Meerbusch Wie Meerbusch um Investoren wirbt

Meerbusch · Bei der Immobilienmesse Expo Real in München suchen Bürgermeisterin und Wirtschaftsförderin gemeinsam mit dem Stahlkonzern Böhler Unternehmen aus Zukunftsbranchen für das 26 Hektar große neue Gewerbe-Areal in Büderich.

 Meerbuschs Wirtschaftsförderin Heike Reiß (links), Patric Gellenbeck von Böhler und Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage auf dem Niederrhein-Stand der Münchner Immobilienmesse "Expo Real".

Meerbuschs Wirtschaftsförderin Heike Reiß (links), Patric Gellenbeck von Böhler und Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage auf dem Niederrhein-Stand der Münchner Immobilienmesse "Expo Real".

Foto: Lothar Berns

Bei ihrem ersten Auftritt als Bürgermeisterin bei der Internationalen Gewerbe-Immobilienmesse Expo Real in München legt Angelika Mielke-Westerlage (CDU) den Schwerpunkt vor allem aufs Standortmarketing. Mit den Bürgermeistern, Landräten aus der Region und der Industrie- und Handelskammer stellt sie den Messeauftritt in München bis morgen Abend unter das Motto - "Rhein-Kreis Neuss und der Niederrhein - internationaler als Sie denken". Mielke-Westerlage steuert dazu nicht nur den Verweis auf die weltbekannten "guten Namen" wie Epson, Kyocera und Medtronic im Gewerbegebiet Mollsfeld bei, sie wirbt auch mit einer Bevölkerung, in der 100 Nationalitäten vertreten sind, allen voran die Japaner als größte ausländische Gruppe. Wenn Landrat Hans-Jürgen Petrauschke den Rhein-Kreis Neuss mit nur einer halben Stunde Fahrtzeit zum Flughafen Düsseldorf anpreist, toppt die Meerbuscher Bürgermeisterin das locker: "Von uns aus sind's nur zehn Minuten."

Investoren und neue Unternehmen wollen Mielke-Westlage und Wirtschaftsförderin Heike Reiß vor allem für die ehemalige Böhler-Erweiterungsfläche in Büderich gewinnen. Auf dem insgesamt 26 Hektar großen Grundstück direkt an der Stadtgrenze zu Heerdt entsteht ein neues Quartier für Wohnen und Arbeiten. Auf der Messe treten Bürgermeisterin und Wirtschaftsförderung gemeinsam mit dem Stahlkonzern Voestapline auf, der dort 65 000 Quadratmeter Gewerbefläche vermarkten will. "Unsere Wunschvorstellung ist es natürlich, die gesamte Fläche an einen Investor zu veräußern", sagt Patric Gellenbeck, der für Voestalpine auf der Messe in München Kontakte knüpft und dazu auch auf eine Partnerschaft mit der Standortgemeinschaft Niederrhein setzt. Sein erster Eindruck: "Die Messe als Netzwerktreffen funktioniert optimal, Kontakte zu potenziellen Kunden sind hier leichter zu knüpfen als anderswo." Für das Böhler-Areal stellt er sich - gegebenenfalls auch in drei Abschnitten zu vermarkten und zu realisieren - Büroprojekte und "nicht wesentlich störendes Gewerbe" vor. Mielke-Westerlage würde gern - wie schon im Mollsfeld - auf Unternehmen aus Zukunftsbranchen setzen - und das nicht nur, um ihre Ankündigung, die Gewerbesteuereinnahmen ohne eine Anhebung der Steuersätze zu erhöhen, in die Tat umzusetzen. "Die Menschen in Meerbusch sind gut situiert, das Bildungsniveau ist überdurchschnittlich, die Orientierung international", sagt die Bürgermeisterin in einer Talkrunde mit ihren Amtskollegen aus dem Rhein-Kreis auf der Expo-Real-Bühne. Böhler stehe auch für Strukturwandel. Rund 4500 Menschen hätten früher dort gearbeitet, inzwischen seien es wieder fast 1000, verteilt auf eine Vielzahl von Unternehmen. Will heißen: "Blaumann-Arbeitsplätze" mit viel Produktion oder intensiver Logistiknutzung sind in der Stadt weniger gefragt.

Mit Blick auf ein bereits länger diskutiertes, in der Planung aber noch nicht weit fortgeschrittenes interkommunales Gewerbegebiet mit Krefeld und Willich ergibt sich daraus ein erhöhter Abstimmungsbedarf. "Die Stadt Krefeld setzt - auch mit Blick auf ihre Bevölkerungsstruktur - ganz andere Prioritäten", sagt Heike Reiß. Während die Partner in einem solchen interkommunalen Gewerbegebiet Produktion, Industrie und Logistik einen hohen Stellenwert einräumen, würde Meerbusch am liebsten sein Mollsfeld-Konzept weiterführen. Die Kommunen wollen in weiteren Gesprächen erörtern, wie die verschiedenen Vorstellungen zusammenzuführen sind. "Das wird funktionieren - aber sicher nur langfristig", sagt die Bürgermeisterin.

Umso intensiver wirbt sie fürs Böhler-Areal. Dort könnte sofort gebaut werden. Danach allerdings wäre die Stadt auf die neuen, interkommunalen Flächen angewiesen, denn dann wird Gewerbegrund in Meerbusch knapp. Im Mollsfeld gibt es nur noch Restflächen und aktuelle Leerstände wie die Immobilie des aus Meerbusch weggezogenen Leasingunternehmens Athlon sind zwar vorhanden, haben aber für die Wirtschaftsförderung keine Größenordnung, die für eine mittel- und langfristige Entwicklung der Wirtschaft in Meerbusch von Bedeutung sind.

(RP)
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