Wülfrath Das Kriegsende vor 65 Jahren

Düsseldorf · Willi Münch war 14 Jahre alt, als die Amerikaner in Wülfrath einfuhren. Vierzehn Tage zu vor war er zusammen mit 100 Altersgenossen von einem Obergefreiten in die Waffenhandhabung eingewiesen worden.

Am 8. Mai 1945 war der Krieg vorbei – für die einen "Tag der bedingungslosen Kapitulation", für die anderen "Tag der Befreiung". In Wülfrath hörte der Krieg bereits Mitte April auf. Bei Willi Münch (geboren Dezember 1930) hat sich diese Zeit tief in der Erinnerung eingegraben. "Wir wurden 14 Tage vorher noch ins Präparanden-Heim beordert und in die Handhabung von Kleinkaliber und Panzerfäusten eingewiesen."

Wir, das waren rund 100 Jungs, alle etwa in Münchs Jahrgang, die von einem alten Obergefreiten über Nebenwege zum angeblichen Ernteeinsatz nach Halle/ Saale geführt werden sollten. "Im Gepäck hatte ich Butterbrote und zwei Paar Schuhe", erzählt der Heimatforscher und Karikaturist. Unterwegs gab es in sogenannten "Wehrertüchtigungslagern" Suppe zur Stärkung. In Kierspe/ Sauerland endete der Fußmarsch. Die meisten Jungen stellten sich an die Straße – Richtung Heimat. Von verständnisvollen Soldaten wurden sie in Lkw, unter Planen versteckt, bis Barmen mitgenommen. "Mitte April waren wir wieder zu Hause", so Münch.

Hier waren in der Zwischenzeit Bäume an der Ratinger Straße gefällt worden. Die daraus geplanten Panzersperren baute keiner mehr auf. Ein Junge, der laut Münch später Karriere machte und an den Vorfall nicht gern erinnert worden wäre, wurde von Soldaten daran gehindert, als er die Tankstelle Beuteführ mit einer Panzerfaust zerstören wollte. "Es sollte ja, wie er dachte, 'verbrannte Erde' zurückgelassen werden".

In den letzten Tagen machten Tiefflieger Stadt und Bürger untersicher. Leute retteten sich mit Sprung in den Graben. An verschiedenen Stellen flogen Granaten. Ein abgeschossener Jagdbomber kam auf dem Düsseler Feld runter. Deutsche Soldaten, die im Düsseler Wald lagen, nahmen ihn fest. Am 14. April kostete eine Bombe an der Düsseler Straße eine Frau das Leben, einen Jungen das Augenlicht. "Sie wollten sich zu Pollmanns Bunker retten. Die Frau arbeitete bei Friseur Schwalfenberg. Harald, der Junge, war der jüngste Sohn von Lehrer Schmitten", erinnert sich Willi Münch.

In der Postchronik ist notiert, dass das Postamt an der Wilhelmstraße am 16. April, 12.30 Uhr, den Betrieb einstellte. Briefe, Pakete, Post- und Zahlungsanweisungen wurden noch ausgetragen. Gegen 18.45 Uhr erging der Ruf der Ordnungspolizei, "Straße frei". Ein Militär-Jeep mit vier Amerikanern kam über Schlupkothen nach Wülfrath. In der "Kommandantur", Wirtschaft Korten, wurde die Übergabe der Stadt unterzeichnet. In der Innenstadt nahmen amerikanische Soldaten Häuser in Beschlag. "Auf dem Platz vor dem Bunker trieben sie deutsche Soldaten zusammen. Einer lag dicht neben dem anderen", sagt Münch. Über "Volksempfänger" erfuhren die Wülfrather am 8. Mai vom Kriegsende.

(RP)
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