Mettmann Bald 100 Prozent Öko-Strom

Mettmann · Interview Stadtwerke-Chef Gregor Jeken über den Ausstieg aus der Kernenergie und die bisherigen Erfolge sowie den Nutzen des Blockheizkraftwerks.

 Gregor Jeken, Chef der Stadtwerke Erkrath.

Gregor Jeken, Chef der Stadtwerke Erkrath.

Foto: D.J.

Herr Jeken, bis 2022 will die Regierung Merkel den Ausstieg aus der Kernenergie geschafft haben. Die Stadtwerke arbeiten an diesem Ziel. Ist das für Erkrath zu schaffen?

Gregor Jeken Beim Ausstieg aus der Kernenergie ist es keine Frage ob er geschafft wird, er ist beschlossen, und es ist auch nicht mehr zu erwarten, dass dies sich bis 2022 ändern wird. Der Ausstieg aus der Kernenergie ist in der Aufsichtsrats-Sitzung beschlossen worden, und die Erkrather Kunden erhalten zukünftig nur noch den hocheffizienten Strom aus unserem Blockheizkraftwerk und aus regenerativen Quellen. Dabei legen wir Wert auf Nachhaltigkeit. Mit den Erlösen für Strom aus ökologischen Quellen wird in neue regenerative Anlagen investiert, und der Lieferant unterhält keine wirtschaftlichen Beziehungen zur Kernenergie.

Kann man sagen, wie viel des in Erkrath verbrauchten Stroms schon heute durch erneuerbare Energien erzeugt wird?

Jeken Der bundesweite Anteil beträgt heute schon 20 Prozent. Die Stadtwerke Erkrath produzieren mit dem BHKW im Neanderbad 1 200 000 Kilowattstunden (kWh) und mit ihren vier großen Photovoltaik-Anlagen mit 230 kW weitere 200 000 kWh. Das ist Strom für 400 Haushalte. Außerdem gibt es noch 200 weitere Fotovoltaik-Anlagen mit 2600 kW Leistung von privaten Bürgern und Unternehmen, die jährlich 2 000 000 kWh einspeisen.

Wie sieht es mit Windkrafträdern aus? Wird es irgendwann einmal Windmühlen auf Erkrather Gebiet oder in der näheren Nachbarschaft geben?

Jeken Ob es Windräder in Erkrath oder der Umgebung geben wird, muss sich noch herausstellen. Wir haben die umliegenden Städte angeschrieben, um nach ausgewiesenen Flächen für die Nutzung von Windkraft zu fragen. Zum Teil gibt es keine Flächen oder es gibt Flächen mit Höhenbegrenzung von 100 Metern. Wir sind aber bereits zwei Jahre dabei, weit vor Fukoshima, einen Windpark zu erwerben und dies bundesweit an guten Windstandorten. Leider waren hier keine wirtschaftlichen Projekte dabei. Zurzeit sind wir bei sechs Projektierern und Anbietern von Windkraftanlagen in Verhandlungen. Fünf Millonen Euro sind durch den Aufsichtsrat der Stadtwerke Erkrath genehmigt worden.

Bisher suchen die Stadtwerke eine Beteiligung an einem Windkraftrad irgendwo in Deutschland. Was bringt das für die Stromkunden vor Ort?

Jeken Mit dem Erwerb eines wirtschaftlichen Windparks können wir unsere Bürger an den Energieerzeugungs-Anlagen beteiligen, um somit den Ausbau voran zu treiben. Eine Bürgerbeteiligung wäre in Verbindung mit einer Bank oder Sparkasse möglich.

Es gibt in Erkrath ein von den Stadtwerken betriebenes Blockheizkraftwerk. Wie viel Strom liefert es zurzeit?

Jekne Mit unserem BHKW, das mit umweltfreundlichem Erdgas betrieben wird, können wir bis zu 75 000 000 kWh produzieren.

Man sagt, die Technik sei überholt. Ist das das Aus fürs Blockheizkraftwerk?

Jeken Das Kraftwerk ist im Jahre 2000 in Betrieb gegangen und ist immer auf aktuellem Stand. Mit einem Wirkungsgrad von über 80 Prozent ist es unschlagbar im Vergleich zu anderen Erzeugungsanlagen. Unsere Anlage hat 70 000 Betriebsstunden hinter sich und wird wie ein Pkw gewartet. Die nächste große Revision ist in fünf Jahren. In der Zwischenzeit untersuchen wir, ob wir diese Revision durchführen oder effizientere Maschinen für die nächsten 15 Jahre anschaffen. Unser BHKW ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende.

Was halten die Stadtwerke von Biogas-Anlagen? Wäre das eine Möglichkeit für Erkrath, Energie zu erzeugen?

Jeken Biogasanlagen sind ein wichtiger Beitrag für die Energiewende. In Deutschland gibt es über 5000 Anlagen im Strom-/Wärme-Betrieb, 470 sind im Bau, 45 Anlagen speisen ins Erdgasnetz ein. Für Biogasanlagen benötigt man entsprechend große Flächen, deshalb ist es in eng besiedelten Gebieten nur sehr schwierig, Anlagen zu betreiben. Die Einspeisung ins Erdgasnetz ist daher ideal, von dem wir profitieren.

Wie sehen Sie die Energieversorgung in Erkrath im Jahr 2022 im besten Fall und wie im schlechtesten?

Jeken Den schlechten Fall gibt es nicht, da wir heute schon ganz weit vorne liegen im bundesweiten Vergleich. Wir haben nur den besten Fall im Blick, und das ist 100 Prozent regenerativ.

Isabel Klaas stellte die Fragen.

(RP/rl)
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