ALS-Patientin hat endlich Hilfe

Mettmann · Nicole Meyer (50) leidet an ALS. Über ein Jahr kämpfte sie bei der um die finanziellen Mittel für eine Alltagshilfe. Nun ist alles gut. Ihr Antrag auf eine persönliche Assistentin ist bewilligt worden.

 Nicole Meyer freut sich, dass ihre persönliche Betreuerin Stephanie Pingel sie ins Bewegungsbad des Krankenhauses begleitet.

Nicole Meyer freut sich, dass ihre persönliche Betreuerin Stephanie Pingel sie ins Bewegungsbad des Krankenhauses begleitet.

Foto: M. Schümmelfeder

Monate lang hat sie auf diesen Moment gewartet. Nun hält Nicole Meyer endlich den Brief in den Händen, der ihr die Tür ins normale Alltagsleben öffnet. Im Bescheid des Amtes für Menschen mit Behinderungen wurden ihr die finanziellen Mittel bewilligt, mit denen sie ihre persönliche Assistentin bezahlen kann. Und die wiederum geht ihr nun bei allem zu Hand, was die ALS-Patientin nicht mehr selbst kann. "Ich fühle mich dadurch weniger krank", versucht sie, ihre Freude über die glückliche Wende im nervenzehrenden Kampf um das "persönliche Budget" in Worte zu fassen.

Über ein Jahr hat die Auseinandersetzung mit Ämtern gedauert, obwohl ihr das Geld rechtlich zusteht (die RP berichtete). "Statt mir eine Pflegehilfe zu bewilligen, soll ich Windeln tragen, obwohl ich nicht inkontinent bin", zitierte Nicole Meyer noch vor Monaten unter Tränen aus einem Schreiben der zuständigen Behörde. Im Klartext hieß das aus ihrer Sicht: "Der Pflegedienst soll mich mit Essen und Windeln versorgt auf die Couch setzen, wo ich dann warten muss, bis irgendwann nach Stunden wieder jemand kommt, der sich um mich kümmert." Worte, die kaum auszuhalten waren für jemanden, für den auch inmitten einer schweren Krankheit das Leben in Würde und größtmöglicher Selbstbestimmung weitergehen soll.

Abfinden wollte sich die 50-Jährige damit jedenfalls nicht. Fachkundige Hilfe bekam sie vom Leverkusener Pflegedienst SeBeKo, der Nicole Meyer bei der Beantragung von Leistungen unterstützt hat. Auch bei der Begutachtung durch die Amtsärztin war Geschäftsführer Tobias Gumbrich damals dabei: "Es war alles sehr unpersönlich. Man sollte nicht einfach eine Schublade aufmachen und die Akte reinlegen", kritisierte er die Abläufe.

Man müsse wirklich Angst haben, in einem solchen System krank zu werden, sagte er auch.Nun scheint man bei der zuständigen Kreisbehörde eingesehen zu haben, dass ein Recht auf finanzielle Unterstützung nicht verweigert werden kann, so Nicole Meyer. Im Grunde - so ihr persönlicher Eindruck - ging es die ganze Zeit über darum, die ALS-Patientin zum Pflegefall werden zu lassen. Denn dann hätte nicht das Sozialamt, sondern die Krankenkasse die Kosten übernehmen müssen. Das wiederum hätte bedeutet, dass jetzt nicht eine Alltagshelferin neben ihr sitzen würde, um die Türe in ein halbwegs normales Leben zu öffnen. Sondern eine Krankenschwester, deren Aufgabe es ist, die Patientin zu pflegen. "Das wollte ich auf keinen Fall", sagt Nicole Meyer, die ihrer Erkrankung auf eine Weise trotzt, die bewundernswert ist.

Zu ihrem Alltag gehört neben vielen anderen Dingen nun auch, einmal in der Woche im Bewegungsbad des Krankenhauses schwimmen zu gehen. Unterstützt wird sie dabei von Stephanie Pingel, die ihr bei nahezu allem hilft, was sie nicht mehr selbst tun kann.

Derweilen schreitet die Krankheit langsam und dennoch stetig voran. "Meine Arme sind deutlich schlechter geworden. Um essen zu können, muss ich meine rechte Hand mit der linken unterstützen", spricht Nicole Meyer über die zunehmenden Einschränkungen.

Umso mehr freut sie sich nun über die Momente, in denen sie vielleicht auch mal vergessen kann, unheilbar krank zu sein.

(RP)
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