Mettmann "Ampeln sind der Supergau"

Düsseldorf · Für Kinder kann der Straßenverkehr zur tödlichen Gefahr werden. In einer gemeinsamen Aktion von Polizei und Kreisgesundheitsamt lernen sie nun spielerisch, wie sie sich sicher im Alltag bewegen können.

500 Meter können sehr lang sein. Vor allem dann, wenn man noch nicht mal einen Meter groß ist. Melina (3) will in den Kindergarten. Dazwischen liegen eine Straßenüberquerung, fahrende Autos und Einfahrten, aus denen ganz plötzlich jemand hervorgerollt kommen und sie überfahren kann. Melina ist für Autofahrer leicht zu übersehen.

Aber nicht an diesem Tag: Heute ist die Dreijährige mit Verkehrserzieher und Polizeioberkommissar Guido Müller und dem fünfjährigen Julian unterwegs. Gemeinsam laufen sie von der Goethestraße zum Kindergarten St. Lambertus — der Auftakt zu einer Aktion von Polizei, Erzieherinnen und dem Kreisgesundheitsamt zur Verkehrserziehung und Bewegungsförderung von Kindergartenkindern. Im Kindergarten angekommen, wartet ein Bewegungsparcours mit Balancierseil und Hoolahoop-Reifen auf Melina und Julian.

Erziehung mit Tradition

Sowohl Verkehrserziehung der Kreispolizei als auch die Bewegungsförderung durch das Kreisgesundheitsamt (Initiative: "Lott-Jonn") haben lange Tradition. Neu ist aber die Kooperation der beiden. Heide Förster, Koordinatorin von Lott-Jonn, erklärt: "Ziel ist es, den Kindern vielfältige Bewegungs- und Sinneserfahrungen zu ermöglichen, die ihnen im Straßenverkehr und im Alltag Sicherheit geben."

Drei Tage werden Guido Müller und Kollege Michael Herfurt mit Kindern Verkehrssituationen üben. Danach führen die Erzieherinnen die Verkehrs- und Bewegungs-Arbeit weiter. Bislang nehmen 135 von 260 Kreis-Kindertagesstätten an dem Programm teil.

Und es sollten mehr werden, denn: Kinder sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Im Vergleich zu Erwachsenen haben sie ein um bis zu einem Drittel eingeschränktes Sichtfeld. Sie können Geschwindigkeiten nicht einschätzen und werden leicht übersehen.

Besonders Ampeln mit Abbiegeverkehr sind gefährlich. "Die sind der Supergau", sagt Müller. 2009 ist die Zahl von Unfällen mit Kindern im Kreis deutlich zurückgegangen. 130 Kinder waren im Jahr 2009 aktiv an Unfällen beteiligt, fast 20 Prozent weniger als 2008. Und auch die Zahl der Schulwegunfälle ging von 37 auf 27 Fälle zurück.

Die Botschaft des neuen Programms: Bewegung ist wichtig. Auch für den Straßenverkehr. Das sollen die Kinder spielend lernen. Was dabei am wichtigsten ist? "Dass die Eltern das im Alltag regelmäßig üben", sagt Guido Müller. Und Ute Zbick-Hahnen, Leiterin des Kindergarten St. Lambertus, rät: Statt die Kinder bis vor die Kindergartentür zu fahren, sollten Eltern auch mal mit den Kindern zu Fuß gehen.

(RP)
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