Erkrath 500 Kilo-Spende für das Bahnmuseum

Erkrath · Johannes ,Hans' Bones spendet eine Rauchkammertür dem Lokschuppen. Bis 1978 hatte sie in einer Dampflok in Limburg den Rauch zum Schornstein geführt.

Johannes ,Hans' Bones spendet eine Rauchkammertür dem Lokschuppen. Bis 1978 hatte sie in einer Dampflok in Limburg den Rauch zum Schornstein geführt.

Bis gestern wussten die meisten Anwohner der Georg-Büchner-Straße nicht, dass Rauchkammertüren überhaupt existieren. Um halb zehn Uhr schwebte ein solches Exemplar dann plötzlich über ihren Köpfen. Kranführer Oliver Kuldtzun dirigierte den Lasthaken seines Autokrans blind – das heißt ohne Sichtkontakt – über die Reihenhausfront hin zur Gartenseite. Dreißig Meter betrug die zu überwindende Distanz: "Das ist an der Grenze des Machbaren. Schließlich möchten wir nicht umkippen." Für den erfahrenen Logistiker bedeutet eine solche Aktion Alltagsgeschäft und keinen Grund zur Aufregung. Kuldtzun hatte schon ganz andere Fische an der Angel. Erst kürzlich hob er steinerne Fragmente der Düsseldorfer Stadtmauer.

Die anpackende Helfermannschaft, die der Lokschuppen-Vorsitzende Udo Kampschulte zusammengetrommelt hatte, verfügt ebenfalls über Routine bei Schwerlasten, aber die von Johannes ,Hans' Bones an das Bahnmuseum gestiftete fliegende Rauchkammertür stellte sie vor eine besonders spannende Herausforderung. Nachdem der Metallklotz mit Nylonseilen festgezurrt, der Haken befestigt und per Funkgerät das Zeichen zum Anheben gegeben wurde, fand sich nach wenigen bangen Minuten das rostig-romantische Objekt auf dem Autoanhänger an der Straßenseite wieder.

Die Waage des Autokrans enthüllt Unerwartetes: Statt wie angenommen eine Tonne, wiegt die Türe nur 500 Kilo. Bones, vielen Erkrathern noch als Realschullehrer bekannt, erinnert sich an die Herkunft der Türe, die eigentlich den Rauch aus dem Kessel in Richtung Schornstein führen sollte. Als die letzten Dampfloks in Limburg im Jahr 1978 verschrottet wurden, kaufte er die Tür für 111 Mark. "Mein Nachbar hat zwei Ankerharken montiert und so die Tür im Partykeller in die Schwebe gebracht." Tochter Isabel sorgte für eine schicke Hintergrundbeleuchtung.

Bones erzählt weiter von den Ursprüngen seiner Bahnleidenschaft und das er gerne Lokomotivführer geworden wäre: "Ich komme aus einer Bahnfamilie, mein Großvater war schon Lokführer ." Als er im Jahr 1961 sein Abitur gemacht hatte, war bereits abzusehen, dass die Ära der Dampfloks nicht mehr lange andauern würde. "Außerdem war ich kurzsichtig." Sein Archiv mit selbstgeschossenen Eisenbahnfotografien sieht Bones nach seiner Pädagogenlaufbahn als zweites Lebenswerk an. Er ist ein echter Trainspotter, wie die Engländer sagen. Kampschulte nennt ihn einen "Eisenbahnfreak". Er selbst nimmt sich bescheidener aus: "Ich wollte mit der Türe ein Relikt aus der alten Eisenbahnzeit erhalten." In Deutschland seien ohnehin viele historische Bahnzeugnisse verschwunden, das sei etwa in Polen ganz anders.

Seine Frau Roswitha war von der Ankunft der Türe nicht begeistert, hat sie jedoch widerstrebend geduldet. Bones meint heute zu seinem außergewöhnlichen Souvenirkauf: "Ich würde es heute auch nicht mehr machen."

Das Foto, mit dem sich die Herkunft der Tür mittels einer Identifikationsnummer beweisen lässt, hat er am 31. August 1976 selbst im Angertal auf Höhe der Hofermühle gemacht. Die Lok mit der Nummer 502626 stammte aus der 50er Baureihe, wurde im Jahr 1942 von der Berliner Maschinenbau AG (BMAG) gebaut und ist eine mittelschwere Güterzuglok mit einem Lastgewicht von 15 Tonnen pro Achse. Ihre ersten Einsätze fuhr sie vom Bahnbetriebswerk Hamburg-Eidelstedt aus, zuletzt war sie im Werk Duisburg-Wedau stationiert. Von dieser Maschinenart wurden rund 3000 Stück produziert.

Nun soll das Erinnerungsstück einen Ehrenplatz am Eingang des Lokschuppens erhalten.

(lard)
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