Mettmann Ärger um Heizungs-Monopol

Mettmann · Im Laubacher Feld müssen die Bewohner Fernwärme von der Rhenag beziehen. Eine Vereinbarung mit der Stadt garantiert bis zu 15 Prozent höhere Energiepreise. Rudolf Lotter kritisiert, dass die Preise deutlich darüber liegen.

Rudolf Lotter besitzt seit dem Jahr 2000 zwei Häuser in Mettmann-West. Diese sind an die Familien seiner beiden Söhne vermietet. Das Haus Champagne 50 wird mit Gas beheizt, das andere Am Herrenhaus 58 wird mit Rhenag-Fernwärme versorgt. Obwohl die beiden Häuser nur gut 100 Meter auseinander stehen, liegen die Preise fürs Heizen meilenweit auseinander.

"Mitunter um gut 114 Prozent höher ist der Preis für die Rhenag-Nahwärmeversorgung Am Herrenhaus als die Gasversorgung für das zweite Haus an Champagne", sagt Lotter. Der Grund: Das Haus Am Herrenhaus liegt im Laubacher Feld, in dem die Bewohner seit mittlerweile zwölf Jahren verpflichtet sind, die Rhenag-Energie zu beziehen. Im Haus Champagne dagegen kann Lotter einen freien Energieversorger wählen, was deutlich kostengünstiger ist. Deshalb liegt er im Streit mit der Stadt Mettmann und der Rhenag. Seine Kritik: Die Stadt kontrolliere die Preisgestaltung des Energieversorgers nicht. Sein Ziel: Er möchte den Anbieter frei wählen dürfen.

"Da werden alle Haus- und Wohnungsbesitzer im Laubacher Feld zeitlich unbegrenzt mit Knebelverträgen an die Rhenag gebunden, obwohl die Liberalisierung zu deutlich billigeren Preisen auf dem Gasmarkt geführt hat", sagt Lotter. Skandalös findet er zum Beispiel eine aktuelle Rechnung: Der Gasbezug von 20 000 Kilowattstunden (ohne Vorauszahlung oder Wechselbonus) pro Jahr kostet bei einem Anbieter 1160, 30 Euro. Bei der Rhenag muss er auf der Basis für Erdgas select (Preisgrundlage) dagegen 1435,14 Euro zahlen. "Das sind 23 Prozent mehr. Dabei darf die Rhenag nur maximal 15 Prozent mehr als der Durchschnitt nehmen", sagt er.

In einem Vertrag zwischen der Stadt Mettmann und dem Energieversorger zum Baugebiet Laubacher Feld ist der Rhenag im Jahr 2000 die Monopolversorgung zugesagt worden. Und sie darf höchstens 15 Prozent mehr nehmen, gibt Baudezernent Kurt-Werner Geschorec zu. "Dies kontrolliert die Stadt aber nie, denn sonst kämmen solche ständigen Überteuerungen nicht vor", sagt Lotter. Die Stadt Mettmann und die Rhenag sind sich einig, dass alles korrekt sei. "Wir haben im Mai letztmalig die Preisgestaltung kontrolliert", sagt Geschorec.

Bei der Preiskalkulation gebe es einen entscheidenden Unterschied. Der Rhenag-Preis sei ein Vollkostenangebot. Inklusive Wartungskosten, Reparaturen, Schornsteinfeger, Versicherungen. "Dies müssen die Leute, die nur das Gas im Internet kaufen, noch auf ihre Kosten hinzurechnen", sagt Geschorec. In Anbetracht aller Punkte sei der Rhenag-Preis fair und niemals über das erlaubte 15-Prozent-Plus gestiegen. Rhenag-Sprecher Dr. Detlev Albert erinnert zudem daran, dass der Kauf einer eigenen Heizung mit 7000 bis 8000 Euro zusätzlich zu Buche schlage.

Für Lotter kein Argument. Eine Modellrechnung im November 2010 zum Beispiel habe einen 114 Prozent höheren Wärmepreis ergeben. Ohne Boni oder besondere Konditionen, behauptet Lotter. Dies wiege die Mehrkosten einer eigenen Heizung bei weitem nicht auf. Seit drei Jahren liegt Lotter bereits mit der Stadt und der Rhenag im Clinch. In zahllosen Briefen und E-Mails hat er die Fakten aufgeführt. Ohne Ergebnis. Gesprächsangebote an Bürgermeister Bernd Günter und Baudezernent Kurt-Werner Geschorec seien immer wieder abgeblockt worden. Die Rechnungen will er jetzt nicht mehr widerstandslos zahlen, sagt Lotter.

(RP/rl)
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