Mettmann 150 Jahre Stadt Mettmann
Düsseldorf · Am 23. Oktober 1856 wurde Mettmann offiziell zur Stadt. Landrat von Elberfeld beantragte Rechte. Aus Gemeindevertretern wurden Stadtverordnete.
"Eigentlich habe ich etwas ganz anderes gesucht", sagt Stadtarchivarin Gudrun Wolfertz. Als sie die Zeitschrift Medamana aus dem Jahr 1978 vor kurzem noch einmal genau durchblätterte, entdeckte sie einen Artikel des Heimatforschers Ludwig Rasche. Er schrieb nieder, was Stadtarchivar Bernd Gansauer schon 1977 zweifelsfrei nachgewiesen hatte. Auf allerhöchsten Erlass des Königs wurden Mettmann am 23. Oktober 1856 die Stadtrechte verliehen. Und nicht — wie bis dahin angenommen — schon 30 Jahre vorher. Damit könnte Mettmann in knapp zwei Wochen 150 Jahre Stadterhebung feiern.
Landrat mit Bedenken
Könnte — denn groß gefeiert wurden schon vor 150 Jahren nicht. Im selben Jahr, als Arbeiter im Steinbruch die Überreste des Neandertalers entdeckten, lebten in Mettmann gerade mal 6090 Menschen.
Selbst der damals zuständige Landrat von Elberfeld — und damit auch zuständig für die Bürgermeisterei Mettmann — hatte angesichts der überwiegend "ländlichen Bevölkerung" Bedenken gegen die Erhebung zur Stadt. Dennoch kam er mit seinem Antrag durch, mit dem gleichen Erlass vom Oktober 1856 wurden auch Velbert und Wülfrath offiziell zu Städten erklärt. Die Mettmanner Gemeindeverordneten ließ die neue Bezeichnung jedoch weitgehend kalt. "In keiner der Ratsniederschriften findet sich ein Hinweis auf die eigentliche Stadterhebung", schreibt Rasche in der Medamana. Eine offizielle, amtliche Würdigung zur Stadterhebung unterblieb.
Lag es daran, dass im rein rechtlichen Sinne Städte und Dörfer nach der Franzosenzeit ohnehin einander völlig gleichgestellt waren? Die Gemeindevertreter handelten die Erhebung zur Stadt Mettmann nur in einer der Nebenpunkte der Tagesordnung ab, fand Rasche heraus. Auch, dass die Gemeindevertreter nun eigentlich Stadtverordnete hießen, schien die Politiker jener Zeit nicht besonders zu interessieren.
"Hochwohlgeborener Präsident"
Selbst im November 1856, also gut einen Monat nach der Stadterhebung, bezeichneten sie sich selbst noch als Gemeindevertreter. Doch die bürokratischen Mühlen mahlten unaufhaltsam weiter und so kam es, dass der Regierungspräsident den Antrag des Landrates von Elberfeld an den "hochwohlgeborenen Oberpräsidenten" der Rheinprovinz Koblenz weiterleitete.
Seine Begründung: Auch Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern sind auf den Provinzial-Landtagen im Stande der Städte vertreten. Der Regierungspräsident wies die Mettmanner Politiker ausdrücklich darauf hin, dass sie sich nun Stadtverordnete nennen müssen.
An Namensänderungen hatten sich die Mettmanner schon 50 Jahre vorher gewöhnen müssen. Als die heutige Stadt 1806 französisch wurde, hieß der erste Mann der Stadt nicht mehr Bürgermeister, sondern "Monsieur le Maire".