Mettmanner Unternehmen in der Krise Angespanntes Warten bei Firma Fondium

Mettmann · Das Mettmanner Unternehmen ist in der Krise. Ende März soll der Sanierungstarifvertrag verhandelt werden.

 Für die Firma Fondium (früher Georg Fischer) in Mettmann wird zurzeit ein Sanierungstarifvertrag ausgearbeitet. Die Zeit drängt.

Für die Firma Fondium (früher Georg Fischer) in Mettmann wird zurzeit ein Sanierungstarifvertrag ausgearbeitet. Die Zeit drängt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Corona-Virus verschärft die Lage des ohnehin schon angeschlagenen Produktionsunternehmens Fondium in Mettmann. Die Stimmung in der Belegschaft ist angespannt, weil der Sanierungstarifvertrag auf sich warten lässt. „Das dauert ein bisschen länger, als wir uns das vorgestellt haben“, sagt Achim Schneider, gesellschaftender Geschäftsführer der Fondium Group GmbH.

Das Metall verarbeitende Unternehmen ist Automobilzulieferer und damit auch von internationalen Lieferketten abhängig. Weil es sich dabei um einen produzierenden Betrieb handelt, kann der Arbeitgeber in Zeiten von Corona nicht alle Beschäftigten an einen Heim-Arbeitsplatz nach Hause schicken. Mitarbeiter der Verwaltung sind dazu angehalten, „ihren Laptop jeden Abend mit heim zu nehmen“, erläutert Schneider. Geschäftsreisen finden kaum noch statt, Besuche in der Mettmanner Zentrale ebenso wenig, die Kommunikation laufe derzeit hauptsächlich per Telefon und E-Mail. Und Corona beeinflusst selbst das: „Wir können zurzeit nicht einmal zu einer ordentlichen Belegschaftsversammlung einladen“ – das wäre bei 1000 Mitarbeitern schon eine größere, gesundheitlich riskante Großveranstaltung.

Hinzu kommt der Druck der strukturellen Krise. Um sich für die Zukunft zu rüsten, soll für die Firma Fondium in Zusammenarbeit mit Betriebsrat und Gewerkschaft ein Sanierungstarifvertrag aufgestellt werden.

„Die sich drastisch ändernden politischen Rahmenbedingungen in der Automobilindustrie und der immer härter werdende internationale Wettbewerb erfordern eine sozialverträgliche Anpassung der Arbeitsplätze an die Nachfrage und der Gehaltsstruktur an das Wettbewerbsumfeld“, hatte Schneider in einer Pressemitteilung Mitte Februar geschrieben. Im Klartext heißt das: Voraussichtlich werden Stellen gestrichen und Kürzungen bei Löhnen und Gehältern ausgehandelt. Diese Kürzungen werden zumeist, wie bei Sanierungstarifverträgen üblich, auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt. Informationen unserer Redaktion zufolge sollen die Personalkosten um bis zu 20 Prozent gesenkt werden.

Anfang Februar wurde deshalb mit der IG Metall eine betriebliche Tarifkommission gegründet. Zusammen mit dem Betriebsrat beauftragte sie einen externen Gutachter, der einen versierten Stand der Dinge erstellen soll, berichtet IG Metaller Hakan Civelek. „Es soll so etwas wie eine Betriebs-Landkarte erstellt werden, bei der einzelne Abteilungen einer genauen Analyse unterzogen werden sollen“, beschreibt er das Vorgehen. Bei Fondium gibt es schließlich nicht allein die Eisengießerei, sondern auch eine Verwaltung mit Untersystemen wie der Personalabteilung, Ressorts wie Einkauf und Vertrieb und mehr. Jeder Unternehmensteil am Standort Mettmann soll dahingehend gecheckt werden, welche Prozesse sich optimieren lassen oder wo sonst „Verbesserungen zum Wohle aller“ greifen könnten.

„Um ein Fortführungskonzept für den Betrieb zu entwickeln, müssen Zahlen, Daten und Fakten vorgelegt werden. Die sind angefordert und notwendig, um am Ende einen tragfähigen Sanierungsplan zu entwickeln“, erklärt der zum Sprecher und Verhandlungsführer bestimmte Hakan Civelek. „Wie positiv oder desolat die Situation ist, muss geklärt werden.“

Am 24. März soll besagtes Gutachten vorliegen, ab 26. März „wollen wir uns mit dem Arbeitgeber zusammen setzen und die Gespräche aufnehmen“. Bis Ende März soll miteinander debattiert werden. „Auf diesen Zeitplan haben wir uns gemeinsam verständigt, es läuft alles nach Plan.“ Wichtig sei eine Antwort auf die Frage, was der Arbeitgeber zur „Nachhaltigen Sicherung des Standorts“ Unternehmen will.

„Wir müssen jetzt alle zusammen versuchen, das Unternehmen wieder auf stabile Beine zu stellen“, sagen Mitarbeiter unserer Redaktion. Die „Verbundenheit zum Werk ist groß“, erzählen viele. Teilweise seien die Väter hier bereits tätig gewesen und die Söhne machten jetzt hier ihre Ausbildung. „Wir sind wie eine Familie“, beschreiben die Kollegen das Miteinander, für dessen Erhalt sie kämpfen wollen. „Wir kennen das Unternehmen. Wir haben gute Produkte, da kann uns keiner etwas vormachen.“

(arue)
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