Erkrath 25 Jahre in ihrem Traumjob – Kellnerin

Erkrath · Sylvia Wetzel, liebevoll auch Gummibärchen genannt, kehrt in die Postwirtschaft zurück. Allerdings als Serviceleiterin. Der Job im Brauereiausschank ist nach wie vor ihr Lebensinhalt.

Vielleicht würde sich nicht jeder über den Spitznamen "Gummibärchen" freuen. Sylvia Wetzel tut es. Wenn sie nach 15 Jahren Abwesenheit am Montag wieder in der Postwirtschaft in Alt Erkrath bedient, wird sie vor allem als diejenige empfangen, die in der Vergangenheit Gummibärchen lutschend das Alt servierte und den Gästen als besonders freundlich und aufmerksam aufgefallen ist.

Sylvia Wetzel ist seit 25 Jahren Kellnerin — erst in Erkrath, dann in Düsseldorf und jetzt wieder in der ursprünglichen Heimatstadt, aber diesmal als Serviceleiterin in ihrem Bereich, der die übrigen Kellner unterstehen. "Ich gebe Kundenbeschwerden weiter und organisiere einen Ersatz, wenn jemand krank ist oder Urlaub hat", erklärt sie ihren Job.

Allerdings ist ihr das Zapfen und Servieren nicht in die Wiege gelegt worden, sie hat es eher nebenbei als Spätberufene gelernt. "Ich habe eine Friseurlehre gemacht", sagt sie. Ein Job, der ihre eigentlich nie so wirklich Spaß gemacht hat. Ganz im Gegensatz zum Kellnern, in das sie in jungen Jahren "einfach so reingerutscht ist".

Dass das lange Stehen nach einem Vierteljahrhundert an ihren Körper seine Spuren hinterlassen hat, sieht man ihr nicht an. Sie aber merkt's — Bandscheiben, Ischias und Hexenschuss — trotzdem ist es weiter ihr Traumjob. Hart, aber mit viel positivem Feedback, sagt sie. Kein Wunder, denn Eigenschaften, die andere sich mühsam aneignen müssen wie Nettigkeit, Toleranz und Geduld, wenn der Gast mal moppert, ein Ohr und ein Herz für die Stammgäste, die täglich kommen — das alles ist Sylvia Wetzel gegeben. Wie sonst wäre es zu erklären, dass nach 15 Jahren die Menschen auf der Bahnstraße in Alt-Erkrath sie begeistert als ihr Gummibärchen begrüßen. "Ich wundere mich, dass sie mich wiedererkennen. Ich seh' ja nicht mehr aus wie vor 15 Jahren", sagt die 45-jährige Mutter eines 16-jährigen Sohnes. Auch der Hinweis auf ihrer Facebook-Seite, dass sie ab nächste Woche wieder im Traditionslokal Postwirtschaft anzutreffen ist, brachte ganze viele "Likes", sagt sie freudig überrascht. "Nie würde ich etwas anderes machen wollen."

In 25 Jahren ihrer Tätigkeit sind es weniger die nörgeligen Gäste, die ihr das Leben manchmal schwermachen und ihren Feierabend belasten, nein, es sind die Schicksale der Stammgäste, die ihr über Jahrzehnte ans Herzen gewachsen sind. Schließlich ist es im Brauereiausschank, dem sogenannten Schwemmbereich — gang und gäbe, dass man sich duzt. Da kommt man sich schnell näher. "Ich weiß viel von den Menschen und sie wissen auch von mir", sagt Wetzel.

Dass sie je wieder in ihr altes Stammlokal in Alt Erkrath zurückkehren würde, hätte sie nicht gedacht. Mittlerweile hat sie ihren Wohnsitz nach Bilk verlegt, wo sie auch bleiben wird. "Fünf Stationen mit der S-Bahn bis Erkrath sind nichts", sagt sie. Zumal Sylvia Wetzel immer nur die Frühschicht über Tag macht und selten nachts im Dunkeln unterwegs ist.

In den nächsten Tagen wird das so beliebte "Gummibärchen" mit der knallpinkfarbenen Brille ("mein Markenzeichen" — O-Ton) jedoch auch mal eine Nachtschicht einlegen müssen. "Das ist so vereinbart. Und wirklich kein Problem, "denn auf die Eröffnung freue ich mich riesig", sagt sie.

(RP)
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