Meerbusch Zellmer beendet "Farce"

Meerbusch · Die frühere CDU-Ratsfrau Gabriele Münks kritisiert, dass die Stadt und deren Behindertenbeauftragter die Kompetenz der Langst-Kiersterin Brigitte Zellmer für eine barrierefreies Meerbusch nicht nutzen.

Osterath Gabriele Münks ist außer sich und bricht öffentlich eine Lanze für die Langst-Kiersterin Brigitte Zellmer. "Die Frau ist in Behindertenangelegenheiten absolut kompetent", sagt die frühere CDU-Ratsfrau. Sie findet es "unverschämt und frech", wie Kommune und Behindertenbeauftragter mit ihr umgingen und dass sie trotz entsprechender Signale aus der Politik nicht zum Runden Tisch "barrierefreies Meerbusch" eingeladen wurde. Vor der Eröffnung ihres Gästehauses Münks in Osterath habe Brigitte Zellmer ihr für die Problematiken der Behinderten die Augen geöffnet. "Vorher war ich echt oberflächlich im Denken, was solche Fragestellungen angeht", sagt Gabriele Münks. Nun verfüge ihr Haus auch über behindertengerechte Übernachtungsmöglichkeiten.

"Ich bin traurig und echt betroffen, dabei könnte die Stadt von Frau Zellmers Fachwissen sehr profitieren", erklärt die Osteratherin. Dann würden nicht einfach Seniorenheime "ins Stadtbild gepflanzt", sondern auch berücksichtigt, dass die Wege im Umfeld mit Rollstühlen leicht zu passieren sein müssten, sagt sie. "Ich bin dafür sensibel geworden, als meine Mutter auf den Rollstuhl angewiesen war."

Brigitte Zellmer ist eine national und international gefragte Expertin. Im Jahr 2005 referierte sie auf Einladung der Stadt Dresden über "Freizeitgestaltung und Städtetourismus von und mit Behinderten." Für die Aida Cruises beriet sie den Schiffsarchitekten in der Entwicklungsphase, um die Belange der Menschen mit Handicap berücksichtigt zu wissen. Vor vier Jahren sprach sie auf Wunsch der SPD-Bundestagsfraktion vor den Abgeordneten zum Thema "Mobilität von Behinderten im Nah- und Fernverkehr". Die Reihe ließe sich fortsetzen. Nicht zuletzt hat der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung in der Ära Gerhard Schröder ihre Hinweise stets zu schätzen gewusst.

In einem Schreiben an Stadtsprecher Michael Gorgs erklärte Zellmer nun, das Ganze sei für sie inzwischen eine Farce. "Neuneinhalb Monate nachdem wir einen Behindertenbeauftragten bekommen haben, lädt dieser zu einem Runden Tisch nach Berliner Modell ein, und betroffene Bürger werden ausgeschlossen, obwohl gerade die Bürgerbeteiligung Grundlage des Modells ist. Neuneinhalb Monate nachdem wir einen Behindertenbeauftragten bekommen haben, werden die Erfahrungen aus Neuss vorgetragen. Dazu sind dann Vertreter der Wohlfahrtsverbände eingeladen. Ich hatte angenommen, dass wenigstens die wissen, was Barrierefreiheit bedeutet. Aber seien Sie beruhigt, ich will mich nicht aufdrängen, und ich bin weder eingeschnappt noch verletzt — eher amüsiert über so viel Ignoranz. Ich werde mich in Zukunft aus dem Projekt Meerbusch barrierefrei heraushalten und mich anderweitig engagieren wie auch bisher schon."

(RP/rl)
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