Mettmann/Wuppertal Anklage: Steuer-Millionen hinterzogen

Mettmann/Wuppertal · Vor der Strafkammer des Landgerichtes Wuppertal wird gegen den ehemaligen Geschäftsführer von B&S Automotive - vormals Meckenstock - verhandelt. Der Angeklagte fehlte gestern.

Gestern sollte der Prozess gegen einen der beiden Geschäftsführer von B&S Automotive vor der Großen Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts beginnen. Dem Angeklagten wird Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorgeworfen. Er ließ sich durch seine Anwälte entschuldigen, das Verfahren wurde unterbrochen.

Es war nur ein kurzes Intermezzo vor der Großen Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts. Eigentlich hätte dort gestern einer der beiden ehemaligen Geschäftsführer von B&S Automotive wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe auf der Anklagebank sitzen sollen. Gekommen waren nur seine drei Verteidiger, der Stuhl des Angeklagten blieb augenscheinlich leer. Warum? Das wusste niemand so ganz genau. Offenbar war er kurz zuvor unpässlich geworden und in Erwartung eines Attests zur Verhandlungsunfähigkeit wurde die Hauptverhandlung vorerst unterbrochen. "Wir geben keinen Kommentar ab", war gleich auch schon von der Verteidigung zu hören.

Im Flur konnte man aufschnappen, der Angeklagte sei wohl in einem Krankenhaus stationär aufgenommen worden. Sollte das so sein, so dürfte wohl nicht so bald mit dem Verfahrensauftakt zu rechnen sein. Neben der Staatsanwaltschaft saßen gestern auch Mitarbeiter der Steuerfahndung im Verhandlungssaal. Deren Aktenordner dürften in Anbetracht der Anklagevorwürfe ordentlich gefüllt sein. Als Geschäftsführer einer international geführten Gruppe von Unternehmen der Automobilzulieferindustrie mit Standorten in Mettmann und Haan soll der Angeklagte gemeinsam mit weiteren Beteiligten sogenannte "Domizilgesellschaften" in Luxemburg gegründet haben. Dort ausgestellte Scheinrechnungen wurden zu Unrecht als Betriebsausgaben der deutschen Firmen deklariert und steuermindernd geltend gemacht. Im Klartext heißt das: Steuerhinterziehung in Millionenhöhe mittels Briefkastenfirmen.

Bereits im Dezember 2013 hatte der Prozess gegen den Angeklagten, einen Mitgesellschafter und einen Rechtsanwalt aus Haan vor dem Wuppertaler Landgericht begonnen. Damals soll sich der Angeklagte wegen eines Unfalls mit Todesfolge in der Türkei in Haft befunden haben. Sein Verfahren wurde daher abgetrennt, sein Kompagnon wurde wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Der ebenfalls angeklagte Rechtsanwalt muss für zwei Jahre und sechs Monate in Haft. Die Urteile sind mittlerweile rechtskräftig, nachdem der Bundesgerichtshof die Revisionen der Angeklagten endgültig verworfen hat.

Zur Vorgeschichte: Nachdem die Firma Meckenstock im Jahre 2005 Insolvenz anmelden musste, wurde das Unternehmen von B&S Automotive übernommen. Mehr als 300 Arbeitnehmer wurden damals entlassen. Zunächst hatte es damals geheißen, alle Arbeitsplätze könnten an einem neuen Standort in Haan erhalten werden. Sogar im benachbarten Monheim sollte ein neues Werk entstehen. Aus den Plänen wurde nichts. Im Jahr 2007 wurden dann 17 Großpressen mit einem Gewicht von je über 100 Tonnen von Mettmann aus in den Hamburger Hafen transportiert und von dort weiter mit dem Schiff nach Istanbul gebracht.

Damals hieß es, dort werden die Maschinen aufgebaut und wieder in Betrieb genommen. Im Jahr 2008 wurden dann selbst noch die Büromöbel sowie die letzten Bohrmaschinen und Pressen im Mettmanner Werk versteigert.

(magu)
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