Meerbusch Wohnen in vertrauter Umgebung

Meerbusch · Der Johanniter-Stift liegt am Rand von Büderich. Vielen Bewohnern ist das Umfeld vertraut. 120 Betten bietet das Seniorenheim. Schwerpunktmäßig werden dort demente Menschen betreut. Respektvoller Umgang hat dabei oberste Priorität.

 Elsa Pfeiffer (91) ist vor einem Jahr in den Johanniterstift gezogen und fühlt sich wohl. Persönliche Dinge hat sie mitgebracht. Palliativ-Schwester Christina Reinhardt unterhält sich gern mit der fröhlichen Bewohnerin.

Elsa Pfeiffer (91) ist vor einem Jahr in den Johanniterstift gezogen und fühlt sich wohl. Persönliche Dinge hat sie mitgebracht. Palliativ-Schwester Christina Reinhardt unterhält sich gern mit der fröhlichen Bewohnerin.

Foto: ud

Maria Weise hat ein Ziel: "Bis 2018 wollen wir die Doppelzimmer abschaffen." Hinter dem "wir" stehen die Leiterin des Johanniter-Stifts Meerbusch, ihre Stellvertreterin Maria Schwedt, Pflegefachkraft und Palliativ-Schwester Christina Reinhardt, Sozialdienstleiterin Heike Mack sowie ein insgesamt 109 Köpfe starkes Team. Sie alle sind für die Betreuung von 120 Pflegeplätzen zuständig und wissen, dass Einzelzimmer stark gefragt sind.

Eines davon bewohnt Elsa Pfeiffer, Jahrgang 1920: "Ich bin freiwillig hierher gegangen und fühle mich sehr wohl." Als die agile und fröhliche Büdericherin vor gut einem Jahr in den Stift zog, brachte sie einen Teil ihrer privaten Dinge und Möbel mit. Heute schwärmt sie: "Hier wird fast jeder Wunsch erfüllt." Vom Balkon aus kann sie ihren Kindern zuwinken und diese Nähe gibt ihr Sicherheit.

Hoher Altersdurchschnitt

"Grundsätzlich hat respektvoller Umgang oberste Priorität", so Maria Weise. Das hat in einem Haus, in dem 70 Prozent der Bewohner unter Demenz-Symptomen leiden und Pflegestufe III überwiegt, besonderes Gewicht.

Davon, dass auch der Altersdurchschnitt mit 85 Jahren — die Älteste ist 104 — über dem Kreis-Limit liegt, ist in den öffentlichen Bereichen nichts zu spüren. Es herrscht eine lockere Atmosphäre, die Lebensqualität vermittelt. "Wir feiern viele Feste", stellen Maria Schwedt und Heike Mack fest. Und wenn sich unter zwei Bewohnern mehr als Sympathie einstellt, können sie sich auch auf das Team verlassen.

Die Stammmannschaft ist seit über zehn Jahren dabei und hilft bei der Umsetzung des Modells "ProDoKu", einem preisgekrönten Konzept, das Wohnen mit Teilnahme am sozialen Leben beinhaltet. Derartige Ideale betreffen auch die Verpflegung. Gekocht wird im Haus, es gibt zwei Wahlgerichte, Vegetarisches und für Demenzkranke Fingerfood, Geburtstagsessen oder hochkalorische Wunschkost: "Wenn jemand Sahnetorte essen möchte, bekommt er sie auch."

Maria Weise legt Wert auf die Tatsache, dass jeder Bewohner bis zu seinem Tod im eigenen Zimmer, "der normalen Umgebung", bleiben kann: "Wir binden die Angehörigen früh mit ein." Die palliative Betreuung — seit 2005 mit Unterstützung der Hospizbewegung Meerbusch praktiziert — soll intensiviert werden. "Dazu wird bald ein neues Projekt vorgestellt", so Christina Reinhardt.

Für die Bewohner aber, die voll am Geschehen teilhaben, wird im Johanniter-Stift einiges geboten. Musik, Gesang und Malerei oder ein offener Gesprächskreis gehören zum Programm.

"Die Bewohner sind sehr interessiert. Sie machen Vorschläge, kritisieren oder loben", weiß das Führungsteam. Die Damen sind froh, dass sie — vor allem nach dem Wegfall der Zivildienstleitenden — von 33 Ehrenamtlern unterstützt werden. Sie sagen: "Wir freuen uns über jeden, der sich hier einbringen möchte."

(RP)
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