Meerbusch Zweisprachig im Einsatz

Düsseldorf · Bei der Stadt Meerbusch arbeiten viele Menschen mit Migrationshintergrund. Wie viele es genau sind, sei schwer zu ermitteln, da viele einen deutschen Pass haben, heißt es bei der Stadt. Wir stellen drei vor.

Pasquale Vetere ist 30 Jahre alt. Seit 1995 lebt er in Deutschland. "Mein Herz schlägt in Italien, aber meine Heimat ist hier", sagt der 30-Jährige. Für die Stadt Meerbusch ist er seit 2002 im Dienst. Er ist Kanalreiniger und gehört zur Besatzung eines Spülwagens. Auch sein Vater (52) arbeitet auf dem Bauhof.

"Ich war früher schon einmal in Deutschland", sagt Vetere. Aber weil er Asthma hatte ist er in Italien bei der Großmutter aufgewachsen. Das Klima sei ihm besser bekommen. Gemeinsam ging die Familie dann 1995 wieder nach Deutschland zurück.

Einen deutschen Pass besitzt Vetere nicht. "Wenn ich meine italienische Staatsbürgerschaft dabei behalten könnte, würde ich einen beantragen." Aber nur ein deutscher Pass ist ihm zu wenig. Vetere gehört zu den Menschen, die am nächsten Sonntag ihre politische Vertretung wählen können: Den Integrationsrat. Was er tun kann? Vetere ist nicht sicher. Denn vieles ist für ihn gut, so wie es ist. "Es liegt an den Menschen, ob sie sich engagieren oder nicht." Vetere hat einen Sprachkursus besucht – auf eigenen Kosten und spricht gut deutsch. "Besser als viele andere ausländische Mitbürger, die länger hier sind, aber sich nicht bemüht haben", findet er.

Rim Rayani (28) darf nicht wählen. Sie hat schon 1991 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und jetzt statt eines tunesischen Passes, einen deutschen. Dennoch hält sie die Einrichtung eines Integrationsrates für sinnvoll. "Das heutige Einbürgerungsverfahren ist schwieriger als noch vor zen Jahren", weiß sie.

Besonders die deutsche Sprache sei eine große Hürde, wenn auch unbestreitbar wichtig. Als Mitarbeiterin der Meerbuscher Volkshochschule weiß sie genau, welche Probleme der Spracherwerb mit sich bringt. "Viele Menschen mit Migrationshintergrund haben einen deutschen Pass, sprechen aber die Sprache nicht. Bei Gericht steht ihnen dann beispielsweise kein Dolmetscher zu", berichtet Rayani. Deshalb sei es gut, wenn es Ansprechpartner gebe, die helfen können.

Ihre Eltern sind als Gastarbeiter in den 70er Jahren nach Deutschland gekommen, berichtet die Fachangestellte für Bürokommunikation, die ihren Landsleuten bei sprachproblemen gern hilft. Anfangs habe ihr Vater sich mit einfachen Jobs über Wasser gehalten. Zuletzt hat er bei der Rheinbahn als Fahrer gearbeitet.

Eine Vorstellung, wer in den Integrationsrat gewählt wird, hat Rim Rayani ebenso wenig wie Rachid Jaghou. "Es gibt wenig Information", finden beide. Jaghou ist 28 Jahre alt und in Lank-Latum geboren. Seine Eltern stammen aus Marokko. "Dort habe ich auch Familie", sagt Rachid Jaghou. Aber sein Lebensmittelpunkt ist Meerbusch. Er hat die Theodor-Fliedner-Schule und später die Realschule in Osterath besucht, dann studiert und arbeitet seit 2001 in der Meerbuscher Verwaltung, wo er parallel zum Studium seine Ausbildung begonnen hat. Er ist Diplom-Betriebswirt und arbeitet im Bereich Service und Immobilien.

Wählen darf er nicht. Die Deutsche Staatsbürgerschaft besitzt er ebenfalls schon seit 1991. Wichtig findet er das Gremium trotzdem. "Ausländische Menschen müssen sich integrieren und nicht nur in ihrer eigenen Gruppe bleiben", findet er. Besonders bei Entscheidungen, die Jugendliche und Soziales betreffen, sieht er Aufgaben für den künftigen Integrationsrat.

(RP)
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