geistliches Wort aus Mettmann Demonstration der Gewaltlosigkeit

Mettmann · An Fronleichnam beteten die Katholiken das Allerheiligste an, den Leib Christi. Auch das ist eine Art Demonstration, findet der Mettmanner Pastor Sebastian Hannig, doch sie ist nach Jesu’ Vorbild gewaltfrei und hat als Sinnbild ein einfaches Stück Brot.

 Sebastian Hannig wirkt in der Katholischen Gemeinde St. Lambertus.

Sebastian Hannig wirkt in der Katholischen Gemeinde St. Lambertus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Demonstrationen häufen sich. Man hat den Eindruck, als gebe es immer mehr Anlässe, die Menschen auf die Straßen bringen. Die Anlässe sind zumeist etwas, das diese Menschen stört, verärgert oder schlimmeres mit ihnen oder anderen macht, so dass sie gemeinsam für ihre Sache demonstrieren. Demonstrationen entstehen aus Unzufriedenheit oder Problemen heraus und sind ein öffentlicher Protest. Oft ist dies mit Gewalt verbunden, meistens mit Wortgewalt durch Beschimpfungen, Schreien und dem Verurteilen anderer Meinungen; nicht selten gehen auch Gewalttaten einher, die zu Zerstörungen, Schlägereien und Verletzungen führen. Demonstrationen sind – ob nur im Wort oder auch in der Tat – gewaltsame Bekundungen eines Protestes.

Wie anders ist da die alljährliche Demonstration von Fronleichnam. Es ist eine Demonstration der Gewaltlosigkeit. Man mag einwenden, dass auch die Prozessionen zu Fronleichnam zu Ärgernissen führen, wenn zum Beispiel die Straße gesperrt ist oder man von der Blaskapelle in seiner Ruhe gestört wird. Tiefer gehend könnte man anbringen, dass gerade die katholische Kirche keinen Anlass habe, Gewaltlosigkeit zur Schau zu stellen. Jüngste Skandale und geschichtliche Machenschaften der Kirche sprechen eine andere Sprache. Und doch, Fronleichnam ist die Demonstration der Gewaltlosigkeit, auch dann, wenn dies durch das Auftreten der Katholiken oder die Verfehlungen in der Kirchengeschichte verdunkelt wird. Denn eines ist und bleibt das Zentrum der Fronleichnamsdemonstrationen: ein einfaches Stück Brot.

Es ist das Zeichen, das sich Jesus Christus als sein Zeichen ausgesucht hat. Mehr noch, es ist die Versinnbildlichung der Lebensweise, die dieser Jesus geführt hat. Ein Leben der Gewaltlosigkeit. Ein Mensch, der nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten gezeigt hat, dass er sich wie ein Stück Brot hingibt, damit andere Leben haben. Brot, das durch das Sterben der zu Mehl zerriebenen Körner entsteht, das durch die Glut des Ofens zum Lebensmittel wird und das sich brechen lässt, um Nahrung zu sein. Die Demonstration an Fronleichnam ist nicht Ausdruck eines Protestes. Es ist die öffentliche Bekundung des Vorbildes eines Menschen, der die Gewalt durchbrochen hat, indem er nicht zurückgeschlagen hat. Für Katholiken ist es noch mehr. Es ist die Zusage Jesu, dass er alles Böse, jegliche Ungerechtigkeit und den Tod besiegt hat. Es ist sein Versprechen, nicht nur zeichenhaft oder sinnbildlich bei uns zu bleiben, sondern dass er sein Lebensschicksal, das in dem Stück Brot, das durch die Straßen getragen wird, beinhaltet ist, mit dem Lebensschicksal jedes Menschen verbindet, so dass auch wir die Gewalt ablegen und von ihr befreit werden.

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