Mettmann Armut in der Nachbarschaft

Düsseldorf · Die Kreissparkasse Mettmann zeigt eine Ausstellung von und mit Menschen, die mit wenig Geld auskommen müssen. Mit Bildern und Texttafeln werden die Einzelschicksale anschaulich begreifbar gemacht.

Armsein in Deutschland bedeutet für die neunjährige Lendita Musilov, auf Schwimmbad und Kino verzichten zu müssen. Das Mädchen lebt in einer Kölner Hochhaussiedlung. Ihr Bild und ihre Lebensgeschichte ist jetzt in einer Ausstellung in der Kreissparkasse Mettmann zu sehen. „Aus unserer Mitte – eine Ausstellung über Armut in unserer Nachbarschaft“ heißt die Schau, die mit Texttafeln und Bildern versucht, das Schicksal wildfremder Menschen begreifbar zu machen.

Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Ausländer, Schulversager, kinderreiche Familien – sie alle sind von Armut betroffen. „Natürlich nicht arm in dem Sinne, dass sie um Trinkwasser oder ärztliche Versorgung bangen müssen wie Menschen in Entwicklungsländern“, sagt Heinz Weinert, Geschäftsstellenleiter des Katholischen Bildungswerkes bei der Eröffnung. Es sei eine neue Armut von der 8 bis 10 Prozent der Deutschen betroffen sind. Die Caritas zeigt die Wanderausstellung in ganz Nordrhein-Westfalen und hat mit der Kreissparkasse einen Kooperationspartner gefunden.

Elf Millionen Menschen betroffen

Denn nicht alle Menschen, die in der Schalterhalle am Jubiläumsplatz Geld abholen, haben ein prall gefülltes Konto. Die Kreissparkasse ist im Gegensatz zu anderen Banken verpflichtet auch jenen ein Konto zu geben, die andere Institute ablehnen würden. „Das macht zwar manchmal unheimlich viel Arbeit, aber wir sind ganz dicht dran an den Menschen und versuchen ihnen weiter zu helfen“, sagt Filialdirektor Harald Velleuer. „Hier gehen auch von Armut betroffene ein und aus.“ Elf Millionen Menschen sind laut Angaben der Caritas arm oder von Armut bedroht. Sieben Millionen Deutsche leben auf Sozialhilfeniveau, fünf Millionen haben keine Arbeit, drei Millionen Haushalte sind überschuldet.

Mit Drogensüchtigen wohnen

„Es kann jeden treffen, das zeigt die Ausstellung“, sagte Weinert. Leute, die Arbeit haben, aber schlecht bezahlt werden, Akademiker mit Doktortitel, die keine Anstellung finden, Facharbeiter, die nach zwanzig oder dreißig Jahren ihren Job verlieren und nach einem Jahr Arbeitslosigkeit nur noch von Hartz IV leben müssen. „Armut grenzt aus, Armut in Deutschland ist ein gesellschaftlicher Skandal“, sagte Weinert. Natürlich hilft die Caritas den Menschen, die in der Ausstellung gezeigt werden.

So wie Elke May, die von der Allgemeinen Sozialberatung der Caritas in Köln-Kalk bei der Suche nach einer neuen Wohnung unterstützt wird. „Das Haus, in dem wir wohnen, ist schrecklich. Dreckig, viele Drogensüchtige. Und keine anderen Kinder. Wir müssen da raus. Meine Chantal soll’s doch mal besser haben als ich“, steht unter dem Bild von Elke May. Bis zum 28. September ist die Ausstellung in der Schalterhalle der Kreissparkasse zu sehen.

(RP)
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