Mettmann 100 Jahre Kaninchenzucht

Düsseldorf · Der Verein R 356 Mettmann wurde im Jahr 1907 gegründet. Heute klagen die Mitglieder über Nachwuchssorgen.Die Langohren bedürfen viel Pflege, damit sich die Zuchterfolge einstellen.

Als vor 100 Jahren Karl Kerper, Heinrich Weyer und Johann Huising den Kaninchenzuchtverein "R 356 Einigkeit" in Mettmann gründeten, ging es ihnen weniger um die Schönheit der anmutigen Langohren. Sie wollten und mussten Geld mit den Tieren verdienen. "Es wurde gezüchtet, getauscht und verkauft", sagt Karl-Heinz Gomille (70) , 2. Vorsitzender des Vereins und dort seit 22 Jahren aktiv. Sicherlich wanderte auch ab und zu ein Kaninchen in die Bratröhre.

Treffpunkt war am "Schnabel"

Die Züchter trafen sich zunächst in der Gaststätte "Am Schnabel" an der Römerstraße. Allerdings eignete sich das Lokal nicht als Ausstellungsort, die Mettmanner zogen mit ihren Tieren nach Gerresheim. Um Geld in die Vereinskasse zu bekommen, verkaufte der R 356 Einigkeit (das R steht übrigens für Rheinland und die Zahl ist die Vereinsnummer) einen "Deutschen Riesen grau". Kleine Rassen wurden damals nicht gezüchtet. Vielmehr saßen "Rheinische Schecken", "Graue Riesen", "Große Widder" und "Große Chinchilla" in den Ställen, berichtet 1. Vorsitzender Hans-Peter Merten (59).

In den Hungerjahren nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Zahl der Kaninchenzüchter im Verein auf 70 Mitglieder an. "Sicherlich ging's dabei hauptsächlich um die Selbstversorgung", vermutet Gomille, Denn die Haltung von Haustieren war damals überlebensnotwendig. Einen Boom gab's in den 80er und 90er Jahren. Doch die meisten treuen Mitglieder sind mittlerweile gestorben. "Wir haben heute Nachwuchs-Probleme", sagt Gomille. Derzeit sind es nur noch acht Mitglieder, drei davon sind aktive Kaninchenzüchter.

"Die Liebe zum Kaninchen kam durch meinen Großvater", sagt Karl Heinz Gomille. Der züchtete nämlich damals schon Stallkaninchen. Mit zehn Jahren schaffte sich Karl-Heinz "Weiße Wiener" an. Doch die wurden irgendwann geschlachtet und die Enttäuschung war groß. Mit 21 Jahren beschloss Gomille, als Jungtierzüchter aktiv zu werden. Er kaufte "Große Russen". Heute hat er 110 Kaninchen: "Blaue Wiener", "Holländer", "Klein Chinchilla" und "Farbenzwerge Havanna". Zuchtkriterien sind Körperform, Fell und Zeichnung. Die Tiere bekommen Fertigfutter, ab und zu eine Möhre und Wirsing. Grünfutter wird vermieden, da in den letzten Jahren die Krankheit Myxomatose (die Augen verkleben) den Wildkaninchenbestand drastisch reduziert hat und die Züchter Angst haben, dass übers Futter die Seuche übertragen wird.

Hans-Peter Merten wurde als Junge von seinem Vater "verdonnert", die 20 Stallkaninchen zu versorgen. Vor fünf Jahren hatte er ein ganz besonderes Erlebnis: "Ich hatte einen Riesen-Scheckenbock. Der lief immer hinter mir her. Wenn ich ihn rief, kam er angehoppelt. Er hörte wie ein Hund." Der Rammler starb übrigens nach sieben Jahren an Altersschwäche.

(RP)
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