Menschliches Versagen Fehler der Fahrdienstleiterinnen führten zu Zugunglück in Meerbusch

Meerbusch · Rund zehn Monate nach einem Zugunglück in Meerbusch mit mehr als 40 Verletzten sehen die Ermittler menschliches Versagen als Ursache. Demnach machten zwei Fahrtdienstleiterinnen Fehler bei der Bedienung des Kontrollsystems.

Zugunglück in Meerbusch bei Neuss - der Tag danach
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Zugunglück in Meerbusch - der Tag nach dem Unfall

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Foto: dpa, rwe

Das mit rund 50 Verletzten in Meerbusch in Nordrhein-Westfalen vor zehn Monaten ist laut Gutachten auf Fehler zweier Fahrdienstleiterinnen zurückzuführen. Das hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft am Dienstag mitgeteilt. Eine der beiden Frauen habe eine falsche Zugnummer eingegeben. Der Fehler habe Folgeprobleme ausgelöst, an deren Ende beide Fahrdienstleiterinnen fälschlich von einer technischen Störung ausgegangen seien. Eine Regionalbahn mit fast 200 Reisenden war schließlich bei Düsseldorf auf einen Güterzug geprallt.

Dem Gutachten zufolge sei die Kollision im Dezember 2017 durch menschliches Versagen verursacht worden. „Es gibt keinen Anhaltspunkt für technische Defekte“, sagte Oberstaatsanwalt Uwe Kessel. Der gravierendste Fehler sei gewesen, bei der Freigabe der Strecke, auf der tatsächlich noch ein Zug unterwegs war, den „Befehl 12“ nicht erteilt zu haben, nämlich das langsame Fahren auf Sicht. Damit hätte die Kollision immer noch verhindert werden können.

Staatsanwaltschaft und Bundespolizei ermitteln wegen fahrlässiger Körperverletzung, Gefährdung des Bahnverkehrs und Eingriffs in den Bahnverkehr.

Vor dem Zugunglück hatte der Lokführer der Regionalbahn von einer Fahrdienstleiterin die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten, obwohl die Strecke noch nicht frei war. Er durfte damit das Haltesignal ignorieren und beschleunigte auf 120 Stundenkilometer.

Der Güterzug, auf den der Personenzug prallte, war gerade wieder angefahren. Dadurch war der Aufprall gemildert worden. Außerdem hatte der Regionalzug-Lokführer mit einer Notbremsung noch auf Tempo 85 abbremsen können, bevor es krachte.

In der Regionalbahn befanden sich mehr als 180 Passagiere. Die Menschen - darunter auch die Verletzten - mussten in dem Zug stundenlang ausharren, bis die Gefahr aus der herabgerissenen Oberleitung mit 15.000 Volt Hochspannung gebannt war. Die Bundesstelle für Eisenbahnunfall-Untersuchungen hatte die Kollision vom 5. Dezember 2017 als schweren Unfall mit mindestens zwei Millionen Euro Schaden eingestuft.

Ein schwerer Kran hatte die teilweise entgleisten Züge bergen müssen. Beide Züge waren nach Norden in Richtung Krefeld unterwegs - ein Regionalexpress der Linie 7 und ein leerer Güterzug von DB Cargo, der in Rotterdam beladen werden sollte.

Beide Fahrdienstleiterinnen seien berufserfahren. Der Fall sei nicht mit dem von Bad Aibling vergleichbar, wo ein zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilter Fahrdienstleiter am Handy gespielt hatte. Bei dem Unglück in Bayern kamen zwölf Menschen ums Leben.

Auf der Strecke am Niederrhein herrsche eine dichte Zugfolge, sagte Kessel. Die Dienstleiterinnen „standen unter einem gewissen Druck“, den Verkehr möglichst ohne Verspätungen abzuwickeln. Die Anwälte der beiden Beschuldigten bekämen nun ausreichend Gelegenheit, um Stellung zu nehmen. Dann werde über eine Anklage entschieden.

(siev/dpa)
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