Erkrath Abendsonne stiftet Hilfe für Senioren

Erkrath · Mit der Stiftung Abendsonne hat sich die lokale Gemeinschaft der gemeinnützigen Aktionen um die Facette der Hilfe für Senioren mit Schwerpunkten in den Orten Unterbach, Unterfeldhaus und Erkrath erweitert. Eine engagierte Düsseldorferin hatte immer öfter von Fällen gehört, in denen es älteren Leuten unmöglich wurde, anfallende Gesundheitskosten wie die Praxisgebühr oder Zuzahlungen zu wichtigen Medikamenten zu zahlen. Dies bewog sie, den Erkrather Rechtsanwalt Erhard Tönjes um Rat zur guten Tat zu fragen.

 Erhard Tönjes: "Die neue Armeut ist die Einsamkeit."

Erhard Tönjes: "Die neue Armeut ist die Einsamkeit."

Foto: Dietrich Janicki

Der Experte für Gemeinnützigkeitsrecht empfahl ihr die Gründung einer Stiftung und übernahm ehrenamtlich die anfallenden Verwaltungsaufgaben. Schon während seiner Berufszeit bei der Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG war die Gründung von gemeinnützigen Stiftungen sein Spezialgebiet. Nach seiner Pensionierung vor zehn Jahren merkte er bald, dass er nach einer erneuten Herausforderung suchte: "Immer zu Hause zu sitzen, ist auch nicht das Wahre." Sein erster Versuch war ein Studium der Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Über diesen kleinen Umweg fand er zurück zur ursprünglichen Leidenschaft, dem gemeinnützigen Stiftungswesen.

Seitdem hat Tönjes geholfen, zahlreiche Stiftungsinitiativen zu beraten und zur Realisierung zu führen. In Erkrath waren dies die Stiftung St. Johannes der Täufer und die Jugendstiftung Erkrath, für deren Arbeit Tönjes unlängst den Deutschen Bürgerpreis entgegennahm. Die von der Stifterin großzügig mit 100 000 Euro Startkapital und dem romantisch-tröstlichen Namen ausgestattete Stiftung Abendsonne hat Tönjes aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in einer Rekordzeit von nur zwei Wochen im Dezember vor zwei Jahren in zügigen Verhandlungen mit dem Finanzamt und der Bezirksregierung errichten können.

Die ersten Startschwierigkeiten ergaben sich erst bei der Ausschüttung der Stiftungserträge von 5000 Euro pro Jahr: "Wir haben große Probleme, das Geld an die Richtigen zu bringen. Es besteht vonseiten der Senioren eine enorme Scheu, um Hilfe zu bitten. Wir haben uns damals bei der Gründung nicht vorgestellt, dass das so schwierig wird."

Auch für Tönjes war die Seniorenhilfe völliges Neuland, und er versuchte durch seine bewährte Methode des lokalen Netzwerkens Erfahrungen einzuholen. Dabei stellte er fest, dass die Vertreter anderer Hilfsorganisationen Ähnliches über die Zurückhaltung der älteren Menschen berichten. Auch wenn dieser Generation das Annehmen schwer fällt, ist sich Tönjes sicher, dass der Stiftungszweck erfüllt werden kann: "Das kriegen wir schon hin. Es läuft jetzt richtig an, denn ich habe inzwischen alle möglichen Kontakte geknüpft."

In Erkrath tagt einmal in Quartal ein Runder Tisch zu allen Fragen der Senioren. Dort ist nun auch die Stiftung Abendsonne mit ihrer Möglichkeit zur schnellen unbürokratischen Hilfe bekannt. Erst in dieser Woche erreichte Tönjes der Brandbrief einer Pflegeleiterin eines hiesigen Seniorenheims mit der Bitte, die Kosten für ein Sortiment Unterwäsche für eine Dame in Not zu tragen. Diese schriftliche Darstellung des Bedarfs und später die Rechnungskopie waren alles, was der Vorstand der Stiftung Abendsonne benötigte, um die Dame im Handumdrehen mit einem Stapel frischer, warmer Wäsche ausstatten zu können.

Auch Zuschüsse für Brillen, Hörgeräte, Fahrtkosten oder die Neuanschaffung einer Matratze wurden auf diese Weise bereits geleistet. Das dies nur ein Anfang sein kann und die Unterstützung in Zukunft nicht nur aus reinen Geldzuweisung bestehen soll, daran lässt Tönjes angesichts seiner gemachten Erfahrung keinen Zweifel: "Die neue Armut ist die Einsamkeit." Doch das Prinzip Abendsonne scheint langsam aufzugehen.

(lard)
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