Mettmann Abgeschossen über dem Benninghof

Mettmann · Ein Autorenteam hat das Schicksal von abgestürzten Bombern im Kreis Mettmann und in Wuppertal erforscht.

 Die Autoren (v.l.): Sven Polkläser, Jürgen Lohbeck, Dr. Helmut Grau und Marcel Lesaar.

Die Autoren (v.l.): Sven Polkläser, Jürgen Lohbeck, Dr. Helmut Grau und Marcel Lesaar.

Foto: privat

Auf historische Spurensuche haben sich Helmut Grau, Marcel Lesaar, Jürgen Lohbeck und Sven Polkläser begeben. Sie haben die Geschichte und das Schicksal von fünf im Zweiten Weltkrieg in Langenberg, Neviges, Mettmann und Wuppertal abgestürzten Halifax-Bombern und deren Besatzungen erforscht.

Ihre Ergebnisse haben sie in einem lesenswerten 175-seitigen Buch veröffentlicht. Der Mettmanner Marcel Lesaar, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Amtes für Bodendenkmalpflege beim Landschaftverband tätig ist, war bei seiner Recherche auf eine Beerdigung im Dezember 1943 von englischen und kanadischen Crew-Mitgliedern auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof aufmerksam geworden. Neben den Namen der Bordmitglieder wurde als Abschussort im Register das Gut Benninghoven bei Mettmann genannt.

Lesaar begab sich in die Archive und wurde fündig. Er stieß auf einen Zeitzeugenbericht des Dekans Otto Gelbrich, der zu dieser Zeit auf dem Benninghof arbeitete. Gelbrich berichtet darin, dass an einem Dezemberabend im Jahr 1943 gegen 22.30 Uhr ein viermotoriger Bomber abgestürzt sei. Das Flugzeug sei von einem Angriff auf Berlin zurückgekommen und wollte nach England weiterfliegen. Das Flugzeug, beziehungsweise die Wrackteile, setzten eine Scheune in Brand. Von den sieben Crewmitgliedern kamen alle um. Das ganze Gelände bis zum Pferde- und Kuhstall sei aufgrund der explodierenden Tanks ein Flammenmeer gewesen.

Ein weiterer Zeitzeuge, der damals als Zehnjähriger zum Absturzort geeilt war, fand in den Trümmerteilen noch ein Metallstück, das er später verkaufte.

Eine weitere Quelle bei den Recherchen war ein Einsatzbericht der Mettmanner Feuerwehr vom 3. Dezember 1943. Darin wird der Absturz bestätigt. Die Wehr war zuvor von dem Absturz von Nachbarn informiert worden, da die Telefonleitungen am Benninghof durch das abgestürzte Flugzeug zerstört wurden. Neben dem Benninghof, so Lesaar, stand in ungefähr 200 Meter Entfernung eine Flak. Und dies obwohl das Gebäude der Behinderteneinrichtung mit einem großen Roten Kreuz versehen war, schreibt der Autor. In dem Buch existieren auch Fotos von Teilen der Halifax nach dem Absturz.

Der Bodendenkmalforscher und seine Kollegen machten sich 70 Jahre später auf die Suche nach Wrackteilen, die auch heute noch im Boden liegen. Ausgerüstet mit Metalldetektoren suchten sie ein großes Gelände ab, das nahe der damals in Brand geratenen Scheune liegt. Es konnten über 100 Teile der Halifax geborgen werden, darunter Instrumentenscheiben und Batterieteile. Aufgrund der Baugruppennummern auf den Wrackteilen konnte das Flugzeug eindeutig identifiziert werden.

Lesaar nahm Kontakt zu den Familien der Opfer in England und Kanada auf und konnte auf diese Weise viel über die Bordmitglieder in Erfahrung bringen, die in einer kalten Dezembernacht ihr Leben verloren hatten. Es handelte sich um den Piloten Harley Vernon Stinson (26 Jahre), den Navigator Desmond Albert Richardson (21 Jahre), den Flugzeugingenieur Georg Merrill (31 Jahre), den Funker und Bordschützen Michael John Day (21 Jahre), Bordschütze Gerald Walter Allso (25 Jahre), Bordschütze Francis Cole Maccubin (21 Jahre) und den Bordschützen Horace Roy Wells (20 Jahre).

Zahlreiche Dokumente, Fotos und Briefe ergänzen die umfangreichen Recherchen und ergeben so ein Bild von Einzelschicksalen des Zweiten Weltkrieges.

(RP)
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