Mettmann An(ge)dacht: Unterbrechungen

Mettmann · Wenn ich derzeit an meinem Schreibtisch sitze, dann wird meine Konzentration regelmäßig unterbrochen durch Bucheckern, die geräuschvoll auf der Fensterbank aufprallen.

 Pfarrer Markus Bosbach freut sich auf den Papstbesuch.

Pfarrer Markus Bosbach freut sich auf den Papstbesuch.

Foto: Privat

Dann fällt mein Blick in die große Rotbuche im Pfarrgarten, die mit ihrem riesigen Blätterdach und weit ausladenden Geäst zu den schönsten Bäumen der Oberstadt gehört. Mein Garten darunter voll von Bucheckern, der Markt rund um die Lambertuskirche voll von Haselnuss-Fruchtständen — geplündert von Kindern und Eichhörnchen.

Ob die alte Bauernregel wieder stimmt: "Wenn Bucheckern geraten wohl, Nuss- und Eichbaum hängen voll, so folgt ein harter Winter drauf und fällt Schnee mit großem Hauf"! Also wieder ein Winter wie der Letzte? Der Sommer ist doch gerade erst vorbei, und schon wandern die Gedanken zu Schnee und Eis.

Auf meinem Schreibtisch sieht es nicht viel anders aus. Da muss der Gottesdienstplan für Weihnachten und Neujahr entworfen werden und vieles mehr. Da tut es gut, wenn eine Buchecker ans Fenster klopft und einfach mal unterbricht. Der Sonntag ist uns geschenkt als Unterbrechung. Er gewährt uns Erholung von der Arbeit der Woche. Er schenkt uns Zeit füreinander.

Für den Gläubigen öffnet der Sonntag den inneren Blick auf Gott und damit auf das, was leben lässt. Auf das, was unser Leben wirklich trägt. Der Besuch des Papstes in Deutschland wird hoffentlich für viele auch zu einer Unterbrechung. Mit einigen Mettmannern fahre ich mit dem Sonderzug des Erzbistums nach Berlin. Inmitten globaler und europäischer Krisen wird uns der Papst sicher helfen, auf das zu blicken, was wirklich trägt und was unserem Zusammenleben Tiefe und Gehalt gibt.

Die Eichhörnchen ernähren sich sprichwörtlich mühsam. Im Pfarrgarten sind sie fleißig dabei, die Bucheckern einzusammeln — und kennen dabei keinen Sonntag, keine Unterbrechung.

Ich bin froh über die Bucheckern, die aufplatzend auf meiner Fensterbank mich unterbrechen. Und noch froher über jeden Sonntag, der mich unterbricht, und jedes weise Wort, das mich unterbricht — gerne auch vom Papst!

Kreisdechant Markus Bosbach m.bosbach@katholisches-mettmann.de

(RP/rl/jul)
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