Mettmann Bauern: mit Seuchen leben

Düsseldorf · Landwirte Harald Benninghoven und Klaus Hein sehen trotz der Blauzungenkrankheit keinen Grund zur Panik.Noch ist die Krankheit im Kreis Mettmann nicht aufgetreten. Schafe dürfen weiter auf die Weide.

Mettmann/Erkrath/Wülfrath „Wir halten den Ball erst einmal flach“, äußert sich Kreislandwirt Harald Benninghoven eher gelassen über die Gefahr der Blauzungenkrankheit im Kreis Mettmann. „Hier ist bis jetzt noch kein Fall aufgetreten.“

Nachdem die Virusinfektion in der vergangenen Woche bei Schafbeständen in der Stadt Aachen und im Kreis Düren festgestellt wurde, erreichten die Auswirkungen auch den Kreis Mettmann. Das Landwirtschaftsministerium hat ein Sperrgebiet im Umkreis von 100 Kilometern festgelegt. Tiertransporte von Wiederkäuern aus dem Sperrbezirk sind momentan verboten.

„Wahrscheinlich müssen wir langfristig sogar mit der Blauzungenkrankheit leben“, meint Benninghoven. Auch Klaus Hein, Landwirt aus Mettmann, spricht sich gegen eine vorzeitige „Panik-Macherei“ aus. „Es gab in den vergangenen Jahren so viele Krankheiten und Seuchen. Es ist unser Beruf, irgendwie damit klarzukommen.“

Lebensmittel sind nicht betroffen

Eine gewisse Vorsicht sei dennoch geboten. „Wir beobachten die Tiere genau auf mögliche Krankheitsanzeichen.“ Klinische Symptome sind Teilnahmslosigkeit, hohes Fieber, vermehrtes Speicheln sowie Blaufärbung der Zunge, die jedoch nur bei Schafen auftreten, nicht aber bei Rindern und Ziegen.

Für den Verbraucher bestehe keine Gefahr. „Milch und Rindfleisch sind nicht davon betroffen und können problemlos verzehrt werden“, betont Kreisveterinär Joachim Müller. In dieser Woche wurden in der betroffenen Zone 600 Bestände auf mögliche Krankheitsfälle geprüft. Das Ergebnis soll am Montag dem Veterinärausschuss der EU-Kommission vorgelegt werden, die erneut über das weitere Vorgehen gegen die Tierseuche beraten wird. „Ich gehe davon aus, dass alle Proben negativ ausfallen werden“, sagt Tierarzt Müller auf Nachfrage.

In Deutschland ist das Auftreten der vor allem in Südeuropa bekannten Infektion absolutes neu. „Wir stecken noch in einer Untersuchungsphase. Die Bundesrepublik will in der kommenden Woche aber unbedingt Ergebnisse präsentieren.“ Übertragen wird die Infektion von Stechmücken. Untereinander können sich Schafe, Rinder und Ziegen nicht anstecken. „Wir glauben, dass die Insekten durch Urlauberströme oder Transporte aus Südeuropa in das Dreiländereck um Aachen gelangen konnte“, sagt der Kreisveterinär. Aufgrund der hohen Temperaturen Ende Juli hätten die Mücken überlebt, das kältere Augustwetter habe die Population jedoch vermutlich zerstört. „Wenn auch unsere heimischen Arten die Blauzungenkrankheit übertragen könnten, dann wäre das Ausmaß sicherlich viel größer.“

Die Schafe von Klaus Hein dürfen weiterhin auf die Weide, dennoch informiert sich der Landwirt regelmäßig über die neusten Ergebnisse. Tun könne er nichts, sagt er. „Wir können nur abwarten.“

(RP)
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