Erkrath Aus Kasachstan ins Neanderland: Die Balalaika ist ein Stück Heimat
Erkrath · Serie: Ich und mein Instrument. Roman Ortner bringt die Liebe zu dem dreisaitigen Exoten aus seinem Land mit nach Erkrath. Früher spielte er E-Bass in der Dorf-Disko.
Serie: Ich und mein Instrument. Roman Ortner bringt die Liebe zu dem dreisaitigen Exoten aus seinem Land mit nach Erkrath. Früher spielte er E-Bass in der Dorf-Disko.
Wenn der Wahl-Erkrather Roman Ortner aus seinem Leben erzählt, fühlt man sich an die Odyssee des Doktor Schiwago erinnert. Wie Pasternaks Romanfigur reiste auch Roman Ortner kreuz und quer durch die Sowjetunion. Doch anders bei Jurij Schiwago ist seine künstlerische Ausdrucksform nicht die Lyrik, sondern die Musik.
Das Talent dazu bekam er von seinen Eltern in die Wiege gelegt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden seine Mutter als Kind aus der Wolgagegend und sein Vater aus dem Kaukasus auf Stalins Befehl wegen ihrer deutschen Herkunft in den Südwesten Kasachstans deportiert. So kam Ortner in der Kolchose Kamischiny als Sohn einer leidenschaftlichen Sängerin und eines passionierten Akkordeonspielers auf die Welt.
Er selbst spielte als Jugendlicher E-Bass mit einer Band in der Dorfdisko und – wie dort damals üblich – Knopfakkordeon. Um sich von der Masse abzuheben, riet ihm ein Musiklehrer zur Balalaika. Der eifrige Schüler schloss 1981 ein Musikhochschulstudium in der am Ural gelegenen russischen Millionenstadt Tscheljabinsk in den Fächern Dirigieren und Balalaika ab: "Das Üben hat mit Spaß gemacht. Ich versuchte immer an der Spitze zu sein, und habe mir viel Mühe gegeben", sagt er.
So wurde er zum Konzertmeister des Garnisonsorchesters "Malachit", mit dem er zehn Jahre durch die Sowjetunion tourte. Im Jahr 1996 entschied Ortner sich zu einem Umzug nach Deutschland. Für ihn ein Neuanfang: "Ich hatte nur zwei Balalaikas und einen Koffer dabei." Sehr bald lernte er hier seine ebenfalls aus Kasachstan übergesiedelte Frau Irene kennen. Die beiden musizieren heute gerne gemeinsam mit ihrem Sohn Christian.
Ortner ist ein großer Interpret des hier noch exotischen Instruments Balalaika. Er spielte mit dem auf den ersten Blick an Skurrilität nicht zu überbietenden Saitenklangkörper eine Solo-CD mit dem schlichten Titel "Balalaika" ein. "Es ist das einzige Instrument der Welt, das dreieckig ist", erzählt er.
Und das aus gutem Grund, erklärt Ortner weiter. Wird die Balalaika im Sitzen gespielt, so lässt sich bequem zwischen die Oberschenkel nehmen. Für eine Darbietung im Stehen oder gar Gehen hat er sich eine eigene Schulterschlaufe konstruiert. Seine aus verschiedenen edlen Holzarten gebaute Balalaika hat drei Saiten und wird ohne Plektrum gespielt. Damit die Finger an die harten Metallsaiten gewöhnt bleiben, darf Ortner nicht mit dem Spielen nachlassen.