An(Ge)dacht Ohne Ende leben

Mettmann · Ostern ist das Fest der Auferstehung. Aber die Vorstellungen, was mit diesem Begriff oder dem Vorgang, der sich dahinter verbirgt, gemeint ist, ist sehr unterschiedlich. Immer weniger Menschen geht es um das, was im christlichen Sinn gemeint ist, um die Hoffnung auf ein ewiges Leben.

 Pastor Sebastian Hannig von der Pfarrei St. Lambertus.

Pastor Sebastian Hannig von der Pfarrei St. Lambertus.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Wollen wir heute überhaupt noch ein Leben ohne Ende haben? Solange das Leben einigermaßen gut und schön läuft, will man, dass es weitergeht. Aber wir erleben ständig – an uns aber viel eher und öfter an anderen –, dass das Leben irgendwann einen Zustand annimmt, wo man sich ein Weiterleben nur schwer vorstellen kann. Wir merken, dass es unweigerlich bei jedem einmal dazu kommen wird. Das Leben wird zur Last und zur Belastung für andere. Auf diese Weise will keiner, dass es weitergeht, sondern ein Ende nimmt.

So hat sich in unserer Gesellschaft die Idee ausgebreitet, dass das Leben nur zeitlich begrenzt gut und lebenswert ist. Ist das „gute Leben“ vorbei, dann darf und muss das Leben enden. Diese Idee hat sich mittlerweile so stark verfestigt, dass nicht nur der Glaube an ein Leben nach dem Tod schwindet, sondern es geht auch so weit, dass „unschönes“ Leben möglichst schon vor seinem Auftreten (= Geburt) oder kurz vor seinem Verfall (= unheilbare Krankheiten und Alter) aktiv unterbrochen werden soll. Wenn der Glaube besteht, dass irgendwann das Leben unabwendbar qualvoll wird, ist der Glaube an das Leben an sich verloren gegangen.

Hier genau liegt das Problem. Es liegt nicht an einer falschen Vorstellung von Auferstehung, sondern an einer falschen Vorstellung von Leben. Wenn wir den irdischen Zustand von Leben auf eine Ewigkeit, das heißt auf eine nicht enden wollende Zeit ausdehnen, dann ist es verständlich, wenn man befürchtet, dass so ein Leben irgendwann langweilig, anstrengend und unerträglich wird. Aber Auferstehung meint den Beginn eines neuen Lebens, das nur annähernd mit dem irdischen Leben verglichen werden kann. Es ist ein Zustand, in dem ohne Ende Leben ist. Leben in einer Fülle, wie man es nur ansatzweise erahnen kann. Auferstehung ist die Verheißung, dass unsere Existenz am Ende nicht in einer Katastrophe endet, sondern dass das Leben letztendlich den Sieg davonträgt.

 Pastor Sebastian Hannig von der Pfarrei St. Lambertus.

Pastor Sebastian Hannig von der Pfarrei St. Lambertus.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Wenn sich diese Hoffnung in unseren Gedanken und Herzen verfestigen würde, würde auch der Umgang mit dem Leben anders aussehen – selbst wenn das Leben nicht die Qualität erreicht, die im Grunde jeder Mensch erhofft.

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