ASK Chemicals in Wülfrath 18 Menschen bei Chemieunfall verletzt

Wülfrath · Nach dem Chemieunfall in einer Phenolharzanlage des Unternehmens ASK Chemicals in Wülfrath haben die Behörden Entwarnung gegeben. Für die Bevölkerung bestehe seit 12 Uhr keine Gefahr mehr. Am Morgen war eine phenolhaltige Gaswolke ausgetreten. Die Feuerwehr im Kreis Mettmann war im Großeinsatz.

18 Verletzte bei Chemieunfall in Wülfrath
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Es wurden 18 Menschen leicht verletzt, wie der Kreis Mettmann am Abend bestätigte. Wie das Unternehmen in einer in einer Pressekonferenz mitteilte, mussten fünf Verletzte im Krankenhaus behandelt werden.

Der Unfall passierte in der Wülfrather Phenolharzanlage des Chemieunternehmens ASK Chemicals an der Dieselstraße. Dort war gegen 7.35 Uhr plötzlich eine etwa 1,4 Kubikmeter große Rauchwolke über dem Werk aufgestiegen und Richtung Velbert gezogen. Die Gaswolke habe sich dann aber schnell aufgelöst.

Fenster und Türen geschlossen halten

Das phenolhaltige Gemisch sollte weitgehend gebunden sein und daher "nicht giftig", sagte eine Sprecherin des Kreis Mettmann. Dennoch sollten die Anwohner, die unmittelbar im Industriegebiet Kocherscheidt nahe der Dieselstraße leben, am Morgen Türen und Fenster geschlossen halten und sich nicht im Freien aufhalten. Laut Reinhard Schneider, Leiter des Ordnungsamtes in Wülfrath, bestand für Menschen im weiteren Umkreis keine Gefahr. Das Industriegebiet wurde von der Polizei abgesperrt. Um 12 Uhr sprach der Kreis Mettmann offiziell eine Entwarnung aus. Um 12.30 Uhr wurde das Gelände des Chemieunternehmens wieder frei gegeben.

Zu hoher Druck in einer Produktionsanlage

Der Unfall sei in einer Anlage zur Herstellung von Phenolharzen passiert, teilte ASK Chemicals heute Morgen mit. Dort hatte sich ein zu hoher Druck aufgebaut. Über die Druckgasentlastung der Anlage wurden drei Tonnen eines Gemisches verschiedener chemischer Substanzen nach außen abgegeben. Die Flüssigkeiten wurden den Angaben zufolge in einem unterirdischen Behälter aufgefangen. Das über 100 Grad heiße Gemisch sonderte dabei in Bodennähe eine Wolke ab. Nach Angaben der Firma sind maximal 1,5 Tonnen entwichen, das meiste davon blieb auf dem Firmengelände. Das Gasgemisch riecht sehr intensiv. Die Anlage wurde heruntergefahren.

Den Angaben nach besteht die Giftwolke aus Phenol, Kresol und Formaldehyd. Alle drei Substanzen sind in höheren Konzentrationen hochgiftig. Das geruchsintensive Gasgemisch kann in niedrigen Konzentrationen zu Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Lähmungserscheinungen führen. Zudem reizt es die Haut- und Atemwege.

Ein Sprecher der Polizei bestätigte am Morgen dass eine Gaswolke ausgetreten sei. Ein Polizeihubschrauber sei aufgestiegen und habe den Weg der Wolke verfolgt. 20 Personen wurden bei dem Unfall verletzt, es gebe aber keine Schwerverletzten. Fünf Menschen musste aber im Krankenhaus behandelt werden. Die Betroffenen klagten über Reizungen der Atemwege und der Augen. Die umliegenden Krankenhäuser in Velbert und Mettmann waren informiert - die Verletzten befinden sich in ärztlicher Behandlung.

In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen ASK Chemicals: "Nach derzeitigem Stand kann eine anhaltende Gefährdung für die Umgebung und die Umwelt aufgrund der momentan vorliegenden Informationen ausgeschlossen werden." Das Gefahrenabwehrteam des Unternehmens habe vorschriftsmäßig, schnell und richtig reagiert. "Alle erforderlichen Maßnahmen wurden unverzüglich eingeleitet", heißt es in dem Schreiben weiter.

Bürgertelefon zum Unfall

Der Kreis Mettmann hat ein Bürgertelefon zum Chemieunfall eingerichtet. Es ist bis zum frühen Abend unter der Telefonnummer 02104 993535 erreichbar - Mitarbeiter des Kreises geben dort besorgten Bürgern Verhaltenshinweise. Da Messungen der Luft durch die Feuerwehr negativ verliefen, konnte aber um 12 Uhr durch den Kreis Mettmann eine Entwarnung ausgesprochen werden.

Während des Großeinsatzes waren 41 Fahrzeuge der Feuerwehr, zehn Rettungswagen, sieben Krankentransporte und drei Notärzte im Einsatz. Die Luftmessungen wurden von Kräften der Feuerwehr Ratingen und Velbert durchgeführt.

Das Unternehmen ASK Chemicals produziert Gießerreiprodukte, Bindemittel sowie Kunstharze. Das Werk in Wülfrath ist das größte Werk der ASK Chemicals. Die Produktionskapazität verdreifachte sich dort seit der Gründung 1978 auf mittlerweile über 100.000 Tonnen pro Jahr. Im Werk sind rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Die Wülfrather Produkte für Gießereien werden in ganz Europa und in Südafrika eingesetzt.

Bereits im August 2008 war es in dem Unternehmen im Industriegebiet Kocherscheidt zu einem Unfall gekommen. Damals wurden 53 Menschen verletzt, die sich im engeren Umkreis von ASK aufgehalten hatten. In der Produktionsanlage war eine Berstscheibe geborsten, die eigentlich für höhere Drücke konzipiert war. So konnten 300 Liter eines chemischen Zwischenproduktes aus Dicyclopentadien und Sojaöl für die Düngemittel-Produktion austreten. Die Verletzten klagten über Augenreizungen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Dem Unternehmen war damals vorgeworfen, es habe die Anwohner zu spät informiert.

(anch)
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