Langenfeld Aus ME im Landtag: Fünf Neulinge berichten

Langenfeld · Das Düsseldorfer Parlament ist in seine neue Legislaturperiode gestartet. Aus dem Kreis Mettmann sind gleich fünf neue Abgeordnete dabei. Wie war die konstituierende Sitzung am Donnerstag, wie die ersten Tage im Landtag? Die RP hat nachgefragt.

Moritz Körner (26, FDP) aus Langenfeld war an seinem ersten Tag als Landtagsabgeordneter dann doch stolzer, als er zunächst gedacht hatte, der jüngste unter den 199 Parlamentariern zu sein. Besonders in dem Moment, als Alterspräsident Norbert Römer (70, SPD) in der konstituierenden Sitzung eigens einen Gruß an den 44 Jahre Jüngeren richtete. "Da waren plötzlich alle Blicke auf mich gerichtet, und Christian Lindner sagte zu mir: ,Vor 17 Jahren saß ich da'", erzählt Körner. Sein Büro bekommt er erst nächste Woche, doch zu tun gibt es auch so schon genug: Seine Fraktion bestimmte ihn zum Mitglied des noch am Donnerstag neu eingesetzten Untersuchungsausschusses zum Fall des Berlin-Terroristen Amri.

Außerdem sitzt der Vorsitzende der Jungen Liberalen NRW bei den Koalitionsverhandlungen mit am Tisch, wenn es um Hochschulthemen geht. Gestern morgen führte Körner eine Jugendgruppe durch den Landtag, ehe er am Vormittag am Langenfelder Konrad-Adenauer-Gymnasium, wo er 2010 Abitur machte, Schülern aus der Politik berichtete. Prima findet es der frühere Hockeyspieler des RTHC Leverkusen, dass es im Landtag einen Fitnessraum gibt: "Ich habe mir zumindest vorgenommen, ihn hin und wieder zu nutzen. Denn wie das so ist bei politischen Sitzungen: Immer stehen irgendwo Hefeteilchen oder belegte Brötchen herum - und dann greift man eben oft auch zu."

Jan Heinisch (40, CDU):

"Es war ein besonderer, ein feierlicher Moment." Das sagt der frisch in den Landtag gewählte Jan Heinisch zur konstituierenden Sitzung in Düsseldorf. "Jeder einzelne Abgeordnete stand kurz auf, wurde namentlich vorgestellt - das passiert im Landtag natürlich nur einmal in fünf Jahren." Was sich anschloss, war, wie der CDU-Neuparlamentarier formuliert, "ein dreieinhalbstündiger Formalitätenmarathon". Der indes erinnerte den Heiligenhauser Ex-Bürgermeister entfernt "an Ratssitzungen". Vorangegangen war für ihn noch ein Dienstgang der besonderen Art. "Ich musste erstmal die Poststelle des Landtags suchen, nachdem man mir gesagt hatte, dort sei schon allerhand für mich angekommen."

Den Hinweis fand er schließlich bestätigt. "Es hatte sich ein Riesenstapel angesammelt." Und wie geht es weiter? "Nächste Woche mit Büroeinrichtung. Das heißt, erstmal mit der noch fälligen Bürozuteilung." Und um Büromaterial müsse er sich erstmal selbst kümmern - "jetzt ist eben Orga-Phase".

Christian Untrieser (35, CDU):

"Ich freue mich, dass nun die Arbeit richtig los geht", sagt Christian Untrieser. Der 35-jährige Rechtsanwalt hatte seinen Wahlkreis (Erkrath, Haan sowie Teile von Hilden und Mettmann) gegen Manfred Krick (SPD) gewonnen. Für Untrieser begann der Tag in der evangelischen Johanneskirche in Düsseldorf mit einem ökumenischen Gottesdienst. Im Anschluss folgte eine Sitzung der CDU-Landtagsfraktion und die konstituierende Sitzung des Landtags von Nordrhein-Westfalen. "Es braucht allerdings noch ein paar Tage, bis wir vollständig einsatzfähig sind. Ich habe zum Beispiel noch kein Büro und keine IT-Ausstattung", sagt Christian Untrieser. Er sei voller Motivation, sich in den nächsten fünf Jahren für die Menschen in NRW und seinem Wahlkreis einzusetzen. Untrieser wird in einem Ausschuss mitarbeiten, der sich mit dem Ereignissen rund um den islamistischen Attentäter Anis Amri befasst.

Martin Sträßer (58, CDU):

Am Wahlabend hat es bis weit nach 20 Uhr gedauert, bis Martin Sträßer endlich wusste "Ich bin im Landtag". Der Wülfrather Rechtsanwalt verfolgte die Ergebnisauszählung im Mettmanner Kreishaus und machte einen recht gelassenen Eindruck. In der Politik ist Sträßer längst ein Profi. Schon 1979 wurde er direkt in den Rat der Stadt Velbert gewählt, seit 2009 ist er im Wülfrather Rat aktiv. Seinen Wahlkreis (Velbert, Wülfrath und Teile von Mettmann) gewann er gegen Volker Münchow. Nach der Wahl hatte Sträßer viel zu tun. "Die ersten beiden Wochen nach der Wahl waren genauso anstrengend wie die letzten beiden vor der Wahl", sagt der Vater von drei Kindern. An seiner "alten" Arbeitsstelle gab es viel nachzuarbeiten. Zugleich hat er ein neues Büro im Landtag aufgebaut und eingerichtet. Das Wahlergebnis bringe es mit sich, dass CDU und FDP jetzt schnell Verantwortung übernehmen müssen und unverzüglich in Koalitionsgespräche eingestiegen sind. Die Euphorie des Wahlabends möchte Sträßer ein wenig bremsen: "100 zu 99 - eine einzige Stimme Mehrheit ist die denkbar knappste Mehrheit". Einen Politikwechsel gebe es nicht auf Knopfdruck, sondern brauche Zeit - sehr viel Zeit.

Claudia Schlottmann (55, CDU):

Ihre allererste Sitzung als frisch gewählte Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag fand Claudia Schlottmann "sehr beeindruckend und spannend". Zufällig fand sie auch noch am 55. Geburtstag der Hildenerin statt. Zum festlichen Anlass hatte sie einen roten Blazer gewählt - "wie zu einer feierlichen Ratssitzung". Feste Plätze gab es noch nicht, deshalb setzten sich die vier Mettmanner Abgeordneten gemeinsam in die letzte Reihe des Plenarsaals. Ihr Büro hat Claudia Schlottmann noch nicht gesehen. Deshalb kann sie auch nicht sagen, was sie sieht, wenn sie aus dem Fenster blickt. Aber eine Mitarbeiterin hat sie schon: Christina Bunz aus Düsseldorf hat schon für diverse Abgeordnete gearbeitet: "Für mich als Neuling ist das sehr praktisch." Wer in welchen Ausschuss darf, ist noch offen: "Ich wünsche mir Schule, Sport und Kommunales", muss die 55-Jährige nicht lange überlegen. CDU und FDP verhandeln noch über die Koalition. Deshalb ist im Landtag noch nicht so viel los: "Dafür habe ich sehr viele Termine in meinem Wahlkreis. Ich muss sehen, wie ich die alle unter einen Hut bekomme", sagt die Landtagsabgeordnete aus Hilden.

(RP)
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