Mettmann Auerochsens Kinderstube

Mettmann · Das Nachzüchten von eigentlich ausgestorbenen Auerochsen und Wildpferden im Eiszeitlichen Wildgehege Neandertal ist von Erfolg gekrönt. Seit Anfang des Jahres sind neun Jungtiere auf die Welt gekommen.

 Beschützerinstinkt: Die erwachsenen Auerochsen-Nachzuchten behalten ihre hellbraunen Kälbchen im Eiszeitlichen Wildgehege genau im Auge.

Beschützerinstinkt: Die erwachsenen Auerochsen-Nachzuchten behalten ihre hellbraunen Kälbchen im Eiszeitlichen Wildgehege genau im Auge.

Foto: DIETRICH JANICKI

Gabriele Meiser wird schon erwartet. Als die Hegemeisterin die Heuballen aus dem Auto hievt, legen die Auerochsen auf der Weide im Eiszeitlichen Wildgehege einen Schritt zu. Die gut 40-köpfige Herde orientiert sich flugs in Richtung Gatter, zweites Frühstück ist angesagt. Deckstier Sören ist heute allerdings gar nicht charmant. Kaum hat Meiser sein Terrain betreten, wird sie von Sören angerempelt. Meiser revanchiert sich mit einem festen Klaps auf die Flanke des mächtigen Tieres.

Möglichst nah an der Urform

"Wenn die Auerochsen Nachwuchs haben, muss man extra vorsichtig sein. Aber heute sind sie insgesamt sehr friedlich", erklärt die 47-Jährige. Tatsächlich ist die Kinderstube der urtümlichen Rinder seit einigen Wochen gut gefüllt. Neun Kälbchen sind zur Welt gekommen, bester Beleg dafür, dass die Züchtungsversuche im Eiszeitlichen Wildgehege erfolgreich sind. Streng genommen handelt es sich bei den Auerochsen um Rückzüchtungen, ebenso bei der überschaubaren Herde Tarpane, die auch zum Bestand gehört. Dort wird der Nachwuchs im Laufe dieses Monats oder im Mai erwartet. Sowohl die Rinder als auch die zähe, kleine Ponyrasse sind in ihrer Wildform seit langer Zeit ausgestorben. Im Neandertal bemühen sich Gabriele Meiser und ihr Mann Hans-Wilhelm darum, die Tiere nachzuzüchten — möglichst nah an der Urform.

"Dabei werden zunächst Exemplare ausgesucht, die den Vorfahren optisch möglichst ähnlich sehen", erläutert die Hegemeisterin. Bei der Abbildzüchtung der Auerochsen werde zum Beispiel auf Fellfarbe und Stellung der Hörner geachtet. "Die Tiere werden dann so lange gekreuzt, bis ein dem Auerochsen insgesamt ähnliches Rind entstanden ist", fährt Meiser fort.

Im Eiszeitlichen Wildgehege sind die Grundlagen bereits so weit geschaffen, dass jetzt die vorhandenen Auerochsen-Abbilder nur noch untereinander gekreuzt werden. Noch nicht erreicht sei die Größe der Urform, räumt die Fachfrau ein: "Deshalb versuchen wir, mit möglichst großen Tieren zu züchten."

Kurz vor dem Aussterben waren auch die Wisente, die dritte Bewohnergruppe im Neandertal. Zeitweise war ihr Bestand auf nur noch rund 30 Tiere weltweit gesunken, inzwischen liegt die Zahl wieder bei etwa 3000. Drei der weiterhin stark in ihrem Fortbestand bedrohten Kolosse tummeln sich auf der Weide in der Nähe des Wildbienenhauses.

Bis zu 900 Kilogramm schwer

Meiser lässt durchblicken, dass sie sich eine Nachzucht bei diesen bis zu 900 Kilogramm schweren Wildrindern durchaus ebenfalls vorstellen kann. Dafür müssten dann allerdings spezielle Voraussetzungen geschaffen werden, sprich: Es würden zusätzliche finanzielle Mittel gebraucht. Darüber müssen der Naturschutzverein Neandertal und der Kreis Mettmann entscheiden, die Träger des Eiszeitlichen Wildgeheges sind.

(RP)
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