Norbert Linden gibt seine Praxis auf Ein Abschied von der Zahnmedizin

Büderich · Norbert Linden gibt nach fast 40 Jahren seine Praxis in Büderich auf. Seinen Beruf und seine Berufung, die Musik, konnte er immer miteinander verbinden. Nun will er mit seiner Frau in den Schwarzwald ziehen.

 Zahnmediziner Norbert Linden gibt seine Praxis an der Dorfstraße auf.

Zahnmediziner Norbert Linden gibt seine Praxis an der Dorfstraße auf.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Erst kommt die Musik. Das stand für Norbert Linden schon in frühen Lebensjahren fest: „Ich konnte Dinge hören, die andere nicht hören konnten.“ Also stand die Ausbildung zum Klarinettisten auch an erster Stelle. 1956 in Moers geboren, schritt der heutige promovierte und mit einer Professur ausgestattete Zahnheilkundler bereits als junger Mensch zielgerichtet durchs Leben.

Auf die Titel verzichtet Norbert Linden heute, sie spielen nach seiner Meinung keine Rolle. Schließlich war die Musik immer im wahrsten Sinne des Wortes tonangebend. Aber jetzt, da er nach fast 40 Jahren Selbstständigkeit seine Privatpraxis-Tätigkeit an der Dorfstraße in Büderich und damit den Beruf aufgibt, um mit seiner Frau in den Südschwarzwald zu ziehen, schaut er zurück: „Ich habe zwei Leben geführt und immer dafür gekämpft, das tun zu können, was ich wollte.“ Dabei richtete er sich auch gegen seine Mutter, trickste ihre Einwände gegen seinen Weg als Musiker – „brotlose Kunst“ – aus, machte mit 17 Jahren Abitur, wurde an den Musikhochschulen in Köln und Detmold unterrichtet und trat als Solo-Klarinettist mit dem Folkwang-Kammerorchester oder den Wiener Sinfonikern auf. Von seiner Musikkunst war Norbert Linden stets fest überzeugt: „Ich war eine Koryphäe.“

Um seine Mutter zu beruhigen, meldete er sich für das Studium Zahnheilkunde an, „ich wollte, dass ich abgelehnt werde“. Aber der Studienplatz Zahnheilkunde wurde zugesichert, und so liefen Vorlesungen und Musikproben in den unterschiedlichen Leben parallel: „Ich habe meist bis ein, zwei Uhr nachts gearbeitet und sehr wenig Schlaf gehabt. Das war harte Arbeit – aber null Stress.“ 1973 kamen erste schriftstellerische Tätigkeiten dazu. Inzwischen sind Erzählbände und der Roman „Apokatastasis“ erschienen - unter seinem Autoren-Pseudonym Lennart Nezogé. 1975 begann er das Studium Zahnheilkunde an der Heinrich-Heine-Universität und ließ sich privat zum Zahntechniker ausbilden.1980 folgte die Promotion und 1983 ließ sich Linden in einer eigenen Praxis – Moerser Straße, später Dorfstraße – nieder. Ein Ruf aus Sevilla brachte ihm den Professorentitel: „Zehn Jahre habe ich dort Vorlesungen gehalten.“

Und immer hat Norbert Linden darauf geachtet, Musik und Zahnmedizin voneinander zu trennen. Das war angesichts seiner vielfältigen Interessen auch in der Sparte darstellender Künste wie Schauspielerei und Kabarett nicht einfach. Er trug Chansons mit skurrilen Texten vor, las Schillers Glocke als „Schillers (G)Locke“ vor und sagt lachend: „Ich bin ein Bühnenmann. Die Bühne ist mein Wohnzimmer.“ Aber als Zahnmediziner war Norbert Linden ebenfalls erfolgreich. In der Praxis an der Dorfstraße gaben sich Patienten aus aller Herren Länder die Klinke in die Hand. Dabei kam dem passionierten Schachspieler Linden auch sein Sprachtalent zugute: „Ich spreche Japanisch, Italienisch, Französisch, Russisch, Englisch und ein bisschen Spanisch. Ich verstehe die Sprachen schnell, höre ihre Töne.“

Im neuen Domizil im Südschwarzwald wird Norbert Linden weiter Musik machen, wandern, mit dem Mountainbike fahren und Kurzgeschichten schreiben: „Wir haben in dem Haus einen großen Werkraum. Dort möchte ich das Bleistiftzeichnen erlernen.“ Die Praxis in Büderich ist weitervermietet, seine beiden Mitarbeiterinnen wurden übernommen.

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