Bewässerungsanlage in Büderich Wie ein Wasserschlauch die Ernte rettet

Meerbusch · Sven Rahm führt mit seiner Mutter einen landwirtschaftlichen Betrieb in Büderich. Ein modernes System hilft ihm gegen Trockenheit.

 Sven Rahm geht mit einem modernen Bewässerungssystem gegen die Trockenheit vor. Im Vordergrund ist ein Rollomat mit einem Wasserschlauch von 36 Millimetern Durchmesser und 200 Meter Länge zu sehen, im Hintergrund eine Saugpumpe.

Sven Rahm geht mit einem modernen Bewässerungssystem gegen die Trockenheit vor. Im Vordergrund ist ein Rollomat mit einem Wasserschlauch von 36 Millimetern Durchmesser und 200 Meter Länge zu sehen, im Hintergrund eine Saugpumpe.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Lange Trockenperioden haben Landwirten in den vergangenen Jahren große Sorgen bereitet. Ackerbaubetriebe kämpfen aufgrund der Wetterextreme teils mit erheblichen Ernteausfällen, wie unter anderem das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft erklärt. Um seine Tomaten, Kohlsorten, den Zuckermais und weitere Pflanzen vor dem Hitzestress zu bewahren, muss Sven Rahm Flächen bewässern. Der 23-Jährige führt mit seiner Mutter den Hof am Deich in Büderich. Den Bio-Betrieb möchte er für die Zukunft aufstellen und hat deshalb ein neues Bewässerungssystem angeschafft.

Wie eine große Kabeltrommel sieht das Gerät aus, das auf dem Acker an der Niederlöricker Straße steht. Auf dem sogenannten Rollomat ist ein Wasserschlauch aufgewickelt. „Am Ende des Schlauches befindet sich ein Kreisregner“, erklärt Rahm und zeigt auf einen gut 100 Meter entfernten Zugwagen. Von diesem aus wird in den Abendstunden Wasser auf das Feld herab­regnen – entsprechend geplant über einen Computer. Der Wagen mit Wassersprenger zieht sich anschließend automatisch und in einem langsamen Tempo zurück in Richtung Rollomat, der Schlauch wickelt sich auf. Somit fährt der Regner über den gesamten Acker und bewässert an unterschiedlichen Stellen den Boden.

Im Jahr 2019 hat Rahm die Maschine angeschafft. Etwa 9000 Euro hat er für das Gerät bezahlt, das eine Sprühweite von 30 Metern besitzt. Einstellen lässt sich an dem Rollomat unter anderem auch eine Gradzahl, um den Winkel zu bestimmen, in dem das Wasser auf die Erde herabfällt. Zunächst gelangt die wertvolle Ressource allerdings über eine dieselbetriebene Saugpumpe in den Schlauch. Die Kosten für die ebenfalls neue Pumpe: rund 15.000 Euro, wie Rahm erklärt.

Aus einer Tiefe von etwa achteinhalb Meter in den Boden hinein wird das Wasser von der Pumpe angesogen. „Diese Saugtiefe ist möglich, weil der Hof so nah am Rhein liegt“, sagt der Büdericher. Mit der neuen Technik sei eine effizientere Bewässerung möglich: Früher habe er aufwendig und mehrmals in einem Bewässerungsdurchgang Rohre verlegen müssen, um die Fläche zu beregnen. „Die Pumpe verursacht nicht mehr so viele Abgase wie die frühere“, nennt der 23-Jährige einen weiteren Vorteil. Eine Alternative zum Dieselmotor der Pumpe gebe es für ihn bisher nicht.

Zum Hof am Deich gehört eine Fläche von etwa 20 Hektar. Darauf wachsen Kräuter, Kartoffeln, Auberginen und viele Obst- und Gemüsesorten, die die Familie Rahm nach der Ernte vor allem auf Märkten verkauft. Auch 230 Hühner, Gänse, Enten, Schafe und Minischweine leben auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, dem die Hitze zu schaffen macht. „Vor zwei Jahren hatten wir Ackerbohnen ausgesät, die aufgrund der Trockenheit großen Schaden genommen haben“, sagt Sven Rahm. An den Tomaten, die in Folienhäusern wachsen, erkennt er regelmäßig Verbrennungsschäden. „Die Tomaten werden in der Hitze schnell überreif“, so Rahm. In diesem Jahr habe er allerdings noch vergleichsweise Glück mit den Wetterbedingungen gehabt, sagt er. Dennoch: „Die Tomaten und Zucchini bewässern wir jeden zweiten Tag“, sagt der junge Landwirt. Die großen Ackerflächen voller Gemüse werden einmal in der Woche beregnet.

Sven Rahm ist auf dem Hof aufgewachsen, hat aber bisher keine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert. Aktuell befindet er sich in einer Ausbildung zum Physiotherapeuten. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2015 übernahm er mit seiner Mutter Karin Birgels-Rahm den Betrieb. Unterstützung erhalten beide von zwei rumänischen Arbeitern. Neben der eigenen Anbaufläche bietet die Familie auf etwa 80 Quadrat­metern Gemüse-Parzellen zur Selbsternte an: Städter betreuen hier ihren eigenen kleinen Gemüse-Garten. Zudem betreut Rahm die Solidarische Landwirtschaft Meerbusch (Solawi) – er ist Bio-Partner des Vereins, dessen Mitglieder auf einer Fläche an der Niederlöricker Straße Gemüse zum Eigengebrauch anbauen. Der Hof am Deich ist außerdem Mitglied im Deutschen Bio-Anbauverband Demeter.

Sven Rahm ist bei Weitem nicht der einzige, der die moderne Bewässerungstechnik nutzt. Wer auf der Ackerfläche des Hofs am Deich steht, entdeckt allein in Sichtweite zwei andere, teilweise noch größere Rollomaten.

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