Mettmann An Drogentote erinnern

Düsseldorf · Mindestens sechs Menschen sind in den Städten Mettmann und Wülfrath in den vergangenen zwölf Monaten an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. Die Caritas Suchthilfe bietet seit Jahren Hilfe für Gefährdete an.

Sechs Menschen sind in Mettmann und Wülfrath binnen der letzten zwölf Monate an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. Vermutlich, so Thomas Rasch, Bereichsleiter Integration und Rehabilitation von der Caritas, ist die Zahl noch größer.

Denn es gibt eine hohe Dunkelziffer. Hinzu kommen noch zwei Todesopfer in Wülfrath von Gewalttaten. Auch in diesen Fällen sind Drogenkonsum beziehungsweise Spielsucht Faktoren gewesen. Anlässlich des heutigen bundesweiten 12. Gedenktages für verstorbene Drogenabhängige, erinnerte der Caritasverband gestern an den zu oft verharmlosten Umgang und Missbrauch von Suchtmitteln in unserer Gesellschaft.

Die Drogentoten in den beiden Städten starben an einer Überdosis oder an den Folgen von Hepatitis und Aids. In einem Fall erlitt ein Klient infolge des jahrelangen Drogenkonsums ein Magengeschwür und verblutete. Viele von den älteren Drogenabhängigen sind gesundheitlich geschwächt und psychisch vielfach belastet, so Rasch.

Bis zu 400 Klienten

Der Caritasverband zählt in den beiden Städten 350 bis 400 Klienten, die gemeldet sind und die Suchtberatung aufsuchen, beziehungsweise laut Beschluss der Jugendgerichtshilfe aufsuchen müssen. "Reine Heroin-Suchtkranke kennen wir nicht mehr", sagt Stephan Falley, Fachdienstleiter der Caritas Suchthilfe. 62 Klienten sind im so genannten Methadon-Programm. Leider, so Rasch, gibt es in Mettmann immer noch keinen "substituierenden Arzt", sprich einen Mediziner, der eine suchtmedizinische Ausbildung hat, und Methadon als Ersatzstoff verschreibt und ausgibt.

Die Klienten müssen nach Velbert oder Erkrath ausweichen. Methadon hat den Vorteil, dass der Abhängige kontrolliert wird, nicht an den Folgen von verunreinigten Drogen stirbt und keine Straftat verüben muss, um sich den Stoff zu besorgen.

Viele Abhängige nehmen mehrere abhängig machende Stoffe, weiß Falley. So werden Amphetamine, Benzos, Cannabis-Produkte, Alkohol und Heroin beziehungsweise Methadon zusammen konsumiert. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass die anderen Stoffe schneller und billiger auf dem Markt als Heroin zu bekommen sind. Zum anderen hat Methadon für die Drogenabhängigen keinen Kick. "Das angepeilte Glücksgefühl gibt es dabei nicht", weiß Rasch.

Immer mehr Jugendliche

Die Zahl der Jugendlichen, die Alkohol in großen Mengen trinken und/oder Haschisch und Cannabis rauchen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Das Alter, in dem regelmäßig Alkohol konsumiert wird, liegt deutlich unter der legalen Altersgrenze, sagen die Experten. Tag und Nacht, so Rasch, sind Alkohol und Zigaretten problemlos, an Automaten, Kiosken oder Tankstellen zu besorgen.

So kommen Jugendliche und selbst Kinder — und wenn über Dritte — häufig problemlos an diese Mittel heran. Viele Suchtkarrieren, so die Caritas-Mitarbeiter beginnen auf Volksfesten, bei denen fast jeder trinkt und Ausschank-Regeln locker gehandhabt werden.

(RP)
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