Erkrath Bäume morsch: Bahn rechtfertigt Kahlschlag

Erkrath · Nach 40 Jahren mussten die Akazien und Robinien am Bahndamm des Bahnhofs Erkrath-Nord aus Sicherheitsgründen weichen. Für die Anwohner bedeutet das einen herben Einschnitt in das Grün.

Zugegeben: Der Anblick ist traurig. Die 40 Jahren alten Akazien und Robinien am Bahndamm des Bahnhofs Erkrath-Nord sind gefallen, und zwar ausnahmslos. Besonders die Anwohner des Heideweges blicken nun auf den nackten Bahndamm. "Das ließ sich leider nicht verhindern", sagte Regiobahn-Geschäftsführer Joachim Korn gestern bei einem Ortstermin. "Im Dezember sind uns drei Bäume umgekippt, weil sie morsch waren." Der Anlieger am Heideweg, dessen Haus unmittelbar am Deich steht, hat uns benachrichtigt, und gebeten, etwas zu unternehmen. "Wenn wir warten, bis die Bäume auf Dächer gefallen sind oder auf die Gleise und Züge zum Entgleisen gebracht haben, ist es zu spät", sagt der Regiobahn-Chef.

Korn verhehlt nicht, dass unter den gefällten Bäumen "auch einige gesunde sind." "Das können wir von außen nicht feststellen, welche Bäume morsch sind oder nicht. Man geht nur davon aus, dass in der Regel 40 Jahre alte Robinien oder Akazien nicht mehr sehr standfest sind", sagt Korn. Gefallen ist auch eine alte Pflaume an der Dammkrone, die nach Aussagen des Vorsitzenden der CDU für Alt-Erkrath, Marc Hildebrandt, 70 Jahre alt war. Sie habe die Sicht auf das Signal verstellte und obendrein wirklich nicht mehr gesund war, wie der Querschnitt durch den Stamm beweist.

"Im nächsten Frühjahr ist alles wieder grün", verspricht der Regiobahn-Chef. Das wuchert hier auch ohne Neuanpflanzung." Neu gesetzt wird nur eine Reihe von Kirschlorbeer auf der Dammkrone direkt an den Gleisen. Das soll bereits in den nächsten Wochen geschehen. Kirschlorbeer ist immergrün, dient aber nur als Sichtschutz, nicht als Lärmschutz, sagt Korn. Die Bäume waren vor 40 Jahren bei der Aktion "Unser Land soll grüner werden" gesetzt worden. Keinesfalls habe man die Bahnsteige damals so gebaut, dass die bereits stehenden Bäume geschützt werden sollten, sagt Korn.

Das Holz hat die Regiobahn an einen Privatmann verkauft. Es wurde gestern abtransportiert.

Die bewaldete Böschung sei Lärmschutz für die Anwohner gewesen, empörte sich Marc Hildebrandt am 23. Dezember. "Nun ist das Grün nicht mehr da, und plötzlich wohnen die Menschen direkt am Gleis, und die Fahrgäste beziehungsweise die Wartenden am Bahnhof haben freie Sicht in diverse Wohnungen und Häuser."

Interessant sei auch der Aspekt der Sicherheit, denn nun habe man freien und ungehinderten Zugang zum Gleis, auf dem in unregelmäßigen Abständen schnelle Güterzüge verkehren. Man habe schon beobachtet, wie Passanten über die Gleise ihren Weg abgekürzt hätten, sagt Hildebrand, der auch von Kreis und Stadt Antworten und Taten erwartet. "Wir können es nicht jedem recht machen", sagt Korn, "die Sicherheit geht vor."

(RP)
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